Simone de Beauvoir schrieb die Bibel des Feminismus

Das zentrale Thema in den Werken der französischen Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir ist die Eifersucht. Das ist erstaunlich, denn sie ging als Vorreiterin des freien weiblichen Lebens und Denkens in die Literaturgeschichte ein. Mit dem Roman „Sie kam und blieb“, der im Jahr 1943 erscheint, wurde Simone de Beauvoir berühmt. Die Geschichte handelt von einer Dreiecksgeschichte zwischen einem Paar und einer jungen Frau. Die Story ist liberal, kühl und analytisch geschrieben, aber zwischen den Zeilen brodelt es wie in einem Vulkan. Auch in der Titelgeschichte ihres Erzählbandes „Eine gebrochene Frau“ spielt die Eifersucht die Hauptrolle.

Simone de Beauvoir schließt mit Jean-Paul Sartre einen Liebespakt

Im Jahr 1929 lernte Simone de Beauvoir den genialen Jean-Paul Sartre kennen mit dem sie eine antibürgerliche Liebesbeziehung einging, die zur Legende werden sollte. Der Inhalt des Abkommens der beiden Intellektuellen sah folgendermaßen aus: Immer die Wahrheit sagen, keine Geheimnisse voreinander haben sowie in der Erotik eine größtmögliche Freiheit zu gewähren. Dazu kam eine alles umfassende Loyalität. Diesen Pakt hielt angefangen in der Studentenzeit bis zum Tod.

Das Hauptwerk Simone de Beauvoirs „Das andere Geschlecht“ erschien 1949 und sollte die europäische Kulturgeschichte beeinflussen wie vielleicht vor ihr nur das „Kapital“ von Karl Marx. Mit diesem Roman wollte sie eine Gesamtdarstellung der Lebens- und Existenzbedingungen der Frauen darstellen. Nie zuvor hatte eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller so universalistisch und radikal über die Rolle der Frau, die Weiblichkeit und die Emanzipation geschrieben. „Das andere Geschlecht“ entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte zur Bibel des Feminismus.

Simone de Beauvoir schrieb schonungslos offen über den Orgasmus der Frau, über die Mühen der Kindererziehung und die Nichtswürdigkeit der erniedrigenden Hausarbeit. In einem Kaffee in Paris schrieb sie 1949 auf einen Zettel den berühmten Satz: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“ Der Roman „Das andere Geschlecht“ war 1949 ein so großer Skandal, dass der Vatikan das Buch auf den Index setzte. Dennoch brachte das Werk Simone de Beauvoir Weltruhm ein.

Kurzbiographie: Simone de Beauvoir

Simone de Beauvoir kam am 9. Januar 1908 in Paris zur Welt. Ihr Vater prophezeite ihr, dass sie nicht heiraten werde und arbeiten muss. Auf eine Erbschaft konnte Simone de Beauvoir nicht hoffen, da die finanziellen Verhältnisse der Familie sehr begrenzt waren. Ab 1931 arbeitete sie als Lehrerin für Philosophie in Marseille, Rouen und bis 1943 in Paris. Für den Rest ihres Lebens hatte sie zusammen mit Jean-Paul Sartre ein gemeinsames Konto.

Wie ihr Vater vorausgesagt hatte, was Simone de Beauvoir nie verheiratet, obwohl ihr einmal in ihrem Leben, die große Liebe begegnete – der amerikanische Schriftsteller Nelson Algren. In ihren Briefen nannte sie ihn „Mein Gatte“. Einen Ring, den er Simone de Beauvoir Anfang der vierziger Jahre geschenkt hatte, trug sie noch bei ihrer Beerdigung, als sie auf dem Friedhof von Montparnasse neben Jean-Paul Sartre beerdigt wurde. Sie verzichtete allerdings auf die Ehe, denn sie wollte eigentlich nur eins: Die Beauvoir zu sein. Sie starb am 14. April 1986 in Paris.

Von Hans Klumbies