Der Klimawandel und das Artensterben bedrohen die Menschheit

In seinem Buch „Dilemma“ beschreibt Gunther Mair zwei große Probleme, welche die Erde als Ganzes betreffen. Erstens ist das der Klimawandel, der die Menschheit in kurzer Zeit von einer geologischen Kaltphase in eine geologische Warmphase katapultieren könnte. Das zweite große Problem ist das Artensterben. Beide Arten der Veränderung, die des Klimas und die des Artenreichtums, sind bereits in der Vergangenheit mehrfach aufgetreten. Gunther Mair weiß: „Neu und damit bedrohlich sind das für geologische Verhältnisse ungeheure Tempo, in dem sich die Veränderungen vollziehen.“ Hinzu kommt die Tatsache, dass die Menschheit als Verursacher die katastrophalen Folgen der Zerstörung der Lebensgrundlagen vorhersieht und teilweise bereits spüren kann. Dr. Gunther Mair arbeitete als promovierter Chemiker in der chemischen Großindustrie und entdeckte dort sein Interesse für die Klimagasproblematik.

Weiterlesen

Das Herz gilt als Metapher des Begehrens

Die zweite Zeile von Friedrich Nietzsches „Mitternachtslied“ lautet: „Was spricht die tiefe Mitternacht?“ Der Mensch in all seiner Vielgestaltigkeit und Unbestimmtheit ist nicht nur der einfache Adressat dieses Anrufs, er ist auch in diesem „Was“ unbedingt angesprochen. Konrad Paul Liessmann erläutert: „Die Stimme der Mitternacht verspricht Auskunft über die existenzielle Befindlichkeit, über die individuellen Nöte des Menschen. Denn diese Mitternachtsglocke hat, wie Zarathustra seinen Gefährten erläutert, die „Herzens-Schmerzens-Schläge“ im Hintergrund.“ Der Herzschlag synchronisiert sich mit dem Glockenschlag. Und beide verdichten sich zu einem Schmerz, der sich weniger auf ein organisches Leiden als vielmehr auf eine fundamentale Grundbefindlichkeit des Menschen bezieht. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Zudem arbeitet er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Im Zsolnay-Verlag gibt er die Reihe „Philosophicum Lech“ heraus.

Weiterlesen

Die Gesellschaft ist nicht gebildet sondern eingebildet

Auch wenn zunehmend neue Bildungskonzepte entstehen, hat man es größtenteils mit einer Gesellschaft zu tun, die einen traditionellen Ansatz der Bildung verfolgt. Dort manifestiert man Absolutheiten. Man legt keinen Wert auf das Lernen, das Miteinander oder das Wohl der zukünftigen Generationen. Sondern man fördert ausschließlich die Optimierung eines Individuums, die Vorbereitung auf Karriere und Wettkampf. Anders Indset kritisiert: „So sind wir eingebildet. Unsere Gesellschaft ist eingebildet. Wir meinen, wir seinen gebildet. Doch letztlich bilden wir uns das nur ein.“ Der Begriff „Bildung“ ist ausgehöhlt, nichtssagend. Er ist tragischerweise zu einem prätentiösen Begriff geworden. Man kokettiert und schwadroniert mit ihm. Es fallen Aussagen wie „Bildungsrepublik“, „Wir müssen mehr in Bildung investieren“, „Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg“. Anders Indset, gebürtiger Norweger, ist Philosoph, Publizist und erfolgreicher Unternehmer.

Weiterlesen

Fortschritt ist ein zweischneidiges Schwert

Der Medienethiker Paul Virilio prognostiziert in seinen Essay „Rasender Stillstand“ die Auslöschung der menschlichen Zivilisation durch deren erfundene Technologien. Rüdiger Maas weiß: „Virilio ist dabei aber kein Technologiekritiker. Ganz im Gegenteil. Die Folgen des technologischen Fortschritts betrachtet er als positiv, nur wurden die Heilsversprechen um positiven technologischen Folgen zur Propaganda.“ Das Problem dabei ist, dass man bei all den Versprechen der permanenten technologischen Weltverbesserung die negativen Folgen der Technologie außer Acht lässt. Denn Fortschritt ist ein zweischneidiges Schwert. Oder wie es Virilio ausdrücken würde: „Die Erfindung des Schiffs war gleichzeitig die Erfindung des Schiffwracks.“ Der Soziologe und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa fordert von den Menschen daher Entschleunigung. Rüdiger Maas studierte in Deutschland und Japan Psychologie. Er ist Gründer und Leiter eines Instituts für Generationenforschung.

Weiterlesen

Cancel Culture zieht sich durch die Kulturgeschichte der Menschheit

Cancel Culture ist ein uraltes Phänomen, das sich durch die Kulturgeschichte der Menschheit zieht. Dazu zählen Praktiken, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, deren Auffassungen von den eigenen in störender Weise abweichen. Julian Nida-Rümelin stellt fest: „Manchmal sind diese Praktiken todbringend, wie in den Ketzerprozessen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Neben der Androhung oder Vollstreckung des physischen Todes gibt es die Praxis des sozialen Todes, des nachhaltigen Ausschlusses aus der Gemeinschaft.“ Im Römischen Imperium war die Verbannung neben der Ermordung ein bei Kaisern und anderen Potentaten beliebtes Instrument der Cancel Culture. Auch das Scherbengericht in den griechischen Stadtstaaten zählt dazu. Es zwang beispielsweise Alkibiades, den Feldherren und lange Zeit Liebling der Athener, mitten im Krieg gegen Syrakus zum Abbruch seiner militärischen Mission und zur Rückkehr nach Athen. Dort musste er sich vor einem Tribunal verantworten. Julian Nida-Rümelin gehört zu den renommiertesten deutschen Philosophen und „public intellectuals“.

Weiterlesen

Resilienz steht im Gegensatz zu Immunität

Die Fähigkeit, Krisen zu überstehen, trägt die Vulnerabilität in sich. Resilienz geht bei Friedrich Nietzsche hervor aus einer real erfahrenen Verwundung. Und sie sensibilisiert das Bewusstsein für die grundsätzliche Krisenanfälligkeit der menschlichen Existenz. Denn Erschütterungen sind unausweichlich. Sie lassen sich nicht verhindern, sondern nur überstehen. Svenja Flaßpöhler stellt fest: „Damit steht die Resilienz in einem interessanten Gegensatz zu einer anderen Form der Abwehrkraft: der Immunität. Wer immun ist, ist unangreifbar. Krankheit und Krise fechten den Immunisierten gar nicht an.“ Übertragen auf gesellschaftliche Systeme, steht die Immunität für starke Außenmauern und eine rigide Sicherheitspolitik. Was dem Organismus zu schaden droht, wird unschädlich gemacht. Resilienz, so könnte man zugespitzt sagen, ist das demokratische Prinzip der Krisenbewältigung. Svenja Flaßpöhler ist promovierte Philosophin und Chefredakteurin des „Philosophie Magazins“.

Weiterlesen

Angst ist in der Politik ein Tabu

Wenn Politiker über ihre Fehler sprechen, ist es ein bisschen so, wie wenn man Kandidaten im Bewerbungsgespräch nach ihren Schwächen fragt. Sie sagen irgendetwas, das so klingt wie eine Schwäche, aber in Wahrheit eine Stärke ist. Helene Bubrowski nennt Beispiele: „Ungeduld ist ein Klassiker oder: Ich bin so streng mit mir.“ Beliebt ist auch die Ausflucht in Koketterie. Angst ist in der Politik ein Tabu. Jeder Politiker trägt sie mit sich herum, aber man versteckt sie in der Handtasche, dem Aktenkoffer, Jutebeutel oder Rucksack. Wer würde schon einen Angsthasen wählen? Die meisten Politikberater geben die übliche Empfehlung, sich möglichst unangreifbar zu geben. Das hat auch einen Preis, den man nicht übersehen darf: Die Sprache wirkt seelenlos, sie kommt nicht mehr bei den Leuten an. Helene Bubrowski arbeitet als Politikkorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Berliner Hauptstadtbüro.

Weiterlesen

Stammesmentalität hindert oft beim klaren Denken

Menschen denken in Gruppen und drehen in Gruppen durch. Doch um wieder zu Sinnen zu kommen, ist jeder auf sich gestellt. Philipp Hübl weiß: „Unsere Stammesmentalität hindert uns oft am klaren Denken.“ Mit der progressiven Revolution legen viele Menschen insgesamt weniger Wert auf Autorität und Loyalität und sind dadurch weltweit weniger kollektivistisch. Doch gerade im Internet kann man eine „Retribalisierung“ beobachten, nämlich die Ausbildung moderner Stämme und die Radikalisierung der Etablierten. Es kämpfen neue Rechte gegen alte Linke, Veganer gegen Fleischesser, Fahrradfahrer gegen Autofahrer, Impfgegner gegen Naturwissenschaftler, Gläubige gegen Atheisten. Denn wer aus dem Blickwinkel seiner Stammesidentität lange genug hinschaut, entdeckt immer irgendwo Nachteile für die eigene Gruppe und moralische Verstöße bei den anderen Gruppen. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

Weiterlesen

La Sagrada Familia ist das weltbekannte Wahrzeichen Barcelonas

Im handlichem Taschenformat präsentiert der Baedeker SMART-Reiseführer alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Barcelonas in fünf Kapiteln. Alle touristischen Highlights der spanischen Metropole jedes Abschnitts sind in drei Rubriken gegliedert. Einzigartige Touristenattraktionen sind in der Liste der Top 10 zusammengefasst und zusätzlich mit zwei Baedeker-Sternen gekennzeichnet. Zu den Topzielen zählen die La Sagrada Familia. Die Kathedrale, deren Bau bis heute noch nicht abgeschlossen ist, zählt zu den weltbekannten Wahrzeichen Barcelonas. Ebenso berühmt ist La Rambla, die Flaniermeile, auf der sich Touristen aus aller Welt tummeln. Ebenso lohnenswert ist ein Besuch des gotischen Viertels, Barri Gòtic, dessen prachtvolle Architektur von der Blütezeit Kataloniens als Mittelmeermacht zeugt. Vom Park Güell hat man einen Traumblick über Barcelona. Gaudís Märchenpark begeistert mit dorischen Säulen, schrägen Arkaden und Drachenfiguren.

Weiterlesen

Komplexe Dinge sind vielschichtig

Der Alltag kann kompliziert sein. Das wissen fast alle Menschen. Die Beziehung. Die Bedienung des neuen Telefons. Die Steuererklärung. Im Englischen spricht man von „a lot of moving parts“. Dirk Brockmann erläutert: „Wenn also verschiedene Teile gleichzeitig in Bewegung sind, voneinander abhängen, Einfluss aufeinander üben und man schnell den Überblick verliert, dann ist etwas kompliziert.“ Aber sind komplizierte Dinge auch komplex? Und umgekehrt komplexe Systeme zwangsläufig kompliziert? Das Wörterbuch leitet „komplex“ aus dem Lateinischen ab: cum = miteinander, plectere = flechten. Es bedeutet also „verflochten, vielschichtig“. Ein komplexes System besteht aus verschiedenen Elementen, die miteinander verbunden sind. Und sie bilden wie Flechtwerk eine Struktur, die man in den Einzelelementen nicht erkennen kann. Der Komplexitätswissenschaftler Dirk Brockmann ist Professor am Institut für Biologie der Berliner Humboldt-Universität.

Weiterlesen

Manchmal entsprechen die eigenen Vorstellungen nicht der Realität

Es kommt vor, dass Dinge den Vorstellungen nicht entsprechen, die Menschen sich von ihnen machen. Eine davon abweichende Realität zu akzeptieren, kann schwerfallen, auch wenn sie nicht zu leugnen ist. Wilhelm Schmid nennt ein Beispiel: „Im Privaten kann beispielsweise ein Ärger, der gemäß der Vorstellung von einer harmonischen Beziehung nicht vorkommen sollte, aus diesem Grund auch nicht bewältigt werden.“ Den verengten Blick etwas zu erweitern, sodass mehr Realität darin Platz hat, könnte Beziehungen alltagstauglicher machen. Schließlich ist eine Verengung möglich, weil Dinge den eigenen Interessen nicht entsprechen. Zwar liegt es nahe, den täglichen Strom von Informationen zügig nach dem Prinzip zu kanalisieren: „Das geht mich etwas an, jenes nicht.“ Beziehungen jeder Art sind jedoch darauf angewiesen, Informationen über die Interessen anderer an sich herankommen zu lassen. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin.

Weiterlesen

Das Böse geht der Menschheit nicht verloren

In der griechischen Mythologie sind die Menschen ihren Ursprüngen entkommen, wie man einer Katastrophe entgeht. Aber sie brauchen sich nicht darum zu sorgen, dass ihnen das Böse verloren gehen könnte. Rüdiger Safranski stellt fest: „Es kehrt stets wieder – in veränderter Gestalt. Wie bei den Göttern, gibt es auch beim Bösen einen Gestaltwandel.“ Das „Böse“ ist kein Begriff. Nur ein Name. Ein Name wofür? Für vielerlei: für das Barbarische, die Gewalt, Realitätszerstörung. Aber neuerdings auch für das Chaos, den Zufall, die Entropie, die undurchschaubare und unberechenbare Komplexität. Was das Entscheidende ist: Das „Böse“ hat aufgehört, lediglich ein Name zu sein für das im engeren Sinne Moralische. Rüdiger Safranski arbeitet seit 1986 als freier Autor. Sein Werk wurde in 26 Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet.

Weiterlesen

Niemand muss auf jede Form des Genusses verzichten

Das Titelthema des Philosophie Magazins 02/2024 lautet: „Was brauche ich wirklich?“ Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt: „Die Sehnsucht nach einer minimalistischen Existenz, die ganz genau zwischen Notwendigem und Überflüssigem zu unterscheiden weiß, ist gerade am Beginn des neuen Jahres groß.“ Insbesondere angesichts des Klimawandels und seiner für die Menschheit schwerwiegenden Folgen ist klar: So, wie wir leben, kann es nicht weitergehen. „Was wir wirklich brauchen“ ist eine Frage der Bedürfnisse des Menschen. Unter einem Bedürfnis versteht man einen subjektiv empfundenen Mangelzustand. Auf den ersten Blick scheint die Sache relativ einfach. Die wichtigsten und damit wirklichen Bedürfnisse sind all jene, wie wir als Menschen notwendig zum Leben brauchen. Also Nahrung, eine Behausung und etwas Warmes zum Anziehen. Heißt das, dass man auf jede Form des Genusses verzichten muss? Das wäre zu kurz gedacht. Herbert Marcuse betont in „Triebstruktur und Gesellschaft“ die befreiende Kraft der Kunst und des Genusses.

Weiterlesen

Werte beeinflussen die Wirtschaft

Der Drohung mit einem Handelskrieg liegen einige grobe Missverständnisse im Welthandelssystem zugrunde. Diese betreffen nicht nur diejenigen, die aufgrund der Art und Weise wie man es managte, Wohlstandseinbußen erlitten. Joseph Stiglitz stellt fest: „Viele Verfechter der Globalisierung nahmen an, einem Freihandelssystem könnten Länder mit völlig unterschiedlichen Wertesystemen angehören. Werte beeinflussen unsere Wirtschaft – und unseren komparativen Vorteil – in tiefgreifender Weise.“ Es kann sein, dass eine weniger freie Gesellschaft auf einem bedeutenden Gebiet, etwa Künstliche Intelligenz, überlegen ist. Big Data ist hier sehr wichtig, und China hat weniger Hemmungen, Daten zu sammeln und zu nutzen. Als die USA und Europa vor rund 25 Jahren ihren Handel mit China ständig ausweiteten, hoffte man, dass dadurch der Prozess der Demokratisierung beschleunigt würde. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Weiterlesen

Nur die Vernunft führt zur Erkenntnis

Den richtigen Weg zur Erkenntnis kann man nur mit dem richtigen Gebrauch des Logos beziehungsweise der Vernunft finden. Silvio Vietta ergänzt: „Der menschliche Geist kann, aber muss auch die Wahrheit selbst auffinden. Dies wiederum geht nur mit dem richtigen Gebrauch der Vernunft. Also ist die Freiheit des menschlichen Geistes, der auf sich gestellt den Weg finden muss zwischen dem wahren und dem falschen Weg zur Erkenntnis des Seins.“ Und wie in der Philosophie, so auch im antiken Drama. In vielen der Mythen herrscht ja ein Generationengeschick, das dem Menschen gar keine eigene Freiheit der Entscheidung lässt. Sondern sie binden ihn in ein zwanghaftes Geschehen ein, das er auf tragische Weise erfüllen muss. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

Weiterlesen

Portugal ist ein schlafender Riese des Weins

Portugal ist für den österreichischen Sommelier ein schlafender Riese des Weins. Momentan liegt es für ihn direkt hinter seinem Lieblingsland Spanien. Die Region Douro, Heimat des Portweins, verfügt über viele unterschiedliche Mikroklimas und Höhenlagen. In diesen gedeihen faszinierende Rot- und Weißweine wie der Touriga Nacional und Touriga Franca – Rot. Aldo Sohm und Christine Muhlke schreiben: „Empfehlenswerte Weißweine entstehen aus den Sorten Rabigato und Gouveio. Der Trend nach trockenen Weinen hat die Nachfrage nach Portwein gedämpft.“ Viele Erzeuger verlegen sich daher auf trockene Weiß- und Rotweine. Auch beim Vinho Verde geht der Trend vom perlenden, halbtrockenen Weißwein – Arinto, Loureiro – zu Einzelabfüllungen. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.

Weiterlesen

Immanuel Kant ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit

Marcus Willascheks Buch „Kant“ vermittelt einen umfassenden Einblick in die Philosophie Immanuel Kants. In dreißig kurzen Kapiteln stellt der Autor die verschiedenen Themen und Aspekte von Kants Denken vor. Marcus Willascheks Darstellungen sind jeweils verflochten mit biographischen und historischen Miniaturen. Dadurch entsteht ein Bild von Immanuel Kant als Mensch und Philosoph seiner Zeit. Zugleich verdeutlicht Marcus Willaschek die aktuelle Relevanz – und gelegentlich auch die Problematik – seines revolutionären Denkens. Im Vorwort schreibt Marcus Willaschek: „Immanuel Kant ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit, die „Kritik der reinen Vernunft“ ein Meilenstein der Geistesgeschichte. Seit Platon und Aristoteles hat niemand über so viele und unterschiedliche Themen tiefer und innovativer nachgedacht als Kant.“ Marcus Willaschek ist ein international führender Kant-Experte und Professor für Philosophie der Neuzeit an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Weiterlesen

Die Demokratie hat sich als sehr widerstandsfähig erwiesen

Roger de Weck kritisiert: „Der Nationalismus befeuert den Verteilungskampf zwischen Partner und Nachbarn. Der Ultrakapitalismus bringt Umverteilung zugunsten von Reichen und Superreichen. Die Digitalisierung schafft Räume der Hemmungslosigkeit, sei es in den sozialen Medien, sei es in der Weltwirtschaft.“ Die triumphale Rückkehr der Rücksichtslosigkeit signalisiert, dass nicht nur der Zweite Weltkrieg, sondern schleichend auch die Nachkriegszeit in Vergessenheit gerät. Allerdings wirkt sie noch in die Gegenwart hinein. Europa hat bislang weder die soziale Marktwirtschaft vollends abgeschrieben noch die Evidenz verlernt, dass die Nation für die großen Probleme zu klein und für die kleinen Probleme zu groß ist, wie der Soziologe Daniel Bell schrieb. Und in vielen Ländern haben sich die bedrängten Institutionen der Demokratie als außerordentlich widerstandsfähig erwiesen. Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

Weiterlesen

Terror und Gewalt führen zu keiner stabilen Macht

Gewalt und Macht lassen sich mit Hannah Arendt dadurch unterscheiden, dass Erstere prozessual, dynamisch und zeitlich begrenzt ist. Letztere stellt dagegen eine strukturelle Größe dar, die dauerhaft, und, was fast dasselbe ist, institutionalisiert ist. Gewalt ist ein Komplement von Macht, insofern sie, wie Michel Foucault dargelegt hat, auf einem System von möglichen psychischen und/oder physischen Bestrafungen basiert, die gleichsam den symbolischen Horizont aller Macht bildet. Wolfgang Müller Funk ergänzt: „Das, was als politischer Körper bezeichnet wird, wäre gewissermaßen der Foucaultsche Aspekt des Zusammenhangs von Macht und Gewalt. Jenseits der Befunde des französischen Denkers besteht der Verdacht, dass keine Macht, die allein auf Terror und Gewalt beruht, dauerhaft stabil ist. Wolfgang Müller-Funk war Professor für Kulturwissenschaften in Wien und Birmingham und u.a. Fellow an der New School for Social Research in New York und am IWM in Wien.

Weiterlesen

Auch im Traum gelten logische Gesetze

In der Erkenntnistheorie gibt es den Begriff des skeptischen Arguments. Dieses soll beweisen, dass man etwas Bestimmtes nicht wissen kann. Markus Gabriel nennt ein Beispiel: „Das berühmteste skeptische Argument ist das Traumargument, das man übrigens von Ost bis West und Nord bis Süd in vielen Kulturen finden kann.“ In Europa machte es René Descartes berühmt, der es in seine „Meditationen über die erste Philosophie“ von 1641 überzeugend entkräfte. René Descartes zeigt nämlich, dass man auch dann noch viel über die Wirklichkeit wissen kann, wenn man träumt. Denn im Traum gelten immer noch logische und mathematische Gesetze. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

Weiterlesen

Die Werbung im Netz ist perfekt auf den Einzelnen abgestimmt

Die permanente digitale Kommunikation greift tief in den Gefühlshaushalt der Menschen ein. Ulrich Grober erklärt: „Wir vertrauen unser Erleben, vor allem unsere WOW-Momente, sozialen Medien an. Wir nutzen sie, sie nutzen uns. Sie bieten uns, scheinbar umsonst, eine Plattform für alle Äußerungen, die wir senden möchten.“ Umgekehrt machen sie die Menschen zum Empfänger von perfekt auf jeden Einzelnen abgestimmten Werbebotschaften. Jede Sekunde im Netz macht einen dafür empfänglich. Ja, man hat die Freiheit, sich ihren Botschaften zu verweigern. Aber das ist gar nicht so einfach. „Wir sind programmiert durch das, was unsere Zuschauer sehen wollen“, sagte Netflix-Gründer Reed Hastings. Er fügt hinzu: „Wir liefern etwas ab, was in einem Moment Hunderte Millionen Menschen gucken können.“ Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

Weiterlesen

Platon begründete eine eigene Denkschule

Platon war der erste Philosoph, der ein größeres schriftliches Werk hinterlassen hat. Damit konnte er eine Tradition begründen. Mit dieser konnten sich zahllose Autoren über Jahrtausende hinweg auseinandersetzen und identifizieren. Jedoch gab es in der Antike auch schon Philosophen, die ganz andere Ansätze verfolgten. Zu ihnen zählten die Sophisten, Epikur, oder der Skeptiker Pyrrhon von Ellis. Axel Braig weiß: „Erst recht wurde die Tradition Platons in der Neuzeit von einer ganzen Reihe Denkern verlassen und dies jeweils in ganz verschiedener Hinsicht.“ Angelsächsische Philosophen wie Bacon, Hobbes, Berkeley, Hume, Peirce und Dewey ersetzten im Laufe der vergangenen Jahrhunderte den Idealismus Platons durch eine Hinwendung zu einer mehr an Erfahrung orientierten, pragmatischen Denkweise. Axel Braig wandte sich nach Jahren als Orchestermusiker und Allgemeinarzt erst spät noch einem Philosophiestudium zu.

Weiterlesen

Das Ende des Kalten Krieges ging tendenziell gewaltfrei vonstatten

Nach dem überraschenden Ende des Kalten Krieges, der Europa vier Jahrzehnte lang in Bann gehalten hatte, schien vieles möglich, was zuvor als ausgeschlossen galt. Denn die Umwälzung dieses Ausmaßes ging tendenziell gewaltfrei vonstatten. Zudem konnte ein waffenstarrendes System buchstäblich über Nacht implodieren. Die Politik löste die eben noch schwer bewachten Grenzen mit einer nie erlebten Leichtigkeit auf. Herfried Münkler fügt hinzu: „Die bewaffnete Konfrontation beider Blöcke hatte sich binnen weniger Monate in nichts aufgelöst, und die vormaligen Feindschaften erschienen mit einem Mal als ein einziges großes Missverständnis.“ Von diesem wusste im Nachhinein keiner mehr so recht zusagen, weswegen es eigentlich so lange das politische Denken und Empfinden beider Seiten bestimmt hatte. Herfried Münkler ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa „Imperien“ oder „Die Deutschen und ihre Mythen“.

Weiterlesen

Der Mensch gilt als „Bürger zweier Welten“

Warum macht das Nachdenken über den Menschen es immer wieder nötig, das Offensichtliche seiner Zugehörigkeit zur Natur hervorzuheben? Volker Gerhardt stellt fest: „Vermutlich ist es die im Nachdenken eingenommene reflexive Distanz. Sie lässt es als selbstverständlich ansehen, dass sich das Denken prinzipiell von der Natur unterscheidet.“ Sowohl in ihrer physischen Materialität wie auch in ihrer kausalen Determination steht die Natur der freien Spiritualität des Intellekts in auffälliger Opposition gegenüber. Die Welt scheint spätestens mit dem Auftritt des menschlichen Denkens in zwei Sphären auseinanderzufallen. So hat man sich daran gewöhnt, den Menschen teils als göttlich oder geistig, teils als natürlich anzusehen. Er gilt als „Bürger zweier Welten“. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Weiterlesen

Alexander Glück kritisiert die Gendersprache scharf

In seiner Streitschrift „Gendern wird nichts ändern“ stellt der deutsch-österreichische Publizist Alexander Glück fünfzig Argumente gegen das Gendern vor. Dabei setzt er sich sachlich und fundiert mit der Gendersprache auseinander, kritisiert sie aber teilweise dennoch scharf: „Die gewaltsame Durchsetzung von „geschlechtergerechten“ Schreibweisen als Erfolg zu feiern, ist an Dümmlichkeit kaum zu überbieten. Die durch sie angerichteten Schäden überwiegend den angeblichen Nutzen bei weitem.“ Die Gendersprache nimmt den Menschen die Freiheit des Ausdrucks und unterstellt ihnen, etwas anderes zu meinen, als sie es selbst beabsichtigen. Emanzipation bedeutet für Alexander Glück ja gerade, frei zu werden von der Herrschaft des Patriarchen, aber auch von Anweisungen schmallippiger Gouvernanten. Alexander Glück machte seinen Magisterabschluss 1996 mit einer buchwissenschaftlichen Arbeit über die deutsche Jugendbewegung.

Weiterlesen