Peter Bofinger will auf keinen Fall zur D-Mark zurück

In seiner Streitschrift „Zurück zur D-Mark?“ vertritt der international renommierte Ökonom und Wirtschaftsweise Peter Bofinger die These, dass eine Rückkehr zur D-Mark für Deutschland in einem verheerenden Desaster enden würde. Er fordert eine grundlegende Reform der Währungsunion und positioniert sich gegen den monetären Nationalismus. Peter Bofinger ist fest davon überzeugt, dass nur der Euro den Wohlstand in Deutschland sichern kann und die Länder Europas nur gemeinsam in der Lage sind, sich gegen die Mächte der Märkte zu behaupten. Zudem tritt Peter Bofinger in seinem Plädoyer für den Euro dafür ein, dass die Arbeitnehmer wieder am wachsenden wirtschaftlichen Wohlstand beteiligt werden müssen. Auch ein schuldenfreies Wachstum ist für ihn nicht im Reich der Utopie angesiedelt. Der Euro ist laut Peter Bofinger nicht das Problem der aktuellen Finanzkrise in Europa, sondern die Lösung.  

Die globale Finanzkrise ist verantwortlich für die Probleme des Euro

Was viele Wutbürger und Wutökonomen als Defekt des Euro ansehen ist für Peter Bofinger in Wirklichkeit die Folge eines gewaltigen Erdbebens, das die gesamte Weltwirtschaft mit der globalen Finanzkrise erfasst hat. Noch viel weniger erkennen diese Kritiker des Euro das tiefer liegende Problem, dass die Weltwirtschaft nicht mehr nachhaltig wachsen kann, wenn die Verteilung der Einkommen immer ungerechter wird. Peter Bofinger erklärt: „Die hohen Staatsdefizite waren nichts anderen als Substitute für die fehlende Kaufkraft der vom allgemeinen Wirtschaftswachstum abgekoppelten Durchschnitts-Arbeitnehmer.“

Laut Peter Bofinger geht es bei den aktuellen Auseinandersetzungen um den Euro längst nicht mehr um die Frage, ob die Europäische Zentralbank (EZB) Anleihen kaufen soll oder nicht. Es gibt zwei Alternativen. Peter Bofinger erläutert: „Es geht allein darum, ob wir den Euro so weiterentwickeln, dass er wieder aus eigener Kraft lebensfähig ist, oder aber zurück zur D-Mark wollen.“ Deutschland steht vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob das Land bereit ist, einen großen Schritt in die Richtung einer stärkeren europäischen Integration zu gehen.

Die Währungsunion braucht eine grundlegend neue Architektur

In seinem Buch „Zurück zur D-Mark?“ möchte Peter Bofinger den Beweis antreten, dass Europa grundsätzlich das Vertrauen der Europäer verdient, auch wenn im vergangenen Jahrzehnt einiges aus dem Ruder gelaufen ist. Mit dem Euro 2.0 will der Wirtschaftsweise einen Lösungsweg aufzeigen, der nach einer temporären Stabilisierung durch die EZB möglichst rasch eine grundlegend neue Architektur der Währungsunion ansteuert. Peter Bofinger erklärt: „Sie erfordert neben der Säule einer einheitlichen Geldpolitik unter der Verantwortung einer politisch unabhängigen Notenbank eine zweite Säule einer fiskalen Integration unter der Regie einer demokratisch legitimierten europäischen Institution.“

Peter Bofinger fordert nicht mehr und nicht weniger als einen europäischen Finanzminister, der durch das Europäische Parlament legitimiert ist. Gleichzeitig müssten die Eurostaaten einem nationalen Souveränitätsverzicht zustimmen. Ein weiteres Durchwursteln, wie es die europäischen Politiker in den vergangen dreißig Monaten vorexerziert haben, droht laut Peter Bofinger zu einem ökonomischen und politischen Desaster zu führen. Dies ist aber keineswegs eine Einbahnstraße. Noch hegt Peter Bofinger Hoffnung, indem er schreibt: „Die große Chance der Euro-Krise besteht darin, dass die Mitgliedsländer gemeinsam die Kraft finden, den Schritt nicht nur zu einer stabilen Währungsunion, sondern auch zu einem sozialeren Europa zu wagen.“

Zurück zur D-Mark?
Deutschland braucht den Euro
Peter Bofinger
Verlag: Droemer
Gebundene Ausgabe: 189 Seiten, Auflage: 2012
ISBN: 978-3-426-27613-6,  18,00 Euro
Von Hans Klumbies