Die Angst vor dem Tod ist reine Zeitverschwendung

Es scheint natürlich zu sein, dass jeder Mensch zumindest ein wenig Angst vor dem Tod hat. Epikur, ein griechischer Philosoph der Antike, der von 341 bis 270 vor Christus lebte, war allerdings der Meinung, Angst vor dem Tod zu haben, sei reine Zeitverschwendung und beruhe auf einem logischen Widerspruch. Sie sei ein Bewusstseinszustand, der überwunden werden müsse. Wenn ein Mensch logisch darüber nachdenkt, könne der Tod keinesfalls erschreckend sein. Wenn es einem Individuum gelingt, wirklich logisch zu denken, so Epikur, dann kann es sein irdisches Dasein erst richtig genießen – was für Epikur ein sehr wichtiger Aspekt war. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Alle Menschen streben nach Lust

Epikur glaubte, die Aufgabe der Philosophie sei es, das Leben zu verbessern und den Menschen dabei zu helfen, glücklich zu werden. Sich mit dem eigenen Tod zu befassen, war für Epikur eine Möglichkeit, noch intensiver zu leben. Epikur wurde auf der griechischen Insel Samos in der Ägäis geboren. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Athen, wo er eine Gruppe von Schülern anzog, die in einer Gemeinschaft lebten. Nigel Warburton fügt hinzu: „In der Gemeinschaft lebten auch Frauen und Sklaven, was im antiken Griechenland sehr ungewöhnlich war.“

Epikurs Philosophenschule war in einem Haus mit einem Garten untergebracht und wurde auch so genannt: der Garten. Epikur glaubte wie viele Philosophen der Antike, dass die Philosophie praxisbezogen sein sollte, also eine Lehre für die richtige Lebensweise. Folglich war es wichtig, dass seine Anhänger die Philosophie in die Praxis umsetzten, statt sie lediglich theoretisch zu begreifen. Nigel Warburton erklärt: „Für Epikur war der Schlüssel zum Verständnis des Lebens die Erkenntnis, dass wir alle nach Lust streben, beziehungsweise andersherum, dass wir allem voran den Schmerz zu vermeiden versuchen.

Bescheidene Wünsche sind leicht zu erfüllen

Das Leben erfüllt die Menschen mit Zufriedenheit, wenn sie das Leiden zurückdrängen und die Lust aufrechterhalten können. Die beste Lebensweise ist für Epikur also folgende: Man führe ein einfaches Leben, behandle die Menschen, mit denen man zu tun hat, freundlich und umgebe sich vor allem mit Freunden. Auf diese Weise gelingt es dem Menschen, sich die meisten seiner Wünsche zu erfüllen. So wird er nicht nach etwas streben, das er nicht bekommen kann. Es ist daher unsinnig, sein gesamtes Leben zu schuften, um etwas zu erlangen, was vermutlich immer unerreichbar für einen ist.

Klüger ist es, ein einfaches Leben zu führen. Wenn die Wünsche bescheiden sind, sind sie leicht zu erfüllen, und die Menschen haben die Zeit und Energie, die Dinge zu genießen, die wichtig sind. Dies war das Rezept Epikurs zur Erlangung des Glücks, und Nigel Warburton glaubt, dass darin viel Wahrheit steckt. Epikurs Lehre war eine Art Therapie. Er lehrte seine Schüler, wie sie sich von Schmerzen ablenken konnten, indem sie sich an vergangene Freuden erinnerten. Er zeigte, dass Freuden im Augenblick des Erlebens angenehm sind, aber auch noch, wenn sich die Menschen später daran erinnern. Quelle: Die kürzeste Geschichte der Philosophie von Nigel Warburton

Von Hans Klumbies