Neunzig Prozent der Diagnosen von ADHS sind falsch

Bei jedem zehnten Jungen wird inzwischen in Deutschland das so genannte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS, diagnostiziert. Mit dem Medikament Ritalin, das den Wirkstoff Methylphenidat (MPH) enthält werden sie ruhig gestellt und brav gemacht. Im schlimmsten Fall werden die Kinder abhängig. Wenn Jungen sich in der Schule nicht ruhig verhalten und dem Unterricht nur schwer folgen können, kann das die verschiedensten Ursachen haben: Eine zerrüttete Familie, überforderte Eltern, unfähige Lehrer, einen zu hohen Konsum von Computerspielen sowie den fehlenden Auslauf in der freien Natur. Am einfachsten ist es in einem solchen Fall für ein schwieriges Kind eine Krankheit zu erfinden – ADHS. Denn dann braucht keiner mehr die Verantwortung für den Nachwuchs zu übernehmen. Es gibt ja Pillen, die scheinbar die Aufmerksamkeit bei den Kindern steigern und sie gesund machen.

ADHS ist ein Paradebeispiel für eine erfundene Krankheit 

Ulrike Lehmkuhl, Direktorin der Kinderklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité, hält es für unwahrscheinlich, dass sich das Symptom tatsächlich ausbreitet, wie man meinen könnte, wenn man den rasanten Anstieg der ADHS-Diagnosen im vergangenen Jahrzehnt betrachtet. Sie sagt: „Das ist schließlich kein Virus.“ Bei neun von zehn Kindern, die mit ADHS zur ihr geschickt werden, stellt sie eine andere psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung fest. Das heißt: 90 Prozent der Diagnosen von ADHS sind Fehldiagnosen.  

Laut Ulrike Lehmkuhl gibt es drei Kriterien, die bei einer richtigen ADHS-Diagnose zwingend vorhanden sein müssen: Hyperaktivität, Impulsivität und ein Aufmerksamkeitsdefizit. Sie erklärt: „Und das schon seit dem frühen Kindesalter: ADHS, das in der siebten Klasse plötzlich auftritt, gibt es nicht!“ Selbst der Erfinder von ADHS, der amerikanische Psychiater Leon Eisenberg glaubt nicht mehr an ADHS. Er sagt: „ADHS ist ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Krankheit.“  

Für Erwachsene wurde Ritalin erst im April 2010 zugelassen

Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelversorgungsforschung an der Universität Bremen, erklärt warum ADHS ein Jungen-Syndrom ist, da die Diagnose bei ihnen viermal so häufig auftritt wie bei Mädchen. Er sagt: „Unsere Systeme sind für Jungen unfreundlich geworden. Jungen wollen risikoreicher leben und sich erproben. Dafür fehlen ihnen aber heute die Freiräume. Jungen versuchen, Grenzen zu überschreiten, das gilt in unserem System als auffällig.“ Die Toleranz für ein jungenhaftes Verhalten ist in der deutschen Gesellschaft dramatisch zurückgegangen.

Zuschreibungsdiagnosen wie bei ADHS werden laut Gerd Glaeske unter dem Druck der Gesellschaft ausgestellt, um die Verordnung von Mitteln wie Ritalin, das die Leistung steigert, zur rechtfertigen. Die verschriebene Menge von Methylphenidat, aus dem Ritalin vor allem besteht, hat sich von 34 Kilo im Jahr 1993 auf fast 1,8 Tonnen im Jahr 2010 explosionsartig erhöht. Vor allem Kinder schlucken die Pillen. Für Erwachsene wurde das Medikament erst im April des vergangenen Jahres zugelassen.

Von Hans Klumbies

 

 

 

 

 

 

4 Gedanken zu „Neunzig Prozent der Diagnosen von ADHS sind falsch“

  1. Seufz … da schreiben die Blogger immer wieder voneinander und letztlich bei einem außerordentlich schlecht recherchierten Artikel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ab ohne ihr eigenes Hirn anzuwerfen.
    Nur mal zu Überschrift: Es ist schlicht nicht wahr, dass 90% de ADHS-Diagnosen falsch sind, auch nicht bei Frau Prof. Dr. Lehmkuhl, es handelt sich um die Verdachtsdiagnosen die Hausärzte (korrekterweise) zu ihr zur Überprüfung schicken, bevor die Kinder Medikamente bekommen. Drei bis vier Prozent der Kinder (nicht nur der Jungs) haben das angeblich erfundene ADHS, auch am Lehrstuhl von Frau Dr. Lehmkuhl an der Charité.

    Auf den anderen, zum Teil offensichtlichen Unsinn will ich hier nicht eingehen.

  2. ADHS heißt bei mir in der Ich-kann-Schule: „Alle Dummen haben´s schwer.“ Und alle, die nicht genau achtgeben und nicht sorgfältig handeln.
    Es gibt sehr unterschiedliche Gründe dafür, dass Kinder hyperaktiv werden und immer mehr das Gegenteil dessen tun, was man unbedingt von ihnen will. Unterricht z.B. ist einer der vernünftigsten Gründe, hyperaktiv zu werden, die ich kenne. Aber auch der simple Schülerstuhl, der den lebendigen Rhythmus des Lebens im Kind abrupt und ständig von 100% auf ca. 5 – 10 % drosselt. Davon hat die Pädagogik natürlich keine Ahnung, ja auch die Medizin fängt erst an, so simple aber entscheidende Sachverhalte zu sehen, zu messen und zu verstehen.
    Wir werden der Realität nicht gerecht, wenn wir im Problemfall immer alles allein auf das Kind beziehen und das Kind bearbeiten. Diese Reduzierung der Wirklichkeit kommt in den Auswirkungen oft einer Misshandlung gleich. Was ich aber am erstaunlichsten finde, ist, dass wir Strategien immer mehr forcieren, wenn wir damit Misserfolg haben. Ich habe z.B. einmal Zeugnisse untersucht und jeweils den ersten Satz aufgeschrieben. „Andi hat sich noch nicht richtig eingewöhnt. – Andi hat sich immer noch nicht richtig eingewöhnt. – „Andi hat sich noch nicht richtig eingefügt. – Andi hat sich immer noch nicht richtig eingefügt. – ….“ Wenn wir immer nur noch mehr Druck machen, brauchen wir uns über entsprechende REaktionen nicht zu wundern. RE-actio = actio!
    Ich grüße freundlich.
    Franz Josef Neffe

    • Toll – jetzt sind alle die es schwer haben ADHS-Kinder und die sind dann alle dumm und ein bisschen Sport reicht gegen das bisschen Hibbeln.

      DANKE auch Herr Neffe, das brauchen alle ADHSler dieser Welt !!!!

      Als nächstes sind die Mütter herzlos und alle Lehrer doof und im letzten Schritt sind die Kinder (und Erwachsenen) mit ADHS selber schuld. Weitere logische Schritte will ich nicht ausmahlen.

      Natürlich gibt es schlicht überforderte Kinder und Kinder mit Bewegungsmangel – aber das ist ja auch kein ADHS. Wer das verwechselt sollte mal wieder ein Buch zum Thema lesen.

      Das wird auch nicht als ADHS diagnostiziert außer vielleicht von ein paar übereifrigen Grundschullehrern. Ein gut geschulter Lehrer kann das auch Unterschieden. Und ein guter Arzt sowieso.

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