Die Erfahrung ist ein trügerisches Phänomen

Von Erfahrung und Erfahrungen ist heute in allen Bereichen des Lebens die Rede: Menschen machen Erfahrungen, sammeln sie, versuchen aus ihnen zu lernen, und sich an ihnen zu orientieren. Sie wünschen aus Erfahrung klug, möglicherweise sogar weise zu werden. Sie berufen sich auf ihre Erfahrungen, um ihre Behauptungen zu begründen und um fremde Autoritäten infrage zu stellen. Gleichwohl handelt es sich bei dem Wort „Erfahrung“ um eines der trügerischsten in der ganzen Philosophie, wie Alfred North Whitehead einmal bemerkte. Was es bezeichnet, erscheint einem zwar zunächst unmittelbar vertraut und leicht begreiflich. Versucht man jedoch, Erfahrungen begrifflich und theoretisch zu erfassen, gerät man schnell in Schwierigkeiten und Verwirrung. Trotz einiger Bemühungen, die seit der Aufklärung an Zahl und Intensität zugenommen haben, scheint der Terminus bis heute zu den unaufgeklärtesten Begriffen zu gehören, die es gibt.

Weiterlesen

Die Philosophie soll die Menschen weiser und besser machen

Im Band „Die Philosophie des ausgehenden 19. Und des 20. Jahrhunderts 1“ bieten Pierfrancesco Basile und Wolfgang Röd eine einführende und zugleich kritische Darstellung zweier der lebendigsten philosophischen Strömungen des letzten Jahrhunderts, vor allem in dessen erster Hälfte: der analytischen Philosophie und des amerikanischen Pragmatismus. Gegliedert ist das Buch in drei Teile. Im ersten Abschnitt stellt Wolfgang Röd Autoren wie Bolzano, Brentano oder Mach vor, bei denen er Ansätze der analytischen Denkweise erkennt. In den beiden anderen Teilen behandelt Pierfrancesco Basile den amerikanischen Pragmatismus (Teil II) und die analytische Tradition von Frege bis Quine (Teil III). Pierfrancesco Basilie ist Privatdozent am Institut für Philosophie an der Universität Bern. Wolfgang Röd war bis zu seiner Emeritierung Ordinarius für Philosophie am Philosophischen Institut der Universität Innsbruck.

Weiterlesen

Der spekulative Realismus vertritt die Existenz eines Absoluten

Der Herausgeber des Buchs „Realismus Jetzt. Spekulative Philosophie und Metaphysik für das 21. Jahrhundert“ Armen Avanessian stellt die vier bedeutendsten spekulativen Realisten vor. Er zählt dazu Quentin Meillassoux, Ray Brassier, Iain Hamilton Grant und Graham Harman. „Wenn man den neuen Realisten oder Materialisten folgt, sind die gegenwärtigen experimentellen Wissenschaften in der Lage, erstmals eine Welt und ein Universum zu beschreiben, das der Emergenz der menschlichen Intelligenz vorausgeht“, schreibt Armen Avanessian in seinem Editorial. Viele Aussagen der zeitgenössischen Physik übersteigen für Quentin Meillassoux schlichtweg die konzeptionellen Möglichkeiten der korrelationistischen Philosophie. Wissenschaftliche Aussagen erfordern seiner Meinung nach deshalb einen spekulativen Materialismus oder Realismus. Er vertritt die These, dass man sich eine Welt ohne Denken vorstellen kann, wodurch ein Absolutes existieren müsste, das nicht auf ein Denken angewiesen ist, sondern unabhängig von jeder kognitiven Bezugnahme existiert.

Weiterlesen