Crazy Gefühle sind total weit verbreitet

In ihrem Buch „Psychologie to go! Wie verrückt sind wir eigentlich?“ erklärt die Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin Franca Cerutti, was im Körper eines Menschen bei psychischen Erkrankungen, die oft unseren Alltag erschweren, konkret passiert. Unter „verrückt“ versteht die Autorin eine leichte Verrückung aus der Norm heraus. In ihrem Buch möchte Franca Cerutti zeigen, dass einiges, was man selbst an seinem Denken, seinen Gefühlen oder seinem Verhalten ganz schön crazy findet, eigentlich total verbreitet ist. Alle Fragen, die der Psychotherapeutin je zu seelischen Schieflagen gestellt wurden, beantwortet sie in „Psychologie to go!“. Mehr als jeder vierte Erwachsene erfüllt die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Etwa 18 Millionen Deutsche leiden unter Symptomen, die so gravierend sind, dass eine ausgeglichene, stabile Alltagstauglichkeit nicht mehr gegeben ist.

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Nicht nur die Ängstlichen sind misstrauischer geworden

Der Angstpegel der Deutschen ist laut einer Studie der R+V-Versicherung auf den höchsten Stand seit 25 Jahren gestiegen. Wie stark die Angst bei jedem einzelnen Menschen ausgeprägt ist und ob sich daraus Angststörungen entwickeln können, lässt sich nicht generalisieren. Georg Pieper ergänzt: „So führen die derzeit größten Ängste wie jene vor Terror, vor den Folgen der Flüchtlingskrise und vor politischem Extremismus bei jedem zu anderen Reaktionen.“ Wenn jemand Angst vor dem Autofahren hat, generell Risiken scheut, immer besorgt ist, dass den Liebsten etwas Schlimmes zustoßen könnte, wirkt sich die momentane existierende Bedrohungssituation aus jeden Fall angstverstärkend aus. Diese Menschen sind, das lässt sich genau beobachten, viel sensibler für die aktuelle Entwicklung und reagieren darauf schneller und heftiger. Der Psychologe, Therapeut und Traumaexperte Georg Pieper betreut seit Jahrzehnten Menschen nach extremen Katastrophen.

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Chronisch einsame Menschen werden krank

Viele Menschen kennen das: es gibt jemanden unter seinen oder ihren Freunden, der sehr viel allein ist. Manchmal ist das Alleinsein allerdings selbst gewählt. Jemand lebt als Single und sucht sich seine wenigen Freunde nach ganz bestimmten Kriterien aus. Dann ist das Alleinsein oft gar kein Problem, denn derjenige braucht nicht besonders viele soziale Kontakte, um mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 von Professor Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum sind besonders Menschen zwischen 30 und 34 Jahren und über 65 Jahren einsam. Maike Luhmann erklärt: „Dass die Älteren einsam sind, hatten wir ein Stück weit erwartet. Dass sich viele in der Altersgruppe zwischen 30 und 34 einsam fühlen, habe sie aber überrascht.“

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Die Deutschen sind von einer kollektiven Verunsicherung ergriffen

Menschen mit einer anhaltenden Angst, die nicht auf bestimmte Auslöser in der unmittelbaren Umgebung beschränkt und durch deine große Anzahl von Sorgen und Vorahnungen bestimmt ist, leiden an einer generalisierten Angststörung. Georg Pieper vertritt die Ansicht, dass die Deutschen von einer kollektiven Verunsicherung ergriffen sind, die sich über die vergangenen Jahre aufgebaut und im Jahr 2016 ein alarmierend hohes Niveau erreicht hat. Die Ursachen für dieses Unsicherheitsgefühl sind vielfältig. Georg Pieper erklärt: „Ein wichtiger Aspekt aus psychologischer Sicht ist das Gefühl, nicht mehr Herr über das eigene Schicksal zu sein und sich immer weniger als selbstwirksam zu erleben.“ Außerdem leben die Menschen heutzutage in einer globalisierten Welt, in der die wirtschaftlichen Zusammenhänge für viele undurchschaubar geworden sind. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Kinder haben immer vor irgendetwas Angst

Kinder fürchten sich eigentlich immer vor etwas. Pubertät oder Attacken des Trotzes, Wut und Schüchternheit: Alle Eltern kennen diese Entwicklungsphasen bei ihrem Nachwuchs. Wenn Familien zugeben müssen, dass ihre Kinder keine normale schwierige Phase der Heranwachsens erleben, sondern echte Probleme haben, suchen viele Eltern den Fehler erst einmal bei sich selbst. Jakob Fertmann erklärt: „Sie fühlen sich irgendwie schuldig. Aber davon muss man sich entfernen. Studien belegen, dass die Gründe zum Beispiel für Angsterkrankungen unglaublich vielfältig sind. Das hat was zu tun mit genetischer Prädisposition, mit dem sozialen Umfeld, mit Persönlichkeitsfaktoren des Kindes, mit Dingen die Kinder erleben oder erfahren.“ Man wird also nie so ganz feststellen können, woran es jetzt gelegen hat. Genau das Gleiche gilt für die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS). Jakob Fertmann ist Psychologe in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kinderkrankenhaus in Hannover.

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Traumatisierungen entstehen durch emotional nicht anwesende Eltern

Eine Gruppentherapie hilft vor allem bei Angsterkrankungen, sozialer Phobie, Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen, so eine Analyse der Universität Jena. Sie ist nicht nur wirksam in mancherlei Fällen, sondern auch kostengünstiger im Vergleich zu Einzeltherapien. Und sie hilft mehreren Menschen gleichzeitig – in Zeiten von knappen Therapieplätzen ist die Gruppentherapie unter Umständen eine sinnvolle Alternative. Bei zugelassenen Therapeuten übernehmen die Kassen die Kosten grundsätzlich genauso wie für die Einzeltherapie. Alle Menschen brauchen eine Verbindung zu anderen Menschen. Ohne sie kann man nicht leben. Aber viele haben damit Probleme wie beispielsweise Beziehungen zu führen, in Kontakt mit anderen zu treten – das fällt ihnen schwer. Oder sie haben nie gelernt, sich selbst wahrzunehmen. Etwa zu fühlen, wie sich Wut von Trauer unterscheidet. Sie haben vielleicht nie gelernt, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Sie haben nie erfahren, wie wichtig diese sind.

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Panikattacken können Todesangst auslösen

Der Psychiater Andreas Ströhle, der die Arbeitsgruppe Angsterkrankungen an der Charité in Berlin leitet, erklärt: „In Deutschland erlebt jeder Fünfte einmal im Leben eine Panikattacke, bei knapp vier Prozent entwickelt sich eine Panikstörung.“ Bei einer Panikstörung kehrt die Angst immer wieder zurück. Entweder einfach so, scheinbar aus dem Nichts, oder in bestimmten Situationen. Plätze mit vielen Menschen oder volle Kaufhäuser sind typische Auslöser. Je ausgeprägter die Krankheit, desto mehr bestimmt sie den Alltag der Betroffenen. Panik ist extrem: Jeder Herzschlag ist spürbar, mitunter schmerzhaft. Man schwitzt, zittert, hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Angst, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, wallt hoch. Die Angst, verrückt zu werden, kommt hinzu, weil alles um einen herum unwirklich wird. Man will davonlaufen – was nicht geht, weil die Angst mitläuft. Und alles gipfelt in der Angst zu sterben.

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