Das Philosophie Magazin fragt nach dem Tier im Menschen

In der sechsten Ausgabe stellt das Philosophie Magazin im Dossier die Frage: „Wie viel Tier steckt in mir?“ Chefredakteur Wolfram Eilenberger zitiert in seinen Ausführungen den amerikanischen Biologen und Verhaltensforscher Edward O. Wilson, der das Phänomen der Eusozialität ins Zentrum seiner evolutionären Analysen gestellt hat. Er meint damit die natürliche Disposition von Lebewesen, die jeweils eigene Existenz in den Dienst einer generationsübergreifenden Gemeinschaft zu stellen. Ameisen und Menschen, die beiden wahrhaft staatenbildenden Wesen, haben es als einzige Arten geschafft den gesamten Globus zu besiedeln. Edward O. Wilson schließt daraus, dass der Altruismus, der Wille zur Selbstaufopferung und generationenübergreifende Nachhaltigkeit sich damit als die wahren Erfolgsgaranten der Evolution erweisen. Es war also die Fähigkeit unserer Vorfahren, sich kooperativ und empathisch weiterzuentwickeln, die den Homo sapiens hervorbrachten. Wolfram Eilenberger schreibt deshalb: „Gerade das Tier in uns ist gut.“

Der Buddhismus verspricht den Zustand maximaler Glückseligkeit

In der Rubrik „Die Philosophen“ stellt das Philosophie Magazin Cornel West vor, der auch die philosophische Stimme des schwarzen Amerikas genannt wird. Der Tod Martin Luther Kings war für ihn eine entscheidende Begegnung mit der Zerbrechlichkeit und Kontingenz des Lebens, die mit Unrecht verbunden ist. Cornel West sagt: „Nach seiner Ermordung schwor ich mir, dass ich für sein Vermächtnis leben und sterben würde.“ Die prophetische Tradition, die im Zentrum seines Denkens steht, ist eine besondere Empfindsamkeit für das Leid der Unterdrückten, egal von welcher Hautfarbe, und ein Drang, über dieses Leid zu sprechen und daran etwas zu ändern.

Als Klassiker unter den Philosophen hat diesmal das Philosophie Magazin Buddha ausgewählt, der bereits zu seinen Lebzeiten als Verkörperung des Mitgefühls, der Weisheit und der Gelassenheit verehrt wurde. Heute gilt er als Begründer einer der großen Weltreligionen. Der Buddhismus kennt allerdings weder Himmel noch Hölle, noch einen gütigen Schöpfer, eine dauerhafte Substanz oder ein „Ich“ als Zentrum eines Individuums. Wer nach Selbsterkenntnis strebt, meditiert und sich aus der Befangenheit seines Ichs löst, kann im Buddhismus den Zustand maximaler Glückseligkeit erreichen.

Der Mensch braucht in der Moral keine Kompromisse einzugehen

Im Abschnitt „Zeitgeist Dialog“ führen der FDP-Politiker Christian Lindner und der Kulturtheoretiker Joseph Vogel ein Streitgespräch über die Zukunft des Kapitalismus. Für Christian Lindner ist dabei die entscheidende Zukunftsfrage wie die Soziale Marktwirtschaft ein globales Modell werden kann. Joseph Vogel macht auf das Eskalationspotential des Kapitalismus aufmerksam, das zu einer Erosion demokratischer Entscheidungsprozesse führt. Er sagt: „Man betreibt eine Art Notstandspolitik mit fast staatsstreichartigem Charakter.“

Als Buch des Monats kürt das Philosophie Magazin das Werk „Gerechtigkeit für Igel“ von Ronald Dworkin. Der amerikanische Philosoph erklärt, warum der Mensch in der Moral keine Kompromisse einzugehen braucht. Zu einem seiner Leitgedanken zählt, dass der Mensch eine ethische Verantwortung für das Gelingen seines eigenen Lebens hat. Man muss sich bemühen, ein authentisches Leben zu führen, eines, das man nach der ehrlichen Überprüfung möglicher Alternativen für tatsächlich wünschenswert hält. Auch wenn die Person weiß, dass der Erfolg nicht garantiert ist und das Schicksal jederzeit gnadenlos zuschlagen kann.

Von Hans Klumbies