Eine eindeutige Schönheitsformel hat noch niemand gefunden

Die Titelgeschichte des neuen Philosophie Magazins Nr.03/2014 lautet „Was macht uns schön?“. Darin gehen die Autoren unter anderem der Frage nach, wonach wahre Schönheit verlangt. Da die Menschen heute in einer Zeit leben, in der sich alle Normen aufzulösen scheinen, wird gerade in Fragen der Schönheit der Normierungsdruck immer stärker. Während die Griechen die Schönheit noch mit dem Wahren und Guten gleichsetzten, unterliegt sie in der modernen Gesellschaft dem Verdacht der Oberflächlichkeit und Gedankenferne. Obwohl die Schönheit jeder ersehnt, bekommt sie niemand so recht zu fassen. „Nur eines scheint sicher: Ein Leben ohne Schönheit wäre schlicht unerträglich. Sie ist der wahre Preis unserer Existenz.“ Allerdings verfügten weder die Griechen noch die heutigen Attraktivitätsforscher über eine eindeutige Schönheitsformel. Denn allen propagierten Idealmaßen zum Trotz, scheinen subjektive Gefühle wie Liebe und Zuneigung die Optik so zu verwirren, dass selbst von dem unvollkommensten Menschen eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausgeht.

In der Philosophie geht es um die Kreativität beim Denken

Für Thomas Macho, Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, wirkt Schönheit künstlich, sobald das Anpassungsinteresse zu sichtbar wird. Seiner Meinung nach ist nichts peinlicher als ein Mensch, der unbedingt schön erscheinen will. Deshalb nennt man ihn auch verächtlich einen „Schönling“. Denn die künstlich Schönen sind affektiert. Dieser Begriff bezeichnet das Gezierte, Manierierte und Angemaßte, das sich nicht allein am Aussehen festmachen lässt. Thomas Macho erklärt: „Affektiert sind Gesten, Handbewegungen, Schritte oder Blicke; sie demonstrieren einem imaginären Betrachter, dass sie ihr Angesehenwerden schon vorweggenommen haben.“

Im Gespräch mit Chefredakteur Wolfram Eilenberger vertritt Michael Hampe, Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, die These, dass ein gelingendes Leben kein Konkurrenzdenken kennt. In seinen Büchern rebelliert er regelmäßig gegen die weisheitsfernen Zumutungen des universitären Denkbetriebs. Für ihn ist Philosophie eher eine Kunst der Lebensbefreiung als eine methodisch geleitete Wissenschaft. Michael Hampe erläutert: „Wenn es philosophisch interessant werden soll, geht es nicht darum, ob ich lupenrein argumentiere, sondern ob ich auf Voraussetzungen komme, unter denen etwas sichtbar wird, war bisher nicht sichtbar geworden ist. Es geht um Kreativität und Kunstfertigkeit im Denken.“

Das Hauptwerk von Martin Heidegger heißt „Sein und Zeit“

In der Rubrik „Die Philosophen“ stellt das Philosophie Magazin diesmal Martin Heidegger vor. Er ist einer der wirkungsmächtigsten, aber auch einer der gefährlichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Denn Martin Heidegger war nicht nur Mitglied der NSDAP, sondern brachte sich in der Frühphase der Nazidiktatur auch mit aller Entschiedenheit in bildungspolitische Gleichschaltungsprozesse des Regimes ein. Der Kernaufruf seines Hauptwerks „Sein und Zeit“ bestand darin, dass ein ursprüngliches und eigentlicheres Lebensverständnis, fern der modernen Selbstentfremdung der städtisch-industrialisierten Existenz möglich und unbedingt wünschenswert sei.

Neben zahlreichen andern Bücher stellt das Philosophie Magazin das aktuelle Werk der amerikanischen Schriftstellerin Siri Hustvedt vor, das den Titel „Leben, Denken, Schauen. Essays“ trägt. Darin analysiert sie virtuos die dunklen Seiten der menschlichen Identität und erklärt, warum der Mensch auch mit dem Körper denkt. Weitere Themen der aktuellen Ausgabe des Philosophie Magazins sind: ein Artikel über die Debatte um den begleitenden Suizid von Svenja Flaßpöhler, ein Gespräch über das Gegenbild der Zigeuner mit Klaus-Michael Bogdal und aufklärende Zeilen über den Unterschied von links und rechts von Florian Werner und viele mehr.

Von Hans Klumbies