Plutarch setzte mit seine Biographien Maßstäbe

Plutarch wurde 46 nach Christus in Chaironeia, im äußersten Westen der griechischen Landschaft Böotien geboren. Er studierte in Athen an der Philosophenschule „Akademie“ die von Platon gegründet worden war. Platon war es auch, den sich Plutarch für sein ganzes Leben als philosophisches Leitbild wählte und den er tief verehrte. Plutarch schätzte an dieser philosophischen Richtung vor allem die Tatsache, dass alle Wissensgebiete in das Interessenspektrum der Philosophen einbezogen wurden. Die Stoiker waren ideologisch die erklärten Gegner Plutarchs, ebenso entschieden lehnte er die auf Lustgewinn abzielende Lehre der Epikureer entschieden ab.

Das schriftstellerische Werk Plutarchs

Plutarch verehrte Apollon, dem er als amtierender Priester zwei Jahrzehnte in Delphi dient, wobei er wesentlich zur Erneuerung des Kults beiträgt. Außerdem war er in einigen kommunalen Ämtern seiner Heimatgemeinde tätig. Neben seiner Priestertätigkeit und seinem politischen Wirken auf kommunaler Ebene hat Plutarch sich ganz auf die Schriftstellerei und die mündliche Lehrtätigkeit konzentriert.

Das schriftstellerische Werk Plutarchs setzt sich aus den beiden großen Gruppen der „Moralia“ und der „Vitae“ zusammen, also den ethischen Schriften und den Lebensbeschreibungen zusammen. Seine Ethik umfasst 78 Titel, die von der Philosophie bis zu gastronomischen Fragen praktisch alle Wissensgebiete umspannen.

Plutarch verurteilt den Aberglauben

Die literarischen Formen die er dabei verwendet sind ebenso vielfältig: neben dem Traktat und der Sammlung von Aussprüchen verwendet er die rhetorische Deklamation sowie besonders häufig den Platonischen Dialog. Bemerkenswert ist ein frühes Traktat „Über den Aberglauben“ in dem Plutarch den Aberglauben noch mehr als die Gottlosigkeit verurteilt.

Als sein gehaltvollster Dialog gilt „Über die späte Strafe der Gottheit“, in dem der Philosoph die langsam, mitunter bis hinein in die folgenden Generationen mahlenden Mühlen Gottes beschreibt. Er fasst die göttliche Geduld als ein Instrument auf, die dem Missetäter möglichst lange den Weg der Reue und Besserung gewähren wolle. Als die reifsten Schriften des Philosophen gelten seine religiösen Texte, vor allem seine leidenschaftlichen Schriften über das Apollinische Orakel.

Plutarch wird vor allem wegen seiner Biographien weltberühmt

Viel berühmter als seine ethischen Schriften machen ihn allerdings seine Biographien. Besonders die Parallelviten, in denen er große griechische und römische Persönlichkeiten, in der Regel Staatsmänner und Feldherren, zu jeweils einem Paar zusammenfasste. Dabei geht es ihm vor allem um die großen Leistungen des Einzelnen und die moralische Wirkung, die auf die Leser ausstrahlen soll. Die Wirkung dieser Biographien war besonders vom 17. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert im europäischen Geistesleben von großer Intensität und Nachhaltigkeit.

Sein Einfluss ist bei Geistesgrößen wie Michel de Montaigne, William Shakespeare, John Dryden und Jean Jacques Rousseau spürbar. Plutarch ist eine der letzten Persönlichkeiten der Antike, der das gewaltige geistige Erbe des Griechentums voll überblicken und in seinen Schriften bewältigen konnte. Dass ein großer Teil seiner Schriften erhalten ist, verdankt die Philosophiegeschichte Maximus Planudes, der seine Werke sammelte.

Von Hans Klumbies