Der eigene Wille soll ein Garant für Erfolg und Glück sein

Im neuen Philosophie Magazin 05/2014 August/September beschäftigt sich das Titelthema mit der Frage: „Woher weiß ich, was ich will?“ Was soll der menschliche Wille nicht alles sein: ein innerer Kompass und ständiger Antrieb, Garant des Erfolgs und die Quelle der Lust. Doch gerade in entscheidenden Situationen erweist er sich oft als Schwächling und scheint die Orientierung verloren zu haben. Es stellt sich daher die Frage, ob ein Mensch durch rationale Abwägung und Kontrolle seiner Begierden wissen kann, was er wirklich will. Oder könnte es nicht auch sein, dass sich der wahre Wille gerade im dunklen, irrationalen Drängen tief im Inneren des Menschen offenbart? Womöglich gibt es sogar eine dritte Möglichkeit: Was wäre, wenn die wahren Freiheit einer Person gerade in der Überwindung ihres Willens läge? Diese Fragen beantwortet das neue Philosophie Magazin.

Die wenigsten Menschen folgen im Leben ihren tiefsten Wünschen

In einem Gespräch mit dem Philosophen John Perry über Willensschwäche und innere Ringrichter erklärt dieser, was er unter einem Motivationskomplex versteht: „Diese für jede menschliche Handlung unentbehrliche Mischung aus Wunsch, Sachkompetenz und Überzeugungen ist das, was ich einen „Motivationskomplex“ nenne.“ Rahel Jaeggi, Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin, vertritt die These, dass die meisten Menschen selbst in der heutigen Gesellschaft nicht direkt fremdbestimmt sind.

Nur die wenigsten Menschen sterben in dem Gefühl, ihren tiefsten Wünschen im Leben gefolgt zu sein. Der Philosoph Robert Pfaller und der Schriftsteller Rolf Dobelli diskutieren darüber, warum dies so ist. Außerdem sprechen sie über die Illusion der perfekten Wahl und den unstillbaren Wunsch nach einem zweiten Leben. Rolf Dobelli sagt: „Wir wissen ja nicht mit Sicherheit, was uns glücklich macht. Aber wir wissen, was uns mit Sicherheit unglücklich macht. Negatives Wissen – was nicht tun – ist viel aussagekräftiger als positives Wissen.“

Blaise Pascal schließt eine Wette auf Gott ab

In der Rubrik „Klassiker“ stellt das Philosophie Magazin diesmal den Philosophen und Wissenschaftler Blaise Pascal vor. Dabei geht es um ein ganz einzigartiges Glücksspiel. Der Einsatz ist keine Geldsumme, sondern unser (ewiges?) Leben. Denn das, worauf die Menschen setzen, ist nichts Geringeres als die Existenz Gottes. Wenn Gott nämlich existiert, ist er der Jackpot und das ewige Glück. Wenn er nicht existiert, ist der Verlust gleich null. Blaise Pascal macht aus Gott allerdings kein Objekt der rationalen Erkenntnis, sondern des wohlbegründeten persönlichen Engagements.

Der schwedische Geograf Gunar Olsson stellt im Philosophie Magazin seine Karten für eine neue Welt vor. Für ihn stellen Landkarten den Ursprung der handelnden Vernunft und nicht zuletzt der Philosophie da. Außerdem diskutieren der Schriftsteller Martin Walser und Aleida Assmann, Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft in Konstanz, über die Frage: „Gibt es ein gutes Vergessen?“ Ein Gespräch mit dem österreichischen Schriftsteller Christoph Ransmayr und zahlreiche Buchrezensionen runden das neue, wie immer hervorragende, Philosophie Magazin ab.

Von Hans Klumbies