Peter der Große ebnet Russlands Weg nach Europa

Zu den zahlreichen Bewunderern Peter des Großen zählten so bedeutende Persönlichkeiten wie der französische Denker Voltaire, der den russischen Zaren als einen Heros, genialen Gesetzgeber und Schöpfer Russlands und als politisches Vorbild für alle Zeiten feierte. Neben überschwänglichem Lob für Peter I., hagelte es auch reichlich Kritik an seiner Politik. Der preußische Gesandtschaftssekretär in St. Petersburg, Johann Gotthilf Vockerodt, beschreibt Peter den Großen als grausam im Frieden, schwach in Zeiten des Krieges, bewundert von den Ausländern und gehasst von seinen Untertanen.

Peter der Große schuf die erste russische Flotte

Peter I. lernte früh die Welt des Militärs kennen und hat dort im Aufbau und der Ausbildung seiner berühmten „Spielregimenter“ seine Fähigkeiten in der Menschenführung und der sinnvollen Verwendung militärtechnischer Hilfsmittel systematische entwickelt. Daneben war bei ihm ein starker Wille vorhanden, handwerkliches Geschick zu entwickeln. Er soll in 14 Handwerksberufen praktische Kenntnisse gehabt haben.

Es schuf die erste russische Flotte, die ihre Schlagkraft gegen die Türken unter Beweis stellte und das belagerte Azov am 18. Juli 1698 zur Kapitulation zwang. Im selben Jahr hatte Peter der Große einigen westeuropäischen Höfen einen Besuch abgestattet und von dort die Erkenntnis mitgebracht, das nur eine radikale Veränderung der bestehenden Verhältnisse und eine Angleichung an den Westen, die Zukunft des russischen Reiches sichern kann.

Der russische Staat übernimmt allein die Regie über die gesamte Wirtschaft

Er brach mit der traditionellen Fremdenfeindlichkeit Moskaus und öffnete die Grenzen für ausländische Techniker und Spezialisten. Er gewährte weitgehende Privilegien und die freie Religionsausübung, um die notwendigen Mitarbeiter für sein Reformprogramm zu gewinnen. Auf der anderen Seite stand Russland mehr als 20 Jahre unter einem harten Kriegsrecht. Im Kampf gegen die Schweden glückte Peter I., nach anfänglichen Niederlagen, 1709 gegen das Heer des Schwedenkönigs Karl XII. ein glänzender Sieg.

Im Bereich der Ökonomie entwickelte sich eine merkantilistische Wirtschaftspolitik, in der der Staat allein die Regie übernahm und das gesamte Wirtschaftsleben seinen machtpolitischen und militärpolitischen Prämissen unterordnete. Dieses System konnte nur durch eine Reihe von Zwangsmaßnahmen aufrechterhalten werden, um dem russischen Volk die ständig wachsenden Opfer und Entbehrungen zumuten zu können. Menschenleben zählten für den Zaren nicht.

Einige von ihm eingeleitetet Maßnahmen sollten sich als unumkehrbar erweisen. Russlands Weg nach Europa war vorgezeichnet. Peter der Große hat Russland in eine neue Epoche geführt, ohne die alten Fesseln ganz lösen zu können. Die Meinungen über seine politischen Verdienste bleiben nach wie vor gespalten: Sein Erbe beinhaltet Segen und Fluch, Fortschritt und Belastung.

Kurzbiographie: Peter der Große

Peter der Große wurde am 9. Juni 1672 im Moskauer Kreml geboren. Nach dem Tod seines ältesten Bruders wurde Peter I. 1689 zum Zaren ausgerufen. Nach der Rückkehr von seiner Reise nach Holland, England und den kaiserlichen Hof in Wien begann er eine umfassende Reformpolitik. Er gestaltete den gesamten Staatsapparat um. An erster Stelle steht die Städtereform von 1699, gefolgt von der Einführung der Gouvernementsordnung von 1709.

Es folgten die Reform des Senats von 1711, die der Kollegialbehörden von 1718 und des Generalprokurats von 1722. Im Jahr 1700 veranlasste er eine Kalender-, zehn Jahre später eine Schriftreform und 1721 eine Kirchenreform. 1722 änderte er die Regelung der Thronfolge, schuf einen neuen Dienstadel und führte zwei Jahre später die Kopfsteuer ein. Mit der Gründung der neuen Hauptstadt St. Petersburg im Jahr 1703 hat er sich ein Denkmal gesetzt. Dort starb er am 8. Februar 1725.

Von Hans Klumbies