Als Lebensweise ist Kultur nur eine Frage der Gewohnheit

„Kultur“ ist ein außergewöhnlich komplexes Wort, das vier Hauptbedeutungen beinhaltet: Erstens den Bestand an künstlerischen und geistigen Werken. Zweitens den Prozess geistiger und intellektueller Entwicklung. Drittens die Werte, Sitten, Überzeugungen und symbolische Praktiken, nach denen die Menschen leben. Und viertens eine komplette Lebensweise. Die Kultur eines Volkes kann also Dichtung, Musik und Tanz bezeichnen, aber auch die Lebensmittel, die es isst, die Sportarten, die es betreibt, die Religion, die es praktiziert. Sie kann sogar die Gesellschaft als Ganzes meinen, samt Verkehrsnetz, Wahl- und Müllbeseitigungssystem. Das mag alles typisch für diese Kultur sein, wird aber nicht immer zu ihren Besonderheiten gehören. Terry Eagleton ergänzt: „Kultur in der künstlerischen und intellektuellen Bedeutung des Wortes kann durchaus Innovation miteinbeziehen, während Kultur als Lebensweise im Allgmeinen nur eine Frage der Gewohnheit ist.“ Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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David Gelernter kennt die Themen des Traums

In Träumen ist eine endlose Zahl von Themen möglich, aber bestimmte Motive sind als Grundbestandteile anderer Gefühle allgegenwärtig. David Gelernter nennt ein Beispiel: „Das wichtigste davon ist eine bestimmte Form des Heimwehs, die Sehnsucht nach einer Heimat, die es nicht mehr gibt und nie mehr geben wird.“ Die Trauer um den Verlust der Heimatwelt, die Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat, ist in gewisser Weise ein Zeichen, dass man Glück gehabt hat; wer sie erlebt, denkt voller Liebe oder Zuneigung – oder zumindest mit Nostalgie – an das vergangene Leben. Aber die Sehnsucht nach verlorener Heimat findet man selbst bei Menschen, die eine schlimme Kindheit hatten. Sie ist ein machtvoller und nahezu universeller Impuls, der nicht nur den eigenen Erinnerungen zugrunde liegt. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Emotionen bestimmen die sozialen Interaktionen im Alltagsleben

Menschen verstehen, was andere fühlen, indem sie aufmerksam ihren Emotionen folgen, die die sozialen Interaktionen im Alltagsleben bestimmen. Eine Person drückt ihre Emotionen aus, indem sie ihre Gesichtsmuskeln zusammenzieht, den Ton wechselt, die Körperhaltung ändert, den Kopf hebt oder senkt, bestimmte Gesten macht oder den Blick und die Berührungen ein wenig variiert. Dacher Keltner ergänzt: „Diese emotionalen Signale dauern gewöhnlich nur ein paar Sekunden, bilden aber die Grundlage dafür, wie sich die Menschen miteinander verbinden. Die Emotionen geben uns Informationen über den Gemütszustand der Menschen, über ihre Absichten und ihre moralische Haltung in der jeweiligen Situation.“ Die eigenen Emotionen lösen bei anderen Menschen ganz bestimmte Reaktionen aus. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Die eigenen Handlungen wirken sich direkt auf die Welt aus

Rituale beantworten einem Menschen die Frage, „Was soll ich als nächstes tun?“ und nehmen ihm damit die Bürde der Entscheidung und Überlegung ab. In einem früheren Buch mit em Titel „Ich schraube, also bin ich“ hat sich Matthew B. Crawford mit dem Verlust von Fähigkeiten im Alltagsleben beschäftigt. Das zentrale Thema das Buchs ist die individuelle Handlungsmacht – die Erfahrung, dass sich die eigenen Handlungen direkt auf die Welt auswirken, und das Wissen, dass diese Handlungen tatsächlich einem selbst gehören. Matthew B. Crawfords These lautete, dass echte Handlungsmacht nicht einfach auf freien Entscheidungen beruht, sondern paradoxerweise auf der Unterwerfung unter Dinge, die ihr eigens, unergründliches Wesen haben, ob dieses Ding nun ein Musikinstrument, ein Garten oder eine Brücke ist. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Nur wenige können ihre Lebensphilosophie klar formulieren

Der Soziologieprofessor Gerhard Schulze erklärt: „Das Wissen um die normativen Botschaften stilistischer Elemente bleibt im Alltagsleben fast immer unterhalb der Ebene des Bewusstseins und des expliziten sprachlichen Ausdrucks. Im Stil werden Lebensphilosophien zur unterschwellig gespürten Atmosphäre.“ Er spricht damit die unbewussten Imitationen an, die alle Menschen vollführen. Rotraud A. Perner ergänzt: „Außer wir üben uns in Selbstwahrnehmung, dann fällt einem oft auf, wen man gerade nachspielt.“ Gerhard Schulze fährt fort: „Stilsyndrome wie Rocker, Alternative, Familienväter, Hausfrauen, Emanzen, Bankangestellte, Yuppies oder aus der Mode gekommene Figuren wie Hippies, 68er, Halbstarke, Salonlöwen – sie alle haben auch die Bedeutung verschiedener Lebensphilosophien.“ Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer aktuellen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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Die neuen Möglichkeiten in der Medizin waren sensationell

Nie zuvor und nie mehr danach hat sich ein wissenschaftliches Weltbild in so kurzer Zeit und so stark und mit solchen Auswirkungen verändert wie in den 30 Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ulrich Herbert konkretisiert: „Neben der explosionsartigen Ausdehnung der Industrie war es vor allem die systematische Verbindung von Wissenschaft und Technik, die diese Epoche kennzeichnete.“ Im Bereich der Chemie standen zum Beispiel die großen Synthesen im Vordergrund wie die Indigosynthese von 1880 und die Synthese des Kautschuks von 1909, des Ammoniaks aus Luftstickstoff und Wasserstoff durch Katalysatoren im Jahr 1908. Auf dieser Grundlage wurden die Kunststoffe entwickelt, die in der Industrie und im Alltagsleben nun ihren unaufhaltsamen Siegeszug antraten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die Linken haben eine Affinität zu bürgerlichen Werten entwickelt

In den Großstädten geht ein neuer Trend um. Viele Menschen wollen total normal sein. Laut Cornelia Koppetsch gibt es heutzutage eine Sehnsucht nach konservativen Werten, die auch die urbane Boheme ergriffen hat: „Dieselben Milieus, die einmal mit alternativen Lebensentwürfen experimentiert haben, konzentrieren sich heute auf Absicherung, Statuserhalt und Angleichung an die vorgegebenen Strukturen.“ Heute zeigt man wieder, was man hat. Inzwischen ist es nicht mehr anstößig, Vermögen und Besitz auszustellen. Die Eliten treten ganz im Gegenteil wieder sichtbar auf, man bekennt sich zu ihnen. Umso schärfer wird die Abgrenzung nach unter gezogen. Neu ist auch, dass Gruppen, die sich bisher als „links“ verstanden, eine Affinität zu bürgerlichen Werten entwickelt haben. Cornelia Koppetsch ist Professorin für Soziologie an der TU Darmstadt.

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Chronische Schmerzen beeinträchtigen stark das Alltagsleben

Schmerzen warnen normalerweise Menschen vor Gefahr. Ohne sie fehlt ihnen das Gespür dafür, ob etwas ernsthaft verletzt ist oder nicht. Was passiert aber, wenn die Schmerzen chronisch werden – ohne Wunde, ohne Gefahr? Dann leidet in der Regel die Lebensqualität eines Menschen deutlich darunter. Professor Wolfgang Koppert, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, erklärt: „Betroffene gehen häufig nicht mehr arbeiten, entwickeln Depressionen und isolieren sich.“ Bei vielen Menschen, die von chronischen Schmerzen geplagt werden, haben diese sich verselbstständigt, wobei die Warnfunktion verloren gegangen ist. Wolfgang Koppert fügt hinzu: „Schmerz ist nicht nur Symptom, er kann sich zu einer eigenständigen Krankheit entwickeln.“ Auch wenn ursprünglich die Qual eine körperliche Ursache hatte, ist diese nicht mehr ausschließlich der Grund für die Beschwerden.

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Henri Lefebvre begibt sich auf eine Zeitreise durch die Modernität

Lange schon steht das „Moderne“ dem „Alten“ als Gegensatz gegenüber. Henri Lefebvre legt zur Frage „Was ist Modernität?“ eine Studie zur Geschichte der Bedeutungen des Begriffs „modern“ vor. Im Mittelalter hießen die gewählten und kooptierten Ratsmitglieder sowohl in den Städten mit Schöffenamt als auch in denen mit Konsuln die „Modernen“. Zur Unterscheidung nannten sich die, deren Mandat verfiel, die „Alten“. Im Begriff „Moderne“ waren laut Henri Lefebvre zwei Vorstellungen verschmolzen: die einer Erneuerung sowie die einer Regularität in der Erneuerung. Diese Vorstellung einer kreisläufigen Regelmäßigkeit im Wandel und einer Norm des Wandels tritt seiner Meinung nach jedoch bald in den Hintergrund. Der Terminus taucht nun in den verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens auf, vorab in der Kultur, allerdings durchweg mit einem polemischen Sinn behaftet.

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Die Spontaneität der Jugend lockt und fasziniert die Erwachsenen

Henri Lefebvre will in einem Essay nicht die Situation der Jugend in der zeitgenössischen Gesellschaft, samt ihren Problemen, darstellen, sondern zur Zerstörung der Mythen über die Jugend beitragen und zugleich den Platz dieser Gruppe innerhalb der modernen Gesellschaft sowie die Vielfältigkeit der damit verknüpften Fragen darstellen. Henri Lefebvre schreibt. „Der Mythos der Jugend, gleich dem des Proletariats besteht in einer Reihe philosophischer Behauptungen und ontologisch operierender Überinterpretationen, also solchen, die sich auf ein vorgeblich zu definierendes Sein beziehen.“ In diesem Sinne käme der Jugend ein eigenes Wesen zu, das für sich und durch sich selbst definiert wäre. Sie brächte also ihre besonderen Werte mit, ihre ganz eigene Erfahrung, im Gegensatz zu den angehäuften Erkenntnissen des Erwachsenendaseins. Eine Erfahrung, die sich dem Faktum des Beginnens und dem Geheimnis der Spontaneität verdankt.

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In gewissen Epochen häufen sich die Chancen auf ein neues Leben

Jede Epoche hatte dies kostbarste aller Güter: das Bild des erhofften, begehrten, möglichen „Neuen Lebens“. Henri Lefebvre schreibt: „Für das Neue Leben war man imstande zu sterben, folglich auch zu töten.“ Gekennzeichnet ist die Suche nach einem Neuen Leben durch eine mehr oder minder radikale Kritik des Bestehenden sowie die gründliche Zurückweisung der bestehenden Ordnung. Denn das Neue Leben ist bereits da, in der Nähe, ist möglich, fast gegenwärtig, allerdings noch unterdrückt im Abseits und harrt dort des Augenblicks der Befreiung. Das innovative Dasein, das etwas zum Vorschein bringen soll, ist indes nur scheinbar neu. Es ist absolut, außerhalb der Zeit – ebenso alt wie neu. Es ist mit den Worten Henri Lefebvres gesprochen Wiederholung, Wiedergeburt, Rückkehr zum Verlorenen, Wiederherstellung des Unverstümmelten sowie Auferstehung.

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Henri Lefebvre singt das hohe Lied auf die Feste des Frühlings

Seit den Anfängen der Kunst und der Literatur preisen und loben die Dichter den Frühling in den höchsten Tönen. Sie nennen ihn die Zeit der Liebe, die gewaltige Brunst der Natur, die Tage der Fruchtbarkeit und den Zeitraum der Herrschaft Aphrodites und der Venus. Das expressive Thema des Monats Mai zählt Henri Lefebvre zu jenen, die unerschöpflich scheinen. Die Lobgesänge der griechischen und lateinischen Texte hallen noch in seinem Gedächtnis nach. Von Anbeginn an bemächtigt sich auf die französische Literatur des Themas des Frühlings. Henri Lefebvre fügt hinzu: „Der antiken Vorstellung zufolge, die sich bis in die Naturphilosophie unserer Tage hinein verlängert, ist die Natur eine grundlegende Macht – Physis.“ In Raum und Zeit mit sich selbst identisch bleibend, impliziert sie seiner Meinung nach die Endlichkeit des Kosmos.

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Henri Lefebvre setzt sich mit dem Naturbegriff auseinander

Der Missbrauch, den die kosmologische Romantik mit dem Naturbegriff trieb, hat diesen laut Henri Lefebvre in Misskredit gebracht, obwohl systematische Philosophie bislang nie auf eine Philosophie der Natur verzichten wollte. Naturalismus und Naturismus haben den Begriff der Natur regressiv in Beschlag genommen, haben ihn bald verschnörkelt, bald einem von Physik oder der Physiologie abgezogenen elementaren Szientismus unterworfen. Schließlich ist der Naturbegriff durch die bürgerlichen und technizistischen Verzückungen schier unerträglich geworden, angesichts der mit den modernen Hilfsmitteln eroberten Welten des Schweigens, der Abgründe und Höhen. Henri Lefebvre schreibt: „Die Natur ist vom Journalismus, von der Literatur, den Massenmedien und zugleich von einer dekadenten Ontologie okkupiert worden.“ Seiner Meinung nach hat man die Natur entschärft, indem man sie interessanter machen wollte. Die ihr angedichtete Pittoreskheit und das Geschwätz über Natur haben ihren Begriff trivialisiert.  

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Die Metamorphosen des Teufels sind voller Überraschungen

Gerade jene, die den Teufel gemeinsam mit dem lieben Gott ausgetrieben haben, die guten, braven und loyalen Materialisten, haben laut Henri Lefebvre die naivste dualistische Vorstellung der Welt begründet. Nämlich die Gegensätze zwischen den Guten und den Bösen, zwischen dem wir und den anderen sowie zwischen den positiven Helden und den negativen Schurken. Henri Lefebvre schreibt: „Auf ihre Art haben sie die Dialektik des Dämonischen und des Göttlichen, des Guten und des Bösen, des Lichts und der Finsternis fortgesetzt. Der Teufel rächt sich; gemeinsam mit dem lieben Gott kommt er durch die Hintertür wieder herein.“ Die Metamorphosen des Teufels sind vielfältig und voller Überraschungen. Ihre Spur durchzieht, sie belebend, ebenso die Geschichte Gottes wie die des Seins der Philosophen.

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Michael J. Sandel stellt die Ökonomie der Anreize vor

Paul Samuelson definierte das Wesen der Volkswirtschaftslehre über ihren traditionellen Gegenstandsbereich. Seine Wirtschaftstheorie befasst sich mit der Welt der Preise, Löhne, Zinssätze, Aktien und Schuldscheine, Steuern und Ausgaben. Seine Ökonomie hatte eine konkrete und genau umrissene Aufgabe: Sie sollte erklären, wie Rezession, Arbeitslosigkeit und Inflation zu vermeiden sind, wie eine hohe Produktivität aufrechtzuerhalten ist und wie der Lebensstandard der Menschen gerechter gestaltet werden kann. Heute ist die Volkswirtschaftslehre laut Michael J. Sandel ziemlich weit von ihren Forschungsgegenständen abgekommen. Als Beispiel nennt der Moralphilosoph die Definition einer neuen Wirtschaftslehre von Gregory Mankiw, der schreibt: „Was Ökonomie bedeutet ist kein Geheimnis. Eine Ökonomie oder Volkswirtschaft ist einfach eine Gruppe von Menschen, die miteinander interagieren, während sie ihr Leben leben.“ Michael J. Sandel ist politischer Philosoph, der in Oxford studiert hat und seit 1980 in Harvard lehrt. Seine Vorlesungen über Gerechtigkeit machten ihn zu einem der bekanntesten Moralphilosophen der Gegenwart.

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Henri Lefebvre stellt den griechischen Denker Sokrates vor

Im Lauf ihrer Geschichte haben die Griechen in der Antike nicht wenige philosophische und politische Projekte erprobt. So gründeten sie zum Beispiel die Polis und wagten sich an die Schaffung eines Staatsgebildes. Außerdem erprobten sie äußerst unterschiedliche Verhältnisse von Theorie und Praxis, einschließlich der Rhetorik, der Sophistik und der Dialektik, in der Praxis. Philosophische Probleme versuchten die griechischen Denker mit der spekulativen, logischen und ontologischen Methode zu lösen. Zudem haben sie die Umrisse des Systems an sich entworfen, die Lehre vom Sein. Henri Lefebvre schränkt ein: „Sokrates allerdings konfrontiert lieber die Lehrsätze, als dass er ihnen beipflichtete oder dagegen argumentierte.“ Er ist weder ein Anhänger der unwandelbaren Ontologie des Parmenides noch der dialektischen Philosophieauffassung eines Heraklit.  

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Ironie setzt das geschärfte Bewusstsein eines Konflikts voraus

Die großen Ironiker wie Sokrates, Michel de Montaigne, Alfred de Musset und Heinrich Heine treten laut Henri Lefebvre in unruhigen, gestörten Zeitläufen auf, wenn sich die Menschen in ihrem Umkreis bedeutsamen Angelegenheiten widmen, wenn die Zukunft von großen Entscheidungen abhängt, wenn enorme Interessen im Spiel sind und die Menschen der Tat sich rückhaltlos in den Kampf begeben. Henri Lefebvre fügt hinzu: „Dann genau zieht der Ironiker sich auf sich selbst zurück, ohne sich freilich für immer einzuigeln.“ Er besinnt und stärkt sich nur, um anschließend dach draußen zum Publikum zurückzukehren, um die Akteure des Kampfes zu befragen, ob sie wirklich wissen, warum sie ihr Leben aufs Spiel setzen. Der Ironiker erkennt als erster die Grenzen der aufgebotenen Interessen und die Chancen der vorliegenden Taktiken.

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Rudolf Eucken analysiert den Ursprung des Wahrheitsbegriffs

Die Wahrheit gehört zu den Begriffen, die auf den ersten Blick einfach, ja beinahe selbstverständlich erscheinen, die aber umso komplizierter werden, je genauer man den Begriff untersucht. Rudolf Eucken erklärt: „Wenn das Alltagsleben von Wahrheit redet, so will es nur ein Bild, eine Meinung, eine Behauptung mit dem Tatbestande vergleichen, auf den sie sich bezieht; soweit dieser Tatbestand dem Bereich der Erfahrung angehört, ist solche Vergleichung leicht; es kann hier Wahrheit unbedenklich als eine Übereinstimmung unserer Vorstellung mit dem Gegenstande gelten.“ Aber dieser Wahrheitsbegriff kann seiner Meinung nach dem Menschen schon deshalb nicht genügen, weil es ihn treibt, die natürliche Verkettung der Erscheinungen zu durchbrechen, über die Welt nachzudenken und sein Verhältnis zu ihr abzuwägen. Der Mensch entwickelt dabei einen eigenen Kreis von Gedanken, die er von der Welt der Dinge unterscheidet und muss sich dabei fragen, wie weit sein Denken den Dingen entspricht.

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Süditalien hat seine ursprüngliche Schönheit bewahrt

Der Süden Italiens zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Der Urlauber trifft überall auf Relikte längst vergangener Zeiten, die umgeben sind von Landschaften, die einem den Atem rauben. Kampanien, Apulien, Kalabrien und die Basilikata haben ursprüngliche Schönheit bewahrt. Die Autorin Jacqueline Christoph nimmt den Leser im neuen Reise-Handbuch „Süditalien“, das in der 1.Auflage 2011 im Dumont Reiseverlag erschienen ist, mit auf unvergessliche Entdeckungsreisen im Mezzogiorno. Die einzelnen Kapitel des Reiseführers, der 24,99 Euro kostet, sind immer wieder durch Themenseiten unterbrochen, die zum Beispiel folgende Geschichten aufgreifen: „Garibaldi, Cavour und die Briganten“, Slow Food statt Fast Food“ oder „Der Duft Kalabriens“.  Die Autorin gibt den Süditalienreisenden folgenden Tipp: „Besser verweilen statt eilen, mit Muße reisen und trotz der fantastischen Küsten das sagenhafte Hinterland nicht vergessen.“

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