Seit Jahrzehnten steigt auf der ganzen Welt das Denkvermögen

Vor rund 30 Jahren erforschte Professor James Flynn, ein neuseeländischer Politologe, ein interessantes Phänomen. Er fand heraus, dass seit den 1930er Jahren junge Amerikaner bei Intelligenztests zunehmend bessere Ergebnisse erzielten. Bald darauf konnte James Flynn diesen Zuwachs an Intelligenz auch in 14 anderen Industrienationen, darunter auch Deutschland, feststellen. Auch heute noch erforscht der inzwischen 79jährige Wissenschaftler den nach ihm benannten Effekt. Vor zwei Jahren hat er ein Buch geschrieben, in dem er zeigt, dass sich der Trend zu größerer Intelligenz auf der ganzen Welt fortsetzt. Doch die Meinungen gehen bei der Frage stark auseinander, was Intelligenz eigentlich sei. Der Psychologie-Professor William Stern definierte sie im Jahr 1911 wie folgt: „Intelligenz ist die Fähigkeit zur Anpassung an neuartige Bedingungen und zur Lösung neuartiger Probleme.“

In Deutschland erhöht sich die Intelligenz pro Jahr um 0,35 IQ-Punkte

William Stern entwickelte zudem erste Intelligenztest und erfand dabei auch den Begriff des Intelligenzquotienten, abgekürt IQ genannt. Dieser ist bis heute die Maßeinheit für das Denkvermögen geblieben. Als normal intelligent gelten Menschen, die eine IQ zwischen 85 und 115 erreichen. Dazu zählen etwa 68 Prozent der Bevölkerung. Eine Analyse von 14 Ländern, die James Flynn im Jahr 1987 ausführte, ergab, dass damals eine Generation gegenüber der vorhergegangenen einen Zuwachs von fünf bis fünfundzwanzig IQ-Punkten errang.

Dieser Trend der ansteigenden Intelligenz setzt sich bis heute auf der ganzen Welt durch, wenn auch in einzelnen Ländern mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Einen mittleren Platz nimmt Deutschland ein: der jährliche Anstieg beträgt 0,35 IQ-Punkte. Detlef H. Rost, Professor für pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie an de Universität Marburg, hat keinerlei Zweifel daran, dass die heutige Generation klüger ist als ihre Mütter, Väter und Großeltern.

Gutes und jahreslanges Gehirntraining fördert die Entwicklung der Intelligenz

Für Detlef H. Rost ist dieser Trend kennzeichnend für die notwendige Anpassung an moderne Lebensverhältnisse: „Es ist heute sehr viel schwieriger, sich in unserer Welt zurechtzufinden. Da braucht man mehr Intelligenz als noch vor hundert Jahren.“ Das Leben von heute verlangt also ein hohes Maß an Denkvermögen. Zudem herrschen heutzutage auch ideale Bedingungen, unter denen sich die Intelligenz entwickeln kann. Eine gute Ernährung und Gesundheitsversorgung tragen mit dazu bei, dass sich die Gehirne der Menschen besser entfalten können als in früheren Zeiten.

Außerdem hat sich das Bildungssystem ständig verbessert. Detlef H. Rost erklärt: „Früher setzte man eher auf Auswendiglernen, inzwischen steht mehr das Denken im Vordergrund. Zudem steigert jedes zusätzliche Jahr an Schul- und Ausbildungszeit die Intelligenz.“ Professorin Elsbeth Stern von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich weist darauf hin, dass viele der heute 80jährigen mussten bereits im Alter von 14 Jahren einen Beruf antreten. Damit sich Intelligenz entwickelt, bedarf es also eines guten und jahrelangen Gehirntrainings. Quelle: Apotheken Umschau

Von Hans Klumbies