In der Renaissance wurde das Bankgeschäft begründet

Bereits im 12. Jahrhundert war Oberitalien ein Zentrum des Handels mit dem Orient und wurde im 14. Jahrhundert gemeinsam mit den Konkurrenten als Umschlaghäfen Genua und Venedig sowie im Zusammenspiel mit Florenz zum Ausgangpunkt der überragenden Bedeutung des Handelskapitals. Vor allem der Handel mit Gewürzen, Tuch und Metall legten den Grundstein zu einer aus Handelsgewinnen entstandenen Geldmenge, die dann gleichsam selbstständig weiterarbeitete. Dabei gelangten Geldrechnung und Kalkulation einen erheblichen Einfluss und begründeten das Bankgeschäft, wie nun überhaupt das ständige Geschäft üblich wurde. Die oft recht spekulative Gestaltung des Preises entfernte sich weit von dem bisher geforderten „gerechten“ Preis. Mehr noch als die Kunst des Schreibens und des Lesens, ist das Manipulieren mit den arabischen Ziffern in den Stadtschulen und Handelsmetropolen vermittelt und in der Praxis umgesetzt worden.

Die Kaufleute erfanden neue Formen des Fernhandels

Nun war es für die Kaufleute nicht nur möglich, übersichtlicher zu addieren, sondern auch zu multiplizieren und ohne den umständlichen Gebrauch von Münzen selbst die Gewinne aus dem eigenen Handel zu berechnen. Die Buchhaltung und der Wechselverkehr in den Kontoren der Kaufleute sind damit wesentlich gefördert worden. Auf dieser Grundlage gelang es auch innovative Formen des Handels mit fernen Ländern zu organisieren, bei denen der Händler nicht mehr selbst die Ware begleitete, sondern, ohne sie selbst zu berühren, sie vom Kontor aus fernlenkte.

Die großen Händlerfamilien, die bald in Familiengesellschaften übergingen, bestimmten auch die Politik der Städte, die in erster Linie aus Handelspolitik bestand. Sie förderten zum Beispiel eine stärkere Eigenproduktion in Oberitalien und traten über die Messen in Lyon und in der Champagne in einen fruchtbaren Austausch mit Flandern, dem zweiten europäischen Zentrum für Handel und Gewerbe. Messen hatten sich schon im 11. und 12. Jahrhundert an den Handelswegen der Kaufleute entwickelt.

In Antwerpen und Brügge wurden bereits viele Wertpapiere gehandelt

So erlangte beispielsweise die Frankfurter Messe bereits im 14. Jahrhundert europäische Bedeutung. Während sich auf den Messen des 15. Jahrhunderts in bestimmten Abständen  Händler aus verschiedensten Herkunftsgebieten trafen, um hier ausgestellte Waren zu kaufen, wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf Börsen, wie zum Beispiel in Antwerpen und Brügge, regelmäßig fast das ganze Jahr hindurch, nicht mehr präsentierte Waren und auch bereits viele Wertpapiere gehandelt.

Die Einführung des Wechsels machte aus dem zwangsweise Münzwechsel treibenden Händler den Bankier, der von der Prüfung der Kreditwürdigkeit eines Handelspartners zum Darlehensgeschäft überging. Ein ursprünglich im Handel gewonnenes Erwerbsvermögen stieg und arbeitete auf diese Weise weiter. Großhändler und am Geldhandel profitierende Kaufleute prägten weiterhin die Lebensformen in Italien, dann in Flandern und den Niederlanden und schließlich auch in den oberdeutschen Metropolen Augsburg und Nürnberg.

Von Hans Klumbies