Schlafmangel führt zu abnehmender Lernfähigkeit im Alter

Der Neurobiologe und Wissenschaftsjournalist Peter Sport gelangte bereits im Jahr 2007 in seinem „Schlafbuch“ zu folgendem Fazit: „Erst der Schlaf versetzt uns in die Lage, unserer Gegenwart vor dem Hintergrund der Vergangenheit einen Sinn zu geben. Oder anders ausgedrückt: Ohne Schlaf gibt es kein Bewusstsein.“ Schlafexperte Jan Born fasst diese Tatsache wie folgt zusammen: „Wir müssen schlafen, um geistig und immunologisch fit zu bleiben. Dass Menschen mit zunehmendem Alter immer weniger tief schlafen, wird inzwischen auch von vielen anderen Schlafforschern als Mitauslöser der Alterung und der abnehmenden Lernfähigkeit von Erwachsenen gesehen. Eine aktuelle Studie aus Amerika kommt sogar zu dem Schluss, dass die altersbedingte Abnahme an Tiefschlaf mitverantwortlich für die Gedächtnisschwäche vieler älterer Menschen ist. Das Streben nach ausreichendem und tiefem Schlaf ist demnach aktives „Anti-Aging“.

Ausgeschlafensein ist extrem wichtig

Eine gesellschaftspolitische Bestandaufnahme in Sachen Schlaf ist ernüchternd. Es spricht sich zwar allmählich herum, wie wichtig Ausgeschlafensein ist. Auf aufgeweckt sind viele Menschen deshalb noch lange nicht. Peter Spork kritisiert: „Führungskräfte, Selbstständige und – besonders fatal – Schulkinder werden so sehr gefordert oder verlangen sich so viel ab, dass sie immer weniger Zeit zum Schlafen haben.“ Freiberufler verdienen oft so schlecht, dass sie zu viel arbeiten müssen. Nach siebzehn Stunden ohne Schlaf schneiden Menschen in Leistungstests ungefähr so schlecht ab wie mit einer halben Promille Alkohol im Blut.

Nach 24 Stunden Schlafentzug sinken die Reaktionszeiten gar auf Werte, die man ausgeschlafen nur mit einem Promille Blutalkohol erreicht. Gerade aber wenn es um chronischen Schlafmangel geht, haben die Menschen dessen Bekämpfung selbst in der Hand. Peter Spork erläutert: „Wir können entscheiden, wie intensiv wir das rund um die Uhr laufende Einkaufs-, Unterhaltungs-, Sport-, Medien- und Zerstreuungsangebot nutzen.“ Man muss vor allem mit sich selbst klären, was einem wichtig ist: Freizeit und Arbeit oder ausreichender Schlaf.

Die meisten Menschen sparen am ehesten am Schlaf

Wer sich für den Schlaf entscheidet, ist klar im Vorteil und wird merken: Selbst wenn man kürzer arbeitet oder weniger Freizeit hat, geht es einem dennoch besser. Selbst die Arbeit geht leichter von der Hand. Peter Spork ergänzt: „Womöglich wird das Gleiche oder ein noch größeres Pensum in kürzerer Zeit erledigt. Und die Freizeit wird intensiver erlebt, man kann sich mehr darauf einlassen und hat größere Freude an den Aktivitäten.“ Unausgeschlafene dagegen arbeiten ineffektiv, und wenn sie nicht arbeiten, fehlt ihnen oft der Antrieb für Ereignisreiches, Forderndes und Kreatives.

Es ist schon erstaunlich, dass die meisten Menschen eigentlich wissen, wie gut ihnen ausreichender Schlaf tut, dennoch ist den meisten fast alles wichtiger, als das notwendige Quantum Schlaf. Der Schlafforscher Mathias Basner aus Pennsylvania hat festgesellt, dass der Schlaf inzwischen zum Handelsgut verkommen ist und die meisten Menschen am ehesten am Schlaf sparen: „Je mehr die Menschen arbeiten, desto weniger schlafen sie.“ Freizeit opfert dagegen kaum jemand. So ist es nicht verwunderlich, dass sich nach Wochen oder Monaten eine gehörige Portion Schlafmangel anhäuft. Quelle: „Wake up!“ von Peter Spork

Von Hans Klumbies