Das Philosophie Magazin stellt die Frage: „Leben wir zu schnell?“

Das Titelthema der neuen Ausgabe des Philosophie Magazins 02/2013 handelt von wachsender Mobilität, der digitalen Revolution und ständig steigenden Leistungsanforderungen. Viele Menschen leben scheinbar in einem Hamsterrad der Beschleunigung, der Rastlosigkeit und des Dauerdrucks. Manchmal können sie nicht mehr unterscheiden, ob ihnen die Zeit davonläuft oder ob sie selbst vor der Zeit davonrennen. Das Philosophie Magazin führt ein Interview mit dem Beschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa und stellt ihm unter anderem die Frage, was die gehetzten Menschen von heute falsch machen. Hartmut Rosa antwortet, dass die Lebensführung von vielen Menschen heute nicht mehr von der Frage „Was ist mir wichtig?“ geleitet wird. Viel entscheidender sind Prozesse der Beschleunigung, die das Leben bestimmen und die mit der Entwicklung moderner Gesellschaften zusammenhängen. Hartmut Rosa behauptet: „Deshalb ist auch der Versuch verfehlt, durch ein richtiges „Zeitmanagement“ sein Leben in den Griff zu bekommen. Das verstärkt den Druck auf den Einzelnen nur noch.“

Denken ist für Umberto Eco eine lustvolle Tätigkeit

Das Wesentliche für ein gutes Leben ist laut Hartmut Rosa eine gelingende Weltbeziehung entwickeln zu können. Er nennt das Resonanz. Menschen sind seiner Meinung nach auf Erfahrungen der Anerkennung angewiesen, die sie im Tagesverlauf erhalten. Sie entscheiden darüber, ob sich Menschen am Abend glücklich fühlen oder nicht. Aber auch andere Erfahrungen spielen eine zentrale Rolle. Hartmut Rosa sagt: „Wie meine Beziehung zur Welt als Ganzes beschaffen ist, entscheidet darüber, ob ich mein Leben als gelingend erfahre.“

Die Rubrik „Die Philosophen“ ist in der aktuellen Ausgabe des Philosophie Magazins Umberto Eco gewidmet. Seiner Herkunft nach Philosoph wurde Umberto Eco als Romanautor und kosmopolitischer Essayist zu einer intellektuellen Legende. Denken ist für Umberto Eco eine lustvolle Tätigkeit. Von den Philosophen war ihm immer der heilige Thomas als Argumentationsmodell wichtig. Die Art, wie er seinen Gedanken ein System gab, ist für Umberto Eco fantastisch. An der Universität haben ihn zwei Bücher geprägt: „Versuch über den menschlichen Verstand“ von John Locke und „Ethik“ von Baruch de Spinoza.

Hannah Arendt prägte den Begriff der „Banalität des Bösen“

Zu den Klassikern unter den Philosophinnen zählt inzwischen zu Recht Hannah Arendt, der auch die Sammelbeilage der aktuellen Ausgabe des Philosophie Magazins gewidmet ist. Berühmt geworden ist sie durch den Begriff der „Banalität des Bösen“, den sie prägte. Aber es wäre völlig unangemessen Hannah Arendt darauf zu reduzieren. Vor allem ging es ihr darum, der Politik die Würde zurückzugeben. Ihrer Meinung nach kann der Mensch seine Berufung zur Freiheit nur verwirklichen, wenn er handelnd auf der „Bühne der Welt“ in Erscheinung tritt. Gerade in Zeiten, in denen die Politikverdrossenheit ständig zunimmt, bleibt Hannah Arendt Denken aktuell.

Außerdem enthält das Philosophie Magazin 02/2013 ein Streitgespräch zwischen dem Schriftsteller und Unternehmer Ernst-Wilhelm Händler und der Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht über Privateigentum, Individualismus und Wettbewerb. In der Rubrik „Zeitgeist-Perspektive“ geht es um den Klimawandel. Der Ökonom und Philosoph Ottmar Edenhofer schreibt hier über kollektive Dummheit, gemeinsame Güter und über Wege aus der globalen Blockade. Im „Zeitgeist-Plädoyer“ stellt der Philosoph Philipp Hübl die These auf, dass Schönheitsoperationen der Ausdruck von Freiheit sind, nämlich den eigenen Körper nicht als schicksalhaft zu begreifen, sondern aktiv zu verändern. Das Philosophie Magazin regt wie immer zum Denken an, ganz nach dem Motto: „Denken hilft“.

Von Hans Klumbies