Seneca plädiert für ein Leben in Harmonie mit der Natur

Seneca erklärt, dass es hauptsächlich zwei Schulen sind, die Epikureer und die Stoiker, die sich darüber streiten, was der beste Weg zur Muße ist. Zur Muße gelangen beide, aber auf ganz verschiedenen Pfaden. Seneca zitiert Epikur, der sagt: „Der Weise wird sich nicht mit Staatsangelegenheiten befassen, es sei denn, es träten besondere Umstände ein.“ Der Stoiker Zenon dagegen sagt: „Er wird sich des Staates annehmen, es sei denn, es läge ein Hinderungsgrund vor.“ Strebt der erste vorsätzlich nach Zurückgezogenheit, tut es der zweite nur aus besonderem Anlass.

Ein Leben im Einklang mit der Natur ist das höchste Gut

Seneca fordert von den Menschen, dass sie ihren Mitmenschen von Nutzen sind, wenn es irgendwie geht. Wenn es nicht möglich ist recht vielen zu helfen, dann wenigstens doch einigen. Wenn es sogar nicht möglich ist, seiner engsten Umgebung behilflich zu sein, dann sollte man sich wenigstens um einen selbst kümmern. Seneca schreibt: „Eben durch seinen hilfreichen Einsatz für andere erfüllt er seine Pflicht gegenüber der Allgemeinheit.

Das höchste Gut ist für Seneca ein Leben, das im Einklang mit der Natur steht. Die Natur aber gab den Menschen eine doppelte Bestimmung: zur Betrachtung der Welt wie zum Tätigsein. Zur Weltbetrachtung gehört die Wissbegierde, die von der Natur den Menschen gegeben ist und im Bewusstsein der eigener Kunst und Schönheit zur Betrachtung der Sehenswürdigkeiten der Umwelt bestimmt. Die Natur hat den Menschen in den Mittelpunkt der Schöpfung gestellt um ihm den Überblick über das Ganze zu verschaffen.

Seneca unterscheidet drei Formen des Lebens

Laut Seneca lebt der Mensch im Einklang mit der Natur, wenn er ihr ganz ergeben ist, sie bewundert und verehrt. Die Natur verlangt, dass der Mensch tätig wirkt, aber auch Zeit für besinnliche Betrachtungen hat. Es kommt vor allem darauf an, welche innere Einstellung ein Mensch zum Ablauf des täglichen Lebens findet, ob er in ständiger Unruhe und sich nie die Zeit nimmt, sich vom menschlichen Bereich der göttlichen Sphäre zuzuwenden. Seneca ist davon überzeugt, dass ein ruhiges Leben eines Weisen der Menschheit mehr Nutzen bringen kann als die Geschäftigkeit und Hetzerei der anderen.

Seneca unterscheidet drei Lebensformen, bei denen der Streit gewöhnlich darum geht, welche die beste sei. Er schreibt: „Die eine widmet sich der Lust, die andere wissenschaftlichen Betrachtungen, die dritte einem tätigen Leben.“ Der Streit ist eigentlich überflüssig, da alles auf das Gleiche hinausläuft. Seneca erklärt: „Weder kommt der Fürsprecher der Lust ohne wissenschaftliche Betrachtungen aus noch sind dem Diener der Wissenschaft Lustgefühle fremd, und auch der einem tätigen Leben Verpflichtete kann nicht auf die wissenschaftliche Betrachtung verzichten.“

Von Hans Klumbies

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