Der Euro wird die aktuelle Finanzkrise nicht überleben

Der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg, der zu den bedeutendsten Ökonomen in Deutschland zählt, warnt davor, dass sich eine Schuldenkrise nicht mit noch mehr Schulden lösen lässt. Zudem sieht er, aufgrund historischer Parallelen ein böses Ende für den Euro voraus. Er sagt: „Ein Kollaps der Währungsunion erscheint kaum noch abwendbar.“ Gar nichts hält der Ökonom von dem Ausspruch der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die gesagt hat, dass die Situation ernst sei, aber eine gemeinsame Währung lohne jede Anstrengung. Er glaubt, dass die Kanzlerin mit einer solchen Aussage lediglich Illusionen schürt. Stefan Homburg zitiert den Finanzpsychologen Günter Schmölders, der einmal geschrieben hat, dass es erstaunlich sei, wie lange Regierungen die Bevölkerung im Glauben wiegen könne, es werde alles gut. Noch im März 1948 glaubten die meisten Menschen in Deutschland, dass ihre Sparguthaben sicher seien. In Wirklichkeit war die neue D-Mark schon längst gedruckt.

Insolvenzen sind für überschuldete Länder die beste Lösung

Laut Stefan Homburg geschieht gerade eine geräuschlose Friedensfinanzierung, die Milliarden Euro in Richtung der Finanzindustrie umleitet und dies durch immer neue Kürzel wie EFSM, EFSF oder ESM tarnt. Stefan Homburg sagt: „Die Regierungschefs und die Europäische Zentralbank (EZB) werden das Ende des Euro durch ihre Manöver so lange wie möglich hinauszögern.“

Stefan Homburg kritisiert die Regierenden in Europa, die sämtliche Stabilitätsregeln des Vertrags von Maastricht gebrochen hätten. Er erklärt: „Nichts spricht dafür, dass diese Regeln in Zukunft eingehalten werden, vielmehr spricht die inzwischen errichtete Haftungsgemeinschaft dagegen.“ Für die überschuldeten Mitgliedsstaaten der Euro-Zone wären seiner Meinung nach Insolvenzen die beste Lösung. Denn im Kern gehe es gar nicht um die Krisenländer, sondern um die Gläubiger, heißt eine der Thesen von Stefan Homburg.

Der Verteilungskampf zwischen Finanzindustrie und Steuerzahler

Der deutsche Steuerzahler alimentiert gemäß Stefan Homburg hauptsächlich diejenigen, die Griechenland und anderen Geld geliehen und dafür Zinsen kassiert haben. Der Finanzwissenschaftler erklärt: „Diese Gläubiger kämpfen nun darum, die Verluste den Steuerzahlern, also hauptsächlich den Arbeitnehmern, aufzubürden. Der Verteilungskampf zwischen Finanzindustrie und Steuerzahlern bildet den ökonomischen Kern des Problems, er wird aber verdeckt geführt und verschleiert.“

Die Schulden wandern inzwischen von der privaten zur öffentlichen Hand. Während vor zwei Jahren noch fast alle griechischen Staatsanleihen in Privatbesitz waren, sind heute schon rund 50 Prozent beim Steuerzahler angekommen. Stefan Homburg befürchtet: „Es ist absehbar, dass in wenigen Jahren auch die andere Hälfte verschoben wird.“ Hoffnung gibt es für den Finanzwissenschaftler eigentlich nur für diejenigen Menschen, die nichts besitzen, da ihnen nichts genommen werden kann und für Anhänger der buddhistischen Lebensweise, die materiellen Werten entsagt. Für alle anderen gibt es keine Hoffnung.

Von Hans Klumbies