Platon fragt nach dem Wesen der Gerechtigkeit

Eines der Hauptwerke Platons ist die „Politeia“, die zehn Bücher vom Staat, die die Frage nach dem Wesen der Gerechtigkeit wie ein roter Faden durchzieht. Das zweite Buch beginnt mit der Erörterung des bestmöglichen Staates und der Feststellung des Unterschieds zwischen Schein und wahrem Sein. Platon sieht es als höchst Unrecht an, wenn ein Mensch gerecht scheinen will, obwohl er es ganz und gar nicht ist. Eine vorläufige vage Bestimmung der Gerechtigkeit hat Platon wie folgt festgelegt: jeder soll das Seine tun.

Platons Höhlengleichnis

Das Höhlengleichnis im 7. Buch der Schrift vom Staat deutet im Mythos die irdische Existenz des Menschen und gliedert sich in drei Phasen: In der ersten Phase sind die Menschen in einer Höhle in Fesseln gelegt, sehen nur Schatten der Wirklichkeit, einer wird von den Fesseln befreit. In Phase zwei erblickt der Befreite Licht, Himmel und Sonne, der sieht die Sonne selbst, die als Idee des Guten fungiert. Im dritten Abschnitt kehrt der Freie in die Höhle zurück und will von der Wirklichkeit außerhalb der Höhle erzählen, er will die Gefangenen befreien und zur Wirklichkeit führen. Doch diese lachen ihn aus, da er von der Sonne geblendet in der Höhle umherwankt und wollen ihn sogar töten.

Die drei Stände des Staates

Der Mensch ist laut Plato auf die Gesellschaft der andern angewiesen. In seiner Gesellschaft soll es keinen Privatbesitz geben, sondern alles soll allen gemeinsam gehören. Alles Private hat gegenüber dem Staat zurückzustehen, sogar die emotionale Bindung, die normalerweise das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern auszeichnet. Der Staat soll die Kinder zu seinen Zwecken und Zielen aufziehen, damit sie sich nur dem Staat verbunden fühlen.

Platon untereilt den Staat in drei Stände: die unterste Schicht wird von den Bauern und Handwerkern gebildet, die zweite Stufe von den Wächtern oder Soldaten, und die oberste Stufe ist die des Philosophen, der in seiner Person den König verkörpert, den Lenker des Staates. Der Philosophenkönig besitzt die höchste Weisheit und Vernunft. Der Staat entsteht nach Platon zur Regelung der Bedürfnisse der Menschen wie Nahrung, Wohnung und Kleidung. Der Staat selbst ist ein Bild für die Einheit und hat folgende Aufgaben: er soll dem Einzelnen dienen, die Bedürfnisse der Menschen befriedigen, das Leben in Fülle ermöglichen und zur Einheit führen.

Die Schriften des Platon

Zu den Frühschriften Platon zählen die „Apologie“, die Verteidigungsrede des Sokrates vor Gericht. Der „Kriton“, in dem Platon das Gesetz über das Privatinteresse des Einzelnen stellt. Der Dialog „Euthyphron“, der die Frage nach dem Wesen der Frömmigkeit stellt. Der „Lysis“, in dem die Freundschaft erörtert wird. Der „Laches“, der sich mit der Tapferkeit auseinandersetzt sowie der „Charmides“, der dem Wesen der Selbstbeherrschung und des menschlichen Maßes gewidmet ist.

Zu den Mittelschriften des Philosophen zählen folgende Dialoge: der „Menon“, der eine Vorstufe zu Platons Ideenlehre ist, der „Euthydemos“, der die Gefahren sophistischen Denkens aufzeigt sowie die Dialoge „Phaidon“ und das „Symposium“. Im „Phaidon“ trägt Platon fünf Beweise für die Unsterblichkeit der Seele vor, im „Symposium“ preist er das Wesen der Liebe und des Eros. Den Abschluss der Schriften vor 367/366 bildet die „Politeia“, die zehn Bücher vom Staat.

Zu den Spätschriften des Denkers zählen der „Philebos“, der zwischen Lust und Erkenntnis zu vermitteln versucht, der „Timaios“, der die Entstehung und den Aufbau des Weltganzen beschreibt, der „Siebte Brief“, der auf das Leben Platons zurückblickt und die „Nomoi“, die einen zweiten Entwurf eines Staatswesens darstellen.

Kurzbiographie: Platon

Platon wurde 438 als Sohn einer Adelsfamilie geboren. Eigentlich wollte er in der Politik aktiv werden, doch die Diktatur der 30 und die ungerechte Verurteilung seines Lehrers und Vorbilds Sokrates ließen ihn davon Abstand nehmen. Er entschied sich für die Philosophie, weil diese die Quelle des Guten im privaten wie im öffentlichen Sinne sei. Auf seinen Reisen lernt er Ägypten, Sizilien und Süditalien kennen. Nach seiner Rückkehr nach Athen eröffnet er eine Philosophenschule, die Akademie, die bis 529 nach Christus existieren sollte. Bis zu seinem Tod im Jahre 348 vor Christus unterrichtet er dort.

Von Hans Klumbies