Hochstapler machen Menschen zu ihren Komplizen

Es passiert nur anderen Menschen, den Gierigen und Leichtgläubigen, aber niemals einem selbst: Diebstahl im Internet, Abzockerei, Anlagebetrug. Das ist ein großer Irrtum. Wahre Künstler des Betrugs finden bei jedem Menschen die Schwachstelle. Das hat die amerikanische Psychologin Maria Konnikova in ihrem neuen Buch „Täuschend echt und glatt gelogen“ herausgefunden. Ob bei Investitionslügen, Kunstfälschungen, falschen Doktortiteln oder Schneeballsystem: Immer geht es um Vertrauen, um die Fähigkeit, andere etwas glauben zu lassen. Der Künstler des Betrugs begeht dabei keine Schwerverbrechen. Seine Kunst ist die Anwendung seiner hochentwickelten Sozialkompetenz: Überredung, Sympathie und Vertrauen. Ein guter Hochstapler zwingt einen Menschen nicht, irgendetwas zu tun, sondern macht ihn zu seinem Komplizen. Maria Konnikova analysiert: „Er stiehlt nicht, wir geben. Freiwillig. Wir glauben ihm, weil wir glauben wollen.“

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Anja Förster und Peter Kreuz liefern Zündstoff für Andersdenker

In ihrem neuen Buch „Zündstoff für Andersdenker“ liefern Anja Förster und Peter Kreuz, die zu den profiliertesten Managementvordenker in Deutschland zählen, Zündfunken für Menschen, die ihr Leben verändern möchten. Unter echten Helden stellen sich die Autoren Menschen vor, die mutig und neugierig sind, enge Grenzen nicht akzeptieren, altgediente Standards in Frage stellen und Neues vorantreiben. Sonja Förster und Peter Kreuz schreiben: „Fortschritt, Entwicklung und neues Wissen entstehen, weil es Menschen gibt, die nicht ängstlich vor dem Unbekannten weglaufen, sondern stehen bleiben, genauer hinschauen, experimentieren und Veränderungen vorantreiben. Ohne Abweichung von der Norm ist Fortschritt nicht möglich. Noch nie haben die Angepassten die Welt verändert. Wer jegliches Risiko vermeidet, bewegt überhaupt nichts. Gegen diesen Stillstand wenden sich Anja Förster und Peter Kreuz auch in ihrem neuen Buch.

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Pflichtbewusste halten sich an unverbrüchliche Grundsätze

Während Lebenskünstler und Genießer zuallererst von ihrem eigenen Wohlbefinden ausgehen beziehen Pflichtbewusste von Anfang an das Wohlergehen ihres Mitmenschen in ihre Handlungsentscheidung ein. Ludger Pfeil ergänzt: „Der andere kann dabei als abstrakte Allgemeinheit (die Gesellschaft, die Menschheit) auftreten, sich aber ebenso gut im konkreten Gegenüber manifestieren, mit dem man in enger persönlicher Beziehung steht.“ Ursprünglich soll das Wort „Pflicht“ gar nicht viel mehr als „Gemeinschaft“ bedeutet haben, aber heute hört es sich nach unliebsamen Zwang an und führt bei manchen zu allergisch anmutenden Reaktionen der Abwehr. In einem gesellschaftlichen Umfeld, das die universelle Selbstverwirklichung predigt und das Auskosten der Genüsse schätzt, ist Pflichtbewusstsein nicht sexy. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Emotionen sind von der jeweiligen Kultur abhängig

Bereits auf der Ebene der Sprache wird deutlich, wie abhängig die Gefühlswelt von der entsprechenden Kultur ist. Denn das Verständnis eines Menschen von Emotionen und Gefühlen hängt immer auch davon ab, wie er darüber redet. Auch im modernen Geschäftsleben zeigt sich die Kulturabhängigkeit von Emotionen. Ulrich Schnabel nennt ein Beispiel: „So kommt es in global operierenden Firmen immer wieder zu Problemen, weil Emotionen in verschiedenen Kulturkreisen so unterschiedlich interpretiert werden.“ In der Wissenschaft hat es sich eingebürgert, strikt zwischen biologisch geprägten Effekten und kulturell beeinflussten Emotionen oder Gefühlen zu unterscheiden. Ulrich Schnabel kennt die gängigsten Definitionen: „Ein Affekt ist eine (unbewusste) Reaktion des Körpers auf ein äußeres Ereignis, die weitgehend automatisiert und unreflektiert abläuft und nur kurze Zeit dauert; der Affekt wird nicht versprachlicht und unterliegt keiner Bewertung.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Viele junge Menschen ziehen sich in ihr Privatleben zurück

Die schwache Wahlbeteiligung der jungen Generation in Großbritannien, der unter anderem zum Austritt des Landes aus der Europäischen Union (EU) führte, ließ eine alte Debatte büer die sogenannte „Generation Y“ wieder aufleben: Die zwischen 1985 und 2000 geborenen seien angepasst, verwöhnt, spießig, mutlos und vor allem unpolitisch. Während ihre Groß- und Elterngeneration Ende der Sechzigerjahre regelmäßig auf die Straße ging und gegen bestehende Konventionen rebellierte, machen es sich junge Erwachsene heute lieber in ihrem privaten Schneckenhaus bequem. Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier beschäftigt sich seit Jahren mit den Wünschen und Sorgen von Heranwachsenden. In den Umfragen von 2016 mit mehr als tausend österreichischen jungen Menschen stach eine Zahl hervor: 75 Prozent sehnen sich nach einem Halt im Leben – nach einem verlässlichen Lebensentwurf, einer planbaren Zukunft.

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In einem akuten Konflikt fügen sich die Partner wechselseitig Gewalt zu

Körperliche Gewalt von Männern gegenüber ihren Partnerinnen ist seit Jahrzehnten ein Thema in der Öffentlichkeit, und seit dem gleichen Zeitraum gibt es Bemühungen, die Opfer besser zu schützen; unter anderem entstanden in vielen Städten Frauenhäuser als Zufluchtsort. Es scheint klar: Gewalt in Paarbeziehungen ist Gewalt gegen Frauen. Hans-Peter Nolting stellt fest: „Nach der Polizeistatistik, die auf Anzeigen beruht, also im sogenannten Hellfeld, wird diese Asymmetrie durchaus bestätigt.“ Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn Wissenschaftler das Dunkelfeld erforschen. Diese Studien kommen gleichweg zu demselben Ergebnis: Gewalt von Frauen gegen Männer kommt nicht nur gelegentlich vor, sondern ist insgesamt etwa genauso häufig wie Gewalt von Männern. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Beim „Russland-Feldzug“ war der Sieg fest eingeplant

Von allen Optionen, die sich für die deutsche Führung nach dem Scheitern des Luftkriegs gegen Großbritannien boten, war die Entscheidung für den „Russland-Feldzug“ die riskanteste, nicht nur weil sie die eigenen Kräfte maßlos über- und den Gegner unterschätzte, sondern auch weil sie dem extremen Zeitdruck, unter dem die deutsche Seite ohnehin stand, noch weiter zuspitzte. Ulrich Herbert erklärt: „Die Rote Armee sollte nach den deutschen Planungen in drei Monaten geschlagen sein. Die Siegeszuversicht war so groß, dass es nicht einmal nötig schien, den Rüstungsschwerpunkt komplett auf den Krieg gegen die Sowjetunion umzustellen.“ Sollte der Krieg länger dauern, das war sichtbar, wäre die gesamte deutsche Strategie hinfällig. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Judith Glück lehrt den guten Umgang mit Gefühlen

Weise Menschen ignorieren oder verdrängen ihre Gefühle nicht. Sie nehmen sie wahr, messen ihnen Bedeutung bei und wissen eben deshalb mit ihnen auch so umzugehen, wie es die Situation erfordert. Intuitiv weiß fast jeder Mensch, was mit einem Gefühl wie Angst, Freude oder Zorn gemeint ist, aber das wissenschaftlich zu definieren, ist gar nicht leicht. Eines steht allerdings fest: Gefühle haben eindeutig eine körperliche Komponente. Judith Glück erklärt: „Emotionen entstehen offenbar in einer Wechselwirkung zwischen körperlichen Reaktionen und Denken.“ Bei einem Menschen reicht zum Beispiel bereits ein Satz, den jemand sagt, oder eine Zeile in einer Zeitung, um eine möglicherweise intensive körperliche Reaktion hervorzurufen. Das körperliche Gefühl, das mit einer Emotion einhergeht, ist zudem relativ unspezifisch, zunächst nur ein allgemeiner, unangenehmer Erregungszustand. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Paul Verhaeghe ruft das Zeitalter der Frau aus

Die Geschichte des Patriarchats ist eine Chronik der Unterdrückung der Frau, sowohl sexuell als auch intellektuell, politisch und ökonomisch.“ Paul Verhaeghe sagt: „Es besteht eine direkte Linie von den Hexenverbrennungen im Mittelalter zu den Hysterikerinnen des 19. Jahrhunderts.“ Bis vor Kurzem rekrutierten die psychiatrischen Anstalten ihre Patienten hauptsächlich aus zwei Bevölkerungsgruppen: den unteren Schichten und den Frauen – nicht zufällig beides Gruppen am unteren Ende der Gesellschaftspyramide. Die erfolgreiche Emanzipation der Frau ist einer Kombination verschiedener Faktoren zu verdanken: dem Mut einzelner Frauen als Vorkämpferinnen, dem Fortschritt der Wissenschaft bei der Entdeckung von Verhütungsmitteln, dem Zerfall der Vaterreligionen, einem allgemein zugänglichen Bildungssystem und damit besseren Chancen am Arbeitsmarkt. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.

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Alle Menschen wollen eigentlich irgendwie glücklich sein

Die Philosophin Ina Schmidt bringt ihre Leser auf den Weg, um das Glück in der Suche danach auch zu finden. In ihrem neuen Buch „Das Ziel ist im Weg“ stellt die Autorin eine Alltagsphilosophie der Suche vor und beantwortet die Frage, was Menschen überhaupt finden können. Das zweite Kapitel beschreibt den Weg vom Suchen zum Aussuchen und die Kraft, die in jeder Entscheidung liegt. Im nächsten Abschnitt geht es um die Energie, die ein besonnener Mensch ausstrahlt und um das leise Glück der kleinen Dinge. Zudem macht Ina Schmidt plausibel, warum jeder nach dem sogenannten Guten streben sollte. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

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Sicherheit ist ein fundamentales menschliches Bedürfnis

Wenn man in den allgemeinen Unsicherheiten eine vielversprechende Möglichkeit erkennt, seinen Bedürfnissen und Überzeugungen nachzugehen, dann sieht man sich im besten Sinne herausgefordert, fühlt sich wohl, ganz mit sich einverstanden und manchmal auch euphorisch. Erst-Dieter Lantermann ergänzt: „Unsere Selbstachtung und unser Selbstwertgefühl wachsen an diesen Herausforderungen, da wir uns selbst und anderen beweisen, dass wir aus eigener Kraft auch in dieser unsicheren Welt unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.“ Erlebt man die Unsicherheiten der eigenen Lebensverhältnisse hingegen als eine Gefährdung der eigenen Bedürfnisse, Werte und Überzeugungen, nimmt man diese Unsicherheit als einen bedrohlichen Angriff auf seine Selbstwertschätzung und Selbstwertgefühl wahr und wird alles unternehmen, um sich gegen diesen Angriff zu wehren. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Der Zorn hat eine gute und eine schlechte Seite

Zorn hat einen zwiespältigen Ruf. Einerseits gilt er als wertvoller Teil des moralischen Lebens, als unerlässlich für die ethischen wie die politischen Beziehungen der Menschen. Der entschiedenen Auffassung mancher Philosophen ist der Zorn eng mit der Selbstachtung und dem Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit verknüpft. Martha Nussbaum fügt hinzu: „Andererseits durchzieht die Vorstellung vom Zorn als einer zentralen Bedrohung des vernünftigen Miteinanders die philosophische Tradition des Westens – unter anderem das politische Denken zu Zeiten des Aischylos, die Texte von Sokrates und Platon, der griechischen und römischen Stoiker, der im 18. Jahrhundert wirkenden Philosophen Joseph Butler und Adam Smith und diejenigen zahlreicher weiterer einschlägiger Denker.“ Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Der Markt zählt zu den ältesten gesellschaftlichen Erfindungen

Die Menschheit kennt mehr als nur eine Ordnungsform visionärer Kraft, die sich dem Prinzip Freiheit verpflichtet. Zusätzlich zur dreidimensionalen Kultivierung, also den visionären Kräften von Technik, Medizin und Erziehung, gibt es die konstitutionelle Demokratie. In ihr wird die politisch notwendige Herrschaft von den Betroffenen selbst ausgeübt und dabei an Freiheitsrechte, an negative und positive Freiheiten, gebunden. Otfried Höffe fügt hinzu: „Eine dritte Vision, eine der ältesten gesellschaftlichen Erfindungen, der Markt, erlaubt den Menschen, das für sie notwendige Arbeiten und Wirtschaften sowie jede Form von Wettstreit und Konkurrenz frei und selbstbestimmt, ohne Einschränkung seitens Dritter, vorzunehmen.“ In Bezug auf die Arbeit ergänzt der Markt das Freiheitspotential der Technik. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Beim Sex ist das eigene Verhalten kaum zu kontrollieren

Beim Sex ist der Mensch in der Regel nackt. Nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Thomas Junker erläutert: „Die Konzentration auf das sinnliche Erleben machen es ab einem bestimmten Punkt fast unmöglich, das eigene Verhalten zu kontrollieren.“ Dem kann man sich verweigern und versuchen, die Kontrolle durch das Bewusstsein aufrechtzuerhalten. Aber auch das ist ein Signal – ein Signal der Distanz, der Vorsicht und des Misstrauens. Natürlich kann man versuchen, beim Sex etwas vorzuspielen oder vorzutäuschen. Für eine Weile mag das sogar funktionieren. Wenn die Evolutionsbiologie allerdings recht hat, dann lässt sich eine solche Fassade aber nicht auf Dauer aufrechterhalten. Denn zusammen mit den sexuellen Signalen hat sich auch ein feines Gespür für ihre Echtheit entwickelt. Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.

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Reinhard K. Sprenger empfiehlt ein Leben im Hier und Jetzt

Ganz wichtig für ein gelingendes Leben ist die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit willentlich auf eine gegenwärtige Aufgabe, auf die jetzige Erfahrung zu richten und sich dabei nicht ablenken zu lassen. Die Reise des Lebens zu genießen, auch wenn man das Ziel nicht kennt – gar nicht kennen sollte. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Wer Glück und Zufriedenheit nur bei etwaiger Zielerreichung erlebt, wer zwanghaft ein Ziel verfolgt – der ist nicht mit aller Energie hier und jetzt bei der Sache, sondern immer mit einem Teil seiner Energie woanders, im Morgen.“ Ein solcher Mensch erfährt das Hier und Jetzt als „Noch nicht“-Zustand, mithin als mangelhaft – und genau das ist der Grund für halbherzige Aktionen, suboptimale Ergebnisse und letztlich – Verfehlung der Ziele. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Die Frühromantik will Poesie und Mythologie miteinander verbinden

Zu den zentralen Forderungen der Frühromantik gehört die nach einer neuen Mythologie. Dadurch unterschied sich die frühromantische Bewegung an einem entscheidenden Punkt von der Aufklärung, zu der sonst durchaus Verbindungslinien bestanden. Gerade die Skepsis gegen den Mythos gehörte zu den entscheidenden Elementen der aufklärerischen Weltanschauung. Die Frühromantiker versuchten, Poesie und Mythologie wieder miteinander zu verbinden. Friedrich Schlegel schrieb in seinem „Gespräch über die Poesie“ (1800) folgendes: „Dann das ist der Anfang aller Poesie, den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Phantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur zu versetzen, für das ich kein schöneres Symbol bis jetzt kenne, als das bunte Gewimmel der alten Götter.“ Auch Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wandte sich in seiner „Philosophie der Kunst“ (1802/03) ausführlich dem Verhältnis von Dichtung und Mythologie zu.

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Ein Mensch ist das Produkt seiner Entscheidungen

Die Sache mit der Wahlfreiheit ist sehr komplex. Denn sie kommt immer zwingend im Pakt mit der Verantwortung daher. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Entscheiden, handeln, frei sein, das geht nicht, ohne verantwortlich zu sein. Denn ob wir Ja oder Nein sagen oder via Nichtentscheiden in den Verhaltensmodus zurückfallen: so oder so tragen wir die Verantwortung dafür.“ Und wenn man sagt: „Oh, das habe ich aber nicht gewusst.“ Dann ist man auch dafür verantwortlich, es nicht gewusst zu haben. Die Verantwortung anzunehmen bedeutet, damit aufzuhören mit dem Finger reflexartig auf andere zu zeigen. Mit anderen Worten, man wird keinen Schuldigen finden. Man wird sich nicht empören können. Man wird sich nicht dahinter zurückziehen können, dass irgendein anderer seiner Verantwortung nicht gerecht geworden ist. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Selbst Kleinkinder sind vor Mobbing nicht sicher

Von Mobbing wissen nicht wenige Menschen eigene Erfahrungen zu berichten – manchmal haben sie sogar selbst darunter gelitten. Hans-Peter Nolting definiert Mobbing wie folgt: „Der Begriff meint aggressives Verhalten, das sich über einen längeren Zeitraum gegen eine bestimmte, den Angreifern unterlegene Person richtet.“ Eine einmalige schlechte Behandlung sowie wiederkehrende Attacken zwischen verfeindeten Rivalen sind kein Mobbing. Das Mobben kann sich in all jenen Verhaltensweisen manifestieren, die auch sonst unter den Begriff der Aggression fallen: körperliche Angriffe, Angriffe mit Worten oder Gesten sowie Ausgrenzungen, heimliche Verleumdungen und anderes mehr. Die bekanntesten Schauplätze von Mobbing sind die Schule und der Arbeitsplatz. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Matthias Horx stellt die die Zukunft von Liebe vor

Matthias Horx hat mit „Future Love“ das erste Buch vor, dass sich aus Sicht der Trend- und Zukunftsforschung dem Thema Liebe widmet. Er untersucht die Prozesse der Wandlung in Liebe, Partnerschaft und Familie und entwickelt ein Panorama der kommenden Liebeskultur, das von der totalen Digitalisierung der Leidenschaft bis zur „Liquid Love“ reicht. Zuvor erklärt Matthias Horx auf der Basis neuer Erkenntnisse von Psychologen, Neurologen und Sozialwissenschaftlern, welche Macht die Liebe über einen Menschen ausübt und was genau geschieht, wenn zwei Menschen ineinander verliebt sind. Der Zukunftsforscher hat sein Buch in drei große Abschnitte gegliedert. Teil 1: Vergangenheit: Wie die Liebe in die Welt kam. Teil 2: Gegenwart: Liebe in Zeiten der radikalen Individualisierung. Teil 3: Zukunft: Drei Szenarien der futuristischen Liebe. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Ulrich Herbert analysiert die Jugend in der Weimarer Republik

Drei Momente waren es vor allem, welche die Entwicklung der Jugend in der Weimarer Republik kennzeichneten; zum einen die Ausläufer der Jugendbewegung, die sich nun zwar in unzählige „Stämme“, „Bünde“ und „Meuten“ differenzierte, aber doch in gewissen Kernelementen weiterhin Gemeinsamkeiten aufwies. Ulrich Herbert nennt Beispiele: „Wandern, Natur, Großstadtkritik, Autonomie, Kameradschaftsprinzip.“ Dabei war die national orientierte Jugendbewegung die bei Weitem mitgliederstärkste Richtung, organisiert in zahlreichen großen und kleinen Gruppen, unterschieden oft nur durch die Ausrichtung auf verschiedene Anführer oder Idole, aber doch geeint in der Orientierung an Volk, Nation und Deutschtum, wobei der Bogen von den Pfadfindern und politisch neutralen Bünden bis hin zu aggressiven völkischen Jugendbünden reichte. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Bei gebildeten Personen ist die Gefahr der Anpassung groß

Wenn die Mitglieder einer Expertengruppe denselben Informationsstand haben und zudem ein Mitglied als Hauptexperte fungiert, dann ist laut Allan Guggenbühl die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Denken gleichgeschaltet wird: „Es kommt zu einer Informationskaskade.“ Dieses Phänomen ist oft bei Teamsitzungen zu beobachten: Die Mitglieder der Gruppe übernehmen die Aussagen, die zu Beginn einer Sitzung von der Leitung oder einer Alphaperson geäußert werden. Statt die Ausgangssituation zu hinterfragen, werden nur die Konsequenzen und die Implementierungen diskutiert. Es findet keine Reflexion statt, sondern eine gegenseitige Bestätigung der Annahmen, die zu Beginn vorgestellt wurden. Informationen, die die Existenzberechtigung der Gruppe oder die Definition des Themas in Frage stellen, werden ausgeblendet, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Eyal Winter unterscheidet zwischen autonomen und sozialen Emotionen

Emotionen bilden einen Mechanismus, der Menschen dazu befähigt, Entscheidungen zu treffen. Sie wurden im Lauf der Evolution geformt und entwickelt, um die Überlebenschancen des Menschen zu verbessern. Eyal Winter fügt hinzu: „Die Menschheit verfügt neben den Emotionen über einen weiteren wichtigen Mechanismus, der uns bei der Entscheidungsfindung hilft, nämlich die Fähigkeit zur rationalen Analyse.“ Im Gegensatz zu Gefühlen wie Angst, Betrübtheit und Bedauern, die als autonome Emotionen bezeichnet werden können, sind Gefühle wie Wut, Neid, Hass und Mitgefühl soziale Emotionen. Sie sind per Definition interaktiv. Wut oder Mitleid empfindet ein Mensch gegenüber anderen; Bedauern dagegen empfindet er über eigene Handlungen. Die Unterscheidung zwischen autonomen und sozialen Emotionen ist besonders wichtig, um den Begriff der „klugen Gefühle“ zu verstehen. Eyal Winter ist Professor für Ökonomie und Leiter des Zentrums für Rationalität an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

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Gesundes Leben – ausgeglichenes Leben

Ein Patentrezept zu einem gesunden bzw. ausgeglichenen Leben gibt es eigentlich nicht. Es ist nämlich menschlich, dass man hin und wieder beim Essen oder in stressigen Situationen eine kleine Sünde begeht. Auf jeden Fall benötigt man eine positive Einstellung, um ein gesundes bzw. ausgeglichenes Leben zu haben. Eine positive Einstellung zum Leben ist dabei ohne … Weiterlesen

Phantasien und Tagträume sind sich sehr ähnlich

Tagträume und Phantasien sind schwer voneinander zu unterscheiden. Im normalen Sprachgebrauch meint man mit Phantasien häufig Tagträume mit sexuellem Inhalt. David Gelernter stellt fest, dass Phantasien den eigenartig dämmrigen Gedanken des Einschlafens und dem Schlaf selbst einen Schritt näher stehen als die Tagträume: „Phantasien, die uns überkommen, ähneln eher echten Träumen, nur sind sie keine Halluzinationen.“ In Phantasien kommen fast ebenso häufig absonderliche Situationen vor wie in Träumen. Bizarre Elemente sind keineswegs nur ein Begleitmaterial von Träumen, sondern sie fließen auch in vielfältiger Weise in die Phantasietätigkeit von Wachen ein. Die meisten Menschen erinnern sich an Phantasien ebenso wie an Träume nur schlecht. Phantasien, die einen Menschen mit Beschlag belegen, die Aufmerksamkeit fesseln oder ablenken, sind meist lebhaft. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Fremde werden zum Sündenbock der Globalisierung gemacht

Die allgemeine Unzufriedenheit mit dem System prägt viele Wähler der AfD. In der Regel haben sie gar keine negativen Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht. Die AfD schnitt bei Landtagswahlen besonders erfolgreich in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ab, wo es besonders wenige Fremde und Flüchtlinge gibt. Noch etwas gibt es hier besonders wenig: Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze. Alexander Hagelüken erklärt: „Flüchtlinge lassen sich leichter zum Feindbild machen als abstrakte, anonyme Gewalten wie Globalisierung oder Technologie, die das Leben der Unzufriedenen viel stärker durchschütteln als die Migranten.“ Migranten haben ein Gesicht, sie sind optisch und kulturell von den Deutschen abgrenzbar. Der frühere Weltbank-Ökonom Branko Milanović doziert: „Der Frust über die eigene wirtschaftliche Situation kann einfach in nationalistische Gefühle umgemünzt werden.“ Alexander Hagelüken ist als Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung für Wirtschaftspolitik zuständig.

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