Regisseur Steven Soderbergh will keine Kinofilme mehr drehen

Der fünfzigjährige Filmregisseur Steven Soderbergh, Oscargewinner, Liebling der Filmkritiker und Störenfried in Hollywood, verabschiedet sich vom Kino. Filmkritiker bezeichneten den genialen Filmemacher gerne als Wanderer zwischen den Welten – zwischen dem glamourösen Starkino Hollywoods und Filmexperimenten von kompromissloser Radikalität. Seinen Rücktritt vom Kino gegründet Steven Soderbergh damit, dass er Bücher schreiben, Bilder malen, sich selbst finden und dabei zur Ruhe kommen möchte. Da verabschiedet sich jemand vom Kino, der scheinbar auf dem Höhepunkt seines Schaffens als Regisseur angelangt ist, wie jüngst der Erfolg seiner Männerstrip-Saga „Magic-Mike“ deutlich machte. Und fast jeder der angesagten Filmstars in Hollywood wäre sofort bereit, unter seiner Regie einen Film zu drehen. Da tritt ein Regisseur zurück, von dem man in Zukunft noch einige große Filmklassiker hätte erwarten können.

Das Geschäft mit den Blockbustern ist in Hollywood unerträglich geworden

Zwei seiner größten Filmerfolge drehte er um die Jahrtausendwende fast zur gleichen Zeit: den Drogenkriegsfilm „Traffic“ und den Umweltthriller „Erin Brockovich“. Solche Abschiede, wie ihn jetzt Steven Soderbergh vorhat, sind eine Rarität, besonders im Filmgeschäft. Einst berühmte Regisseure warteten bis ins hohe Alter auf neue Filmangebote – vergeblich. Einer der Gründe, die Steven Sonderberg für seinen Rücktritt vom Kinogeschäft nennt, ist der Hype um die Blockbuster, der seiner Meinung nach unerträglich geworden ist.

Bis zum endgültigen Abschied von Steven Soderbergh vom Kino dauert es allerdings noch eine Weile. In dieser Woche kommt zum Beispiel sein letztes Filmprojekt, der Psychothriller „Side Effects“ in die deutschen Kinos. Und im Mai wird Steven Soderbergh noch einmal in Cannes vertreten sein, mit seinem Film über das Leben des Showmanns Liberace, der den Titel „Behind the Candelabra“ trägt. Der Meisterregisseur hat seinen Rücktritt vom Kino so terminiert, dass sein Filmschaffen genau ein Vierteljahrhundert umfasst.

Steven Soderbergh war der jüngste Gewinner der Goldenen Palme von Cannes

Trotz vieler genialer Filme, sind Steven Soderbergh nicht alle Filmprojekte gelungen. Immer wieder gab es Aussetzer, die viele Filmkritiker ratlos zurückließen. Seine Karriere startete allerdings spektakulär. Sein Debütfilm „Sex, Lies and Videotape“ machte ihn im Jahr 1989 gleich zum neuen Star des Sundance-Festivals und jüngsten Gewinners der Goldenen Palme von Cannes. Er war damals 26 Jahre alt. Sein Erfolg kam so überraschend, dass er zum Symbol für die unabhängige Produktion von Filmen wurde.

In den Interviews, die Steven Soderbergh zu seinem Abschied als Filmregisseur gibt, betont er immer wieder seine Rolle als intelligenter Anführer von Filmrebellen. Für Hollywood hat er nur Verachtung übrig: „Die Geldgeber werden immer angstvoller und risikoscheuer, die Filme immer dümmer und eindimensionaler, die Trailer immer lauter und brutaler, die Filmenden werden immer absurder in die Länge gezogen.“ Die 70iger Jahre waren seiner Meinung dagegen goldene Zeiten. Denn damals seien die besten Filme auch die erfolgreichsten gewesen und die Regisseure wurden noch wirklich respektiert.

Von Hans Klumbies