Griechenland braucht einen Schuldenerlass von 50%

Für den Ökonomen Thomas Straubhaar, Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) führt an einem Schuldenerlass für Griechenland kein Weg vorbei. Die einzigen Fragen, die noch offen bleiben sind, wann und in welcher Form das geschehen wird. Thomas Straubhaar glaubt, dass dieser radikale Schritt unumgänglich ist, da der Schuldenberg in Griechenland eine gigantische Höhe angenommen hat und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu schwach ist. Aber nicht nur Griechenland, auch für Portugal und Irland wird eine Umschuldung unvermeidlich sein. Thomas Straubhaar sagt: „Ohne einen Schuldenschnitt kommen auch sie nicht aus dem Teufelskreis: Wegen ihrer hohen Schulden gelten sie als unsolide, die Anleger fordern hohe Zinsen. Die gewaltige Zinslast aber macht alle Sparanstrengungen zunichte. Die Schulden wachsen weiter.“

Das Szenario der langsamen Umschuldung

Laut Thomas Straubhaar sollten die Regierungschefs Europas sofort über eine Umschuldung nachdenken, da die bestehende Unsicherheit den Unternehmen und Konsumenten schadet. Vorteile haben im Moment nur Spekulanten, die durch die Ungewissheit riesige Gewinne erzielen können. Wenn die Politik im Fall Griechenlands keine vernünftige Lösung findet, wird sich eine schleichende Umschuldung noch weiter ausbreiten, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) weitere griechische Staatsanleihen aufkauft.

Gemäß Thomas Straubhaar finanziert in einem solchen Fall praktisch die EZB den griechischen Staatshaushalt, indem sie Geld druckt. Das Szenario eins des Gelddruckens lehnt der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts strikt ab. Thomas Straubhaar nennt eine zweite Alternative: „Es gibt auch die Möglichkeit einer langsamen Umschuldung, bei der die Rückzahlung der Anleihen aufgeschoben wird und die Zinszahlungen ausgesetzt oder verringert werden. Dieses Szenario wäre ein Schrecken ohne Ende.“

Die privaten Gläubiger dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen

Plan drei dagegen wäre ein Ende mit Schrecken. Von einem Tag auf den anderen müssten die Gläubiger einen großen Teil der Schulden abschreiben. Dieses Szenario wird Haircut genannt. Der liberale Ökonom Thomas Straubhaar schlägt als Lösung einen Weg vor, bei dem die Gläubiger zwischen Szenario zwei und drei wählen können – entweder also eine sanfte Umschuldung über lange Zeit oder einen schnellen Haircut. Thomas Straubhaar erklärt den Vorteil: „Jeder Gläubiger, also jede Bank mit Forderungen gegenüber Griechenland, kann entscheiden, ob er lieber sofort wertlose Forderungen abschreibt, oder nach und nach.“

Um Griechenland wirklich zu helfen, müsste es zu einem Schuldenerlass von mindestens 50 Prozent kommen. Thomas Straubhaar glaubt, dass es realistisch gesehen eher noch mehr sein werden. Alle öffentlichen und privaten Gläubiger müssen seiner Meinung nach dabei mitmachen. Er fordert: „Es müssten sich alle beteiligen, die Griechenland Geld geliehen haben. Deshalb muss man jetzt schnell handeln. Noch hält die öffentliche Hand nur ein Drittel der griechischen Schulden, zwei Drittel liegen bei privaten Investoren. Wenn man zu lange wartet, entwischen die privaten Gläubiger aus der Verantwortung. Dann werden die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert.“

Von Hans Klumbies

2 Gedanken zu „Griechenland braucht einen Schuldenerlass von 50%“

  1. es ist gut wenn dem land griechenland geholfen wird. aber die deutsche politik sollte auch einmal im eigenem land gucken, und nicht millionen in andere länder pumpen.

  2. Die Hilfen für Griechenland beschräken sich aktuell mehr oder weniger auf den Schuldendienst, d.h. auslaufende Anleihen sollen samt Zins gänzlich zurückgezahlt werden. Damit soll insbesondere verhindert werden, dass ein Kreditereignis (z.B. Zahlungsverzug bzw. Zahlungsausfall) offiziell festgestellt wird. Denn dann würde bspw. die Europäische Zentralbank enorme Abschreibungen vornehmen bzw. Mitgliedsstaaten dafür haften müssen. Griechische Anleihen dürften nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden. Zudem würden eine Reihe von Kreditausfallversicherungen zur Auszahlung kommen müssen, was wiederumg die Privatwirtschaft stark treffen bzw. schwächen würde. Mit Biegen und Brechen werden ganau diese Szenarien vermieden bzw. hinausgeschoben. Griechenland bräuchte vielmehr eine Anschubfinanzierung für die immer weiter kollabierende Wirtschaft, d.h. die Milliarden müssten in Infrastrukturprojekte, Bildung, etc. fließen. Doch dieser Weg scheint politisch genauso wie in der Bevölkerung nicht gewollt zu sein. Vielleicht muss es am Ende doch der Schuldenschnitt und vielleicht sogar eine Europause für Griechenland sein. Das Land würde Zeit bekommen, Strukturreformen anzugehen und sukzessive zu gesunden. Auch auf die Arbeit sollte man nicht gehen, wenn der Körper noch halb krank ist. Demnach wäre ein Ende mit Schrecken wieder einmal dem Schrecken ohne Ende vorzuziehen. Noch fehlt aber hier der Mut und die Ehrlichkeit der Politik.

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