Glücksforscherin Sonia Laszlo: „Glück ist kein Dauerzustand“

Das Glück hat sich in der Gegenwart zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Mit Coaching, Therapien und Büchern werden große Gewinne erzielt. Für diesen Boom sind laut Glücksforscherin Sonia Laszlo mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen ist die Welt ihrer Meinung nach kleiner geworden. Sie erklärt: „Früher haben wir uns nicht mit der gesamten Welt verglichen, heute vergleichen wir uns mit Weltbestwerten.“ Den Menschen wird von vielen Seiten her eingeredet, dass sie für alles selbst verantwortlich sind und alles veränderbar ist. Ratgeber versprechen eine schnelle Lösung aller Probleme. Die Leute glauben, dass diese Bücher ihnen helfen, weil sie möchten, dass es ihnen so geht, wie sie denken, dass es ihnen zusteht. Sonia Laszlo ist Kommunikationswissenschaftlerin und referiert an der Universität Wien zur Anthropologie des Glücks.

Glück kann man sich nicht mit einfachen Regeln aus Ratgebern herbeiwünschen

Sonia Laszlo hält viele Ratgeber des Glücks nicht für sehr glaubwürdig. Einige Dinge, die darin vorkommen sind für sie leider Scharlatanerie. Sie sagt: „Glück ist nicht etwas, das man sich mit einfachen Regeln aus Ratgebern dauerhaft herbeiwünschen kann.“ Sonia Laszlo arbeitet als Glücksforscherin am Institut für Europäische Glücksforschung und betrachtet ihre Disziplin als eine fächerübergreifende Wissenschaft. Sie schaut sich bei ihrer Forschung nicht nur das Glück an, sondern auch Faktoren wie Wohlbefinden, Zufriedenheit und soziale Umstände.

Als Glücksforscherin untersucht Sonia Laszlo zum Beispiel auch, welche Umstände beziehungsweise welche optimalen Rahmenbedingungen ein Mensch benötigt, damit er glücklich ist. Dabei hat sie verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung das Glück zu messen, beispielsweise klassisch durch Befragen. Der Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass sie hauptsächlich nur Glücksauslöser misst. Besser ist es, das Glück über die Gehirnforschung zu messen, die veranschaulicht, welche Prozesse beim Glücksgefühl im Gehirn vorgehen.

Glück ist nur in kurzen Momenten erfahrbar

Jeder Mensch muss für sich selbst die Glücksauslöser definieren. Dabei gibt es laut Sonia Laszlo kein Geheimrezept. Sie ergänzt: „Die Voraussetzungen sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Manche verwechseln Glück mit Wohlbefinden oder Zufriedenheit. Das sind Dinge, die länger andauern als Glück, das ein Prozess in uns ist, der nur im Moment erfahrbar ist.“ Glück ist kein Dauerzustand. Es ist also sinnlos, danach zu suchen und zu erwarten, ewiges Glück zu finden.

Glück ist für Sonia Laszlo wichtig, aber sie warnt davor es zu wichtig zu nehmen. Glück wurde in jüngster Vergangenheit damit gleichgesetzt, dass man immer fröhlich und positiv sein sollte. Sie kritisiert: „Dieser Positivwahn kann sogar gefährlich sein, wenn alle negativen Gefühle weggeschoben werden, die ebenfalls ihre Daseinsberechtigung haben.“ Der Mensch braucht ihrer Meinung nach sogar den Kontrast zum Unglück, um das Glück erfahren zu können. Viel Glück entsteht beispielsweise immer dann, wenn etwas ganz schlecht war und sich unerwartet zum Guten wendet.

Von Hans Klumbies