Der Verstand filtert die Wahrnehmung der Welt

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant, der von 1724 – 1804 lebte, vertrat die Auffassung, dass alle Menschen die Welt durch einen Filter wahrnehmen. Dieser Filter ist der menschliche Verstand. Er bestimmt, wie Menschen die Dinge wahrnehmen, und verleiht dieser Wahrnehmung ihre Form. Nigel Warburton erklärt: „Alles, was wir wahrnehmen, findet in Zeit und Raum statt, und jede Veränderung hat eine Ursache. Aber laut Kant liegt dies nicht an der Wirklichkeit, wie sie an sich ist, sondern ist eine Leistung unseres Verstands.“ Menschen haben keinen direkten Zugang zur Beschaffenheit der Welt. Sie können den Verstand ja nicht abschalten und die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Anselm von Canterbury erbringt einen Gottesbeweis

Viele Menschen haben eine Vorstellung von Gott. Sie verstehen, was Gott bedeutet, ob sie nun an die Existenz eines Gottes glauben oder nicht. Über Gott nachdenken, ist etwas ganz anderes als die Aussage, dass Gott tatsächlich existiert. Anselm von Canterbury (circa 1033 – 1109), ein Priester aus der Lombardei, der später Erzbischof von Canterbury in England wurde, bestritt mit seinem Gottesbeweis ganz neue Wege. Nigel Warburton erklärt, wie er argumentierte: „Die Tatsache, dass wir eine Gottesvorstellung haben, ist der logische Beweis für die Existenz Gottes.“ Anselms Argument geht von der unstrittigen Behauptung aus, dass man sich nichts Größeres als Gott vorstellen könne. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Der Politologe Ernst Fraenkel analysiert die Idee des Volkswillens

Ernst Fraenkel definiert die Repräsentation des Volkes wie folgt: „Repräsentation ist die rechtlich autorisierte Ausübung von Herrschaftsfunktionen durch verfassungsmäßig bestellte, im Namen des Volkes, jedoch ohne dessen bindenden Auftrag handelnde Organe eines Staates oder sonstigen Trägers öffentlicher Gewalt, die ihre Autorität mittelbar oder unmittelbar vom Volk ableiten und mit dem Anspruch legitimieren, dem Gesamtinteresse des Volkes zu dienen und dergestalt dessen wahren Willen zu vollziehen.“ Ein idealtypisches repräsentatives Regierungssystem geht laut Ernst Fraenkel von der These eines vorgegebenen und objektiv feststellbaren Gesamtinteresses und der Hypothese aus, dass der Wille des Volkes auf die Förderung des Gesamtinteresses gerichtet sei. Man nennt dies den hypothetischen Volkswillen. In der politischen Realität allerdings ist jedes Repräsentativsystem bestrebt, den Ansichten der Volksmehrheit Rechnung zu tragen, soweit sich dies mit der Förderung des Gemeinwohls in Einklang bringen lässt.

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Immanuel Kant erklärt a priori gültige Erkenntnisse

Immanuel Kant ist davon überzeugt, dass die Menschen im Besitz gewisser Erkenntnisse a priori sind und dass sogar der gewöhnliche Verstand über solche verfügt. Das sind Erkenntnisse, die nicht durch Erfahrungen oder Wahrnehmungen gewonnen werden, sondern deren Wahrheit bereits feststeht. Er stellt ein Merkmal in den Vordergrund, wodurch sicher die reine Erkenntnis von der empirischen unterschieden werden kann. Die Erfahrung lehrt, dass etwas so oder so beschaffen ist und nicht anders sein könne. Immanuel Kant schreibt: „Findet sich also erstlich ein Satz, der zugleich mit seiner Notwenigkeit gedacht wird, so ist er ein Urteil a priori; ist er überdem auch von keinem abgeleitet, als der selbst wiederum als ein notweniger Satz gültig ist, so ist er schlechterdings a priori.“

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Im spekulativen Realismus wird Denken wieder zum Abenteuer

Ins Wanken geriet die scheinbar feststehende Beziehung zwischen Subjekt und Objekt oder der Sprache und der Welt durch den französischen Philosophen Quentin Meillassoux. Für ihn sind die Datierungen der Wissenschaften nicht irgendwelche hypothetischen Konstruktionen, sondern reale Tatsachen, die unabhängig vom Denken entstanden sind und existieren. Denn laut Quentin Meillassoux gibt es sehr, sehr lange Zeiträume in der Geschichte der Welt, die unabhängig vom Menschen und seinem Denken waren und sind, da das Universum vor etwa 13,5 Milliarden Jahren und die Erde vor 4,45 Milliarden Jahren entstand, während der Mensch erst vor zwei Millionen Jahren in der Welt auftauchte. Und weil die Fakten der vorlebendigen und vormenschlichen Welt der Realität entsprechen, hat sich die Philosophierichtung, die Quentin Meillassoux angestoßen hat, den Namen „spekulativer Realismus“ gegeben.

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Die Philosophie kann das Leben wesentlich erhöhen

Wenn die Philosophie aus einem schaffenden Leben schöpft und damit allein eine Selbstständigkeit gewinnt, so hat sie laut Rudolf Eucken die große Aufgabe, den Menschen dieses Leben zu vermitteln und damit den Stand der Individuen wesentlich zu erhöhen. Rudolf Eucken, der den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1908 erhielt, schreibt: „Sie ist keineswegs eine Sache des bloßen Intellekts, sondern nur mit Hilfe des Intellekts vollzieht sich eine Erhöhung des Lebens. Sie steht nicht als eine kühle Betrachtung neben dem Leben, das unabhängig von ihr verläuft und erst nachträglich von ihr betrachtet wird, sondern sie selbst hilft das Leben bilden und weiterführen, sie wird von seiner Bewegung getragen und getrieben.“

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