Die Bildsprache des Kunststars Neo Rauch

Der weltberühmte Maler Neo Rauch hat eine ganz eigene Bildsprache entwickelt, die ganz schwer einzuordnen ist. Sie enthält Anteile des Surrealismus, des Realismus, des Comics und des Pops. Er ist der Star der so genannten Leipziger Schule. Im Jahr 2007 stellte er als dritter zeitgenössischer Künstler überhaupt seine Werke im Metropolitan Museum of Art in New York aus. Neo Rauch gehört inzwischen zu den Stars der Kunstszene, dessen Gemälde auf Auktionen Preise im sechsstelligen Bereich erzielen. Eine aktuelle Ausstellung der Bilder von Neo Rauch findet unter dem Motto „Neo Rauch – Begleiter“ in der Pinakothek der Moderne in München vom 20. April bis zum 15. August 2010 statt.

Neo Rauchs Bildsprache hat nichts mit Science-Fiction zu tun

Der Kurator der Münchner Kunstschau, Bernhart Schwenk, kritisiert einige Kunstkritiker, die sich mit dem Werk von Neo Rauch beschäftigen: „Viel zu oft fallen dabei Attribute wie geheimnisvoll oder merkwürdig. Typisch ist auch die Formulierung vom Geraune in seinen Werken.“ Für den Macher der Ausstellung ist Neo Rauch alles andere als ein Mystiker. Bernhart Schwenk erkennt in den Werken des Malers eher ein virulentes Welttheater. Es ist in den Bildern keine Wahrheit enthalten, sondern eine erlebte Wirklichkeit, die der Wahrheit gleichkommt.

Das Bildpersonal Neo Rauchs wirkt auf den Betrachter oft fremdartig. Es zeigt beispielsweise Feingeister aus der Zeit des Biedermeiers, moderne Paramilitärs, Künstler, Forscher und Landadelige. Bernhart Schwenk ist einer der profundesten Kenner der Gemälde von Neo Rauch und versteht seine Bildsprache wie kaum ein anderer: „Wenn sich heute in seinen Bildern Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ineinander verkeilen, dann ist das nicht Science-Fiction. Es hat damit zu tun, dass wir im 21. Jahrhundert tatsächlich Aufklärung und Antiaufklärung erleben und zwar parallel.“

Die Gemälde von Neo Rauch sind schwer zu verstehen

Die Bilder Neo Rauchs erzählen davon, dass jeder Mensch zwar die Möglichkeit hat, Informationen zu erhalten, aber auch gleichzeitig von ihnen manipuliert zu werden. Bilder und Nachrichten können den Empfänger täuschen. Die Gemälde des Kunststars und er selbst entziehen sich dem schnellen Verständnis. Auf der anderen Seite werden die Bilder Neo Rauchs gemalt und sofort verkauft. Ein scheinbarer Widerspruch. Der Kurator Bernhart Schwenk erklärt: „Sie gehen in Privatsammlungen in Europa und in den USA. Ein Drittel war nie in Museumsausstellungen zu sehen.“

Neo Rauch ist eher ein scheuer Star der Kunstszene. Fototermine nimmt er selten wahr, mit Interviews hält er sich ebenfalls zurück. Bernhart Schwenk weiß warum: „Er will sich nicht dauernd wiederholen. Er gibt halt das nächste Interview im nächsten Jahr, wenn sein Kopf wieder frei ist.“ Als ihn einmal eine Fotografin ablichten wollte und ihn fragte, ob er nicht berühmt werden wolle, antwortete der Künstler: „Ich will lieber nicht berühmt werden.“ Und dennoch ist es ihm gelungen.

Von Hans Klumbies