Gelungene Integration von Migranten umfasst auch soziale Aspekte

Der niederländische Soziologe Ruud Koopmans definiert Integration wie folgt: „Integration bedeutet, dass sich die Lebensverhältnisse von Zuwanderern an die der Mehrheitsgesellschaft angleichen.“ Das heißt, dass die Arbeitslosenquoten von Migranten nicht höher sind, ihre Kinder die gleichen Bildungsabschlüsse haben und die Einkommen – entsprechend ihrer Qualifikation – nicht niedriger sind als die der Gesamtbevölkerung. Dieser Teil ist in der Wissenschaft unstrittig. Für Ruud Koopmans umfasst gelungene Integration auch soziale Aspekte: Leben die Migranten in Parallelwelten oder werden sie ein Teil der aufnehmenden Gesellschaft? Nicht integriert in diesem Sinne sind Zuwanderer, die weitgehend unter sich bleiben, die keine Freundschaften zur deutschen Bevölkerung knüpfen, vorwiegend Zeitungen und Fernsehsendungen in ihrer Heimatsprache nutzen. Der niederländische Soziologe Ruud Koopmans leitet seit 2007 die Abteilung Migration, Integration und Transnationalisierung im Wissenschaftszentrum Berlin (WBZ).

Deutschland sollte Mehrfachehen von Muslimen strikt ablehnen

Eine wichtige Rolle spielt für Ruud Koopmans auch die Frage, ob es ethnisch gemischte Ehen in der Familie gibt. Integration bedeutet nicht, dass Migranten in jeder Beziehung deutsch werden. Doch das Grundgesetz ist von allen zu akzeptieren und das hiesige Verständnis von Religion, die nicht über dem Recht steht. Deutschland sollte Mehrfachehen von Muslimen strikt ablehnen. Das Gleiche gilt für Ehen mit Minderjährigen. In solchen Fällen sollte auch der Familiennachzug nicht mehr erlaubt werden.

Außerdem erleichtert der rasche Nachzug von Angehörigen nicht die Integration. Ruud Koopmans erklärt: „Die Erfahrung mit den Gastarbeitern lehrt, dass sich erst dann soziale Segregation entwickelt hat, als die Familien nachzogen.“ Die ersten Gastarbeiter, die vor 50 Jahren nach Deutschland kamen, lebten hier eher modern und fanden Anschluss an die hiesige Bevölkerung. Als dann die Familien nachzogen und sich damit Gemeinschaften bildeten, wurden aus den modernen Männern plötzlich konservative Familienväter.

Ruud Koopmans rät den Familiennachzug zu bremsen

Ruud Koopmans stimmt zwar zu, dass es bei den Flüchtlingen humane Gründe gibt, die für den Familiennachzug sprechen, gibt aber folgendes zu bedenken: „Aber angesichts der enormen Kapazitätsprobleme in den Ämtern, den Schulen, auf dem Wohnungsmarkt und auf dem Arbeitsmarkt wäre es ratsam, beim Familiennachzug zu bremsen.“ Außerdem sollte man über Anreizsysteme nachdenken. Sinnvoll wäre es, bei Flüchtlingen den Familiennachzug von Ehepartnern an Bedingungen zu knüpfen: an Deutschkenntnisse des Partners, an das Vorhandensein eines Mindesteinkommens und ausreichenden Wohnraum.

Ein uneingeschränktes Recht auf Familiennachzug sollte es laut Ruud Koopmans nur geben, wenn ein Flüchtling nachweisen kann, dass seine Angehörigen akut bedroht sind, etwa in einem Kriegsgebiet. Flüchtlinge sind außerdem schwieriger zu integrieren als andere Zuwanderer, denn bei ihnen handelt es sich um Zuwanderer, die von Deutschland nicht ausgewählt worden sind. Es kommen deshalb auch viele Menschen mit geringer Bildung. Ruud Koopmans fügt hinzu: „Zudem stammt der Großteil aus muslimischen Ländern, und meine Studien zeigen, dass sich Muslime mit der Assimilation an die Mehrheitsgesellschaft oft schwerer tun als andere Migrantengruppen.“ Quelle: Welt Kompakt

Von Hans Klumbies