Mit „Citizen Kane“ schreibt Orson Welles Kinogeschichte

Der amerikanische Meisterregisseur Orson Welles wurde vor 100 Jahren geboren und war schon zu seinen Lebezeiten eine Legende. Der Filmemacher galt als genialer Alleskönner – im Erfolg so groß wie in der Niederlage. Gleich sein erster Spielfilm „Citizen Kane“ den er im Jahr 1941 gedreht hat, wird zu einem Meilenstein in der Geschichte des Kinos. Und in Carol Reeds Nachkriegsthriller „Der dritte Mann“ macht er sich acht Jahre später als Schauspieler unsterblich. Als Filmregisseur hat Orson Welles dreizehn vollendete Spielfilme sowie etliche Fragmente wie „Moby Dick“ der Nachwelt hinterlassen, unzählige Filme als Darsteller oder Sprecher veredelt. Orson Welles wurde vor 100 Jahren, am 6. Mai 1914 in Konosha, Wisconsin geboren. Schon als Schüler stand er auf der Theaterbühne, machte sich mit Anfang zwanzig einen Namen auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

In „Citizen Kane“ spielt Orson Welles die Hauptrolle

Zusammen mit John Houseman eröffnet er sogar ein eigenes Theaterhaus, das „Mercury Theatre“. Zugleich arbeitet er für das noch junge Massenmedium Radio. Die Inszenierung eines Hörspiels nach dem Roman „Krieg der Welten“ machte den 23jährigen Orson Welles schlagartig berühmt. Die fiktive Live-Reportage über eine Invasion von Marsmenschen löste bei der Sendung im Oktober 1938 eine Massenpanik aus, was zumindest die Zeitungen aufgeregt berichteten. Die Einschaltquote für das Hörspiel hatte allerdings tatsächlich gerade einmal zwei Prozent betragen.

Doch danach kennt jeder Orson Wells und Hollywood streckt nach ihm die Fühler aus. Als er im Alter von 25 Jahren dorthin kommt, ist er ein Kerl mit jungenhaftem Lächeln und einem grandiosen Selbstvertrauen. Die Produktionsfirma RKO bietet ihm für „Citizen Kane“ einen Vertrag mit weitgehenden Freiheiten an. Der geniale Film erzählt vom Leben des mächtigen Presse-Moguls Charles Foster Kane, den Orson Welles selbst spielt. Schon hier verwendet er jene kühne Bildsprache, die auch seine späteren Filme auszeichnet.

„Die Lady von Shanghai“ zählt zu den Kinoklassiker

Die Werke von Orson Welles sind geprägt von verschachtelten Rückblenden, Schärfentiefe, Überblendungen und lange Kamerafahrten. „Citizen Kane“ wird in neun Kategorien für den Oscar nominiert und erhält ihn schließlich nur für das beste Drehbuch. Aber der geniale Egomane Orson Welles und Hollywood sind ganz und gar nicht für einander geschaffen. Sein nächster Film „Der Glanz des Hauses Amberson“ wird von der Produktionsfirma RKO massiv gekürzt. Den Film „Die Lady von Shanghai“ (1947) wird von der Columbia verstümmelt.

Der Film „Die Lady von Shanghai“ wird zum finanziellen Flop an den Kinokassen, obwohl Rita Hayworth die Hauptrolle spielt. Heute zählt das Werk zu den Kinoklassikern. Im Jahr 1948 zieht sich Orson Welles aus der Traumfabrik zurück. Jahre später arbeitet er noch einmal für Hollywood im Film „Im Zeichen des Bösen“, auch dieses Werk wollen nur wenige Kinogänger sehen. Heute zählt es zu den Film-Noir-Klassikern. Orson Welles spielt darin den korrupten Police Captain Quinlan. In einem kleinen Ort an der Grenze zwischen Mexiko und Nordamerika bricht er selbstherrlich das Recht und versucht, jeden zu töten, der ihm gefährlich wird. Quelle: Welt Kompakt

Von Hans Klumbies