Für Baruch de Spinoza sind Gott und die Natur identisch

Baruch de Spinoza, der von 1632 bis 1677 lebte, glaubte, dass Gott die Welt ist. Er sprach von Gott oder Natur, um dies deutlich zu machen. Beide Begriffe waren für ihn identisch. Gott ist Natur, und die Natur ist Gott. Nigel Warburton ergänzt: „Später hat man dies Pantheismus genannt, womit ein Glaube gemeint ist, bei dem Gott nicht als eigenes Wesen gedacht wird, sondern alles ist.“ Mit dieser Ansicht handelte sich Baruch de Spinoza eine Menge Ärger ein. Baruch de Spinoza glaubte, dass die Welt und die Rolle des Menschen in dieser Welt einer Logik folgt, die durch die Vernunft offengelegt werden kann. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Die Philosophie von Baruch de Spinoza setzt auf die Vernunft

Nichts auf dieser Welt ist für Baruch de Spinoza zufällig, alles hat seinen Sinn und Zweck, ist Bestandteil eines riesigen Systems, das man am besten versteht durch reine Verstandeskraft. Baruch de Spinoza vertrat damit eine Philosophie, die vor allem auf die Vernunft setzte und weniger auf die Erfahrung und Beobachtung. Nigel Warburton fügt hinzu: „Eine solche Philosophie wird daher auch als Rationalismus bezeichnet.“ Wenn Gott ohne Anfang und Ende ist, überlegte Baruch de Spinoza, musste daraus folgen, dass es nichts geben kann, was nicht Gott ist.

Wenn man etwas im Universum entdeckt, das nicht Gott ist, dann kann Gott nicht unendlich sein, da Gott im Prinzip dieses Wesen sowie alles Übrige sein konnte. Alle Menschen sind Teile von Gott, aber genauso die Steine, die Ameisen, die Grashalme und die Fenster. Alles. Alles fügt sich in einem unglaublich komplexen Ganzen zusammen, aber letztlich ist alles, was existiert, Teil des Einen, nämlich Teil von Gott. Für Baruch de Spinoza war Gott als höchstes Wesen völlig unpersönlich und kümmerte sich um nichts und niemanden.

Der freie Wille des Menschen ist eine Illusion

Laut Baruch de Spinoza sollte man Gott lieben, darf aber keine Gegenliebe erwarten. Für ihn ging es dabei um eine intellektuelle, also vernunftorientierte Liebe zu Gott, die auf tiefem Verständnis gründete. In Hinsicht über seine Ansichten über den freien Willen war Baruch de Spinoza „Determinist“. Nigel Warburton erklärt: „Er ging davon aus, dass jede menschliche Handlung das Ergebnis von vorausgegangenen Ursachen, das heißt determiniert ist.“ Die meisten Menschen glauben, sie würden frei entscheiden, was sie tun, und hätten Kontrolle über ihr Leben.

Aber das liegt für Baruch de Spinoza daran, dass die Menschen normalerweise nicht verstehen, wie ihre Entscheidungen und Handlungen zustande kommen. Der freie Wille ist deshalb nach Baruch de Spinoza eine Illusion. Es gibt kein spontanes freies Handeln. Obwohl Baruch de Spinoza Determinist war, glaubte er, dass ein sehr beschränktes Maß an Freiheit für den Menschen möglich und wünschenswert ist. Am schlimmsten ist für ihn ein Leben in Unfreiheit, was für ihn bedeutet, dass der Mensch völlig seinen eigenen Gefühlen, den Emotionen und Leidenschaften ausgesetzt ist. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton

Von Hans Klumbies