Bei Rudolf Taschner wird Mathematik zum Abenteuer

Wer Zahlen beherrscht hat Macht. Rudolf Taschner entführt den Leser in seinem neuen Buch „Die Zahl die aus der Kälte kam“ in die abenteuerliche Welt der machtvollsten Zahlen. Sein Streifzug führt unter anderem zu Blaise Pascal, der schon im 17. Jahrhundert die Grundlagen für den modernen Computer entwickelte, zu Isaac Newton, der mit der Unendlichkeit rechnen lernte und zu Kurt Gödel, der zugleich an die Allmacht der Zahlen und Gespenster glaubte. Außerdem beantwortet er die Frage, warum sich der britische Geheimdienst an der Zahl 007 die Zähne ausbiss. Rudolf Taschner deckt die Geheimnisse der Mathematik auf so unterhaltsame Weise auf, dass auch Nichteingeweihte ihr Vergnügen daran haben. Rudolf Taschner ist Professor an der Technischen Universität Wien. Im Jahr 2004 wurde er zum Wissenschaftler des Jahres gewählt. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet.

Zahlen schaffen Ordnung und Übersicht

Aus der Legion von Geschichten über die vermeintliche Macht der Zahl hat Rudolf Taschner willkürlich einige wenige herausgegriffen. Dabei legte er nicht auf die historische Überprüfbarkeit in allen Einzelheiten Wert, sondern es ging um vor allem um die Botschaft, die mit den Erzählungen verbunden sind. Rudolf Taschner erklärt: „Zahlen sind nicht einfach da, Zahlen sind erfunden worden, um Ordnung und Übersicht schaffen zu können. Zahlen haben uns zu dienen, nicht zu beherrschen. Zahlen sind nicht das Fundament des Daseins, denn dieses ist sicher nicht kalt. Aber verbindliche Markierungen zu seinem besseren Verständnis sind Zahlen sehr wohl.“

Im Kapitel „Anspruch auf Allwissenheit“ stellt Rudolf Taschner den genialen deutschen Mathematiker David Hilbert vor. Dieser zeigte schon vor dem Jahr 1900 der erstaunten Fachwelt, wie es der Mathematik gelingt, Phänomenen  der Wirklichkeit Herr zu werden. Eine der entscheidenden Ideen, die David Hilbert bewegt ist folgende: „Die Objekte der Geometrie sind nicht in ihrer sinnlichen Erfassung vorhanden, sie sind deshalb manifest, weil wir sie zu denken vermögen. Das sinnliche Bild auf dem Zeichenpapier ist bloß ein Abglanz.“

Mathematische Aussagen müssen logisch einwandfrei sein 

Im Abschnitt „Denken mit Zahlen“ beschreibt Rudolf Taschner wie Blaise Pascal die erste Rechenmaschine der Welt entworfen und hergestellt hat. Er taufte sie „Pascaline“. Er stellt fest: „Ohne Zweifel darf man Blaise Pascal die Ehre zusprechen, als Erster die Idee der Rechenmaschine nicht nur genial und gewissenhaft entworfen, sonder solche Automaten bis hin zur Serienreife produziert zu haben.“ Dreißig Jahre später skizzierte der deutsche Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz eine Rechenmaschine, die ähnlich wie jene von Blaise Pascal funktionierte.

Die Methode der Mathematik ist die Logik oder das Denken. Es gibt Menschen, die meinen, das wäre das Gleiche. Begründungen mathematischer Aussagen müssen laut Rudolf Taschner auf jedenfall logisch einwandfrei sein. Verbirgt sich in einer Kette von Argumentationen für den Nachweis einer Formel ein Denkfehler oder eine Lücke, die sich nicht schließen lässt, hat der angebliche Beweis keinen Wert. Selbst wenn ihn eine mathematische Koryphäe vorträgt. Dies trifft selbst dann zu, wenn sich die Formel in Anwendungen hundertfach bewährt hat.

Die Zahl die aus der Kälte kam
Wenn Mathematik zum Abenteuer wird
Rudolf Taschner
Verlag: Hanser
Gebundene Ausgabe: 244 Seiten, Auflage: 2013
ISBN: 978-3-446-43683-1,  19,90 Euro
Von Hans Klumbies