Gesundes Essen verbessert die Gehirnleistung des Menschen

Von Nüssen ist es schon lange bekannt. Auch fetter Seefisch, Hafer und Sojabohnen gelten als Gehirnnahrung. Das liegt beispielsweise daran, dass die darin enthaltenen Aminosäuren für den Aufbau von Nervenbotenstoffen verantwortlich sind. Laut einer ägyptischen Studie weisen Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung (ADHS) einen Mangel an Eisen, Zink und Magnesium auf. Die Qualität der Nahrung kann zwar die Intelligenz nicht erhöhen, wohl aber die Gehirnleistung, die Konzentration und die Merkfähigkeit verbessern. Als Wissenschaftler, die Zusammensetzung von Darmbakterien im Verdauungstrakt von Fast-Food-Essern mit jenen von Menschen, die sich viel mit frischem, natürlichen Speisen versorgen, verglichen, stellen sie folgenden messbaren Unterschied fest: Die erste Gruppe hatte ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen. Für solche Studien ist die neue Wissenschaftsrichtung der Mikrobiomforschung zuständig.

Im Darm leben rund 100 Billionen Mikroben

Der neue Begriff „Mikrobiom“ löst den ehemaligen Ausdruck „Darmflora“ ab, weil sich immer mehr abzeichnet, wie vielfältig und einflussreich diese Mikroorganismen sind. Rund 100 Billionen Mikroben besiedeln den Darm. Das sind zehn Mal mehr Zellen als der Mensch in seinem gesamten Körper hat. Allein 1.000 verschiedene Arten befinden sich im menschlichen Verdauungstrakt. Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Holzer vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Graz formuliert humorvoll diesen Umstand wie folgt: „Man könne also sagen, wir sind zu zehn Prozent Mensch und zu 90 Prozent Mikroben.“

Tatsächlich gilt das Mikrobiom mittlerweile unter Wissenschaftlern als mikrobieller Fingerabdruck, anhand dessen sie beispielsweise die Familienzugehörigkeit bestimmen können. Prof. Peter Holzer kennt den Grund dafür: „Die Bakteriengesellschaft entwickelt sich zum Teil schon vor der Geburt – nicht erst während oder danach – und ist schon in der Plazenta vorhanden. Diese Bakterien sind nicht nur für die Ausbildung des Immunsystems und der Hormonsteuerung wichtig, sondern beeinflussen auch die Gehirnfunktionen – bis ins hohe Alter.“

Dopamin und Serotonin sind auch als „Glückshormone“ gekannt

Laut Prof. Peter Holzer dürfte deshalb eine Fehlsteuerung dieser Bakterien als Risikofaktor für Stressanfälligkeit, Suchtmechanismen, Angststörungen und ähnliches gelten. Der Grund dafür liegt im ständigen Austausch der Mikrobiota mit dem Immunsystem. In enger Verbindung damit steht auch die Hormonproduktion. Denn damit die Gehirnzellen den Datenaustausch gewährleisten können, benötigen sie Botenstoffe, die sogenannten Neurotransmitter. Besonders wichtig sind dabei Dopamin und Serotonin, die auch als „Glückshormone“ bekannt sind, die sie die Stimmung beeinflussen.

Inzwischen hat die Mikrobiomforschung allein zwanzig verschiedene Darmhormone identifiziert. Darunter befindet sich zum Beispiel das Darmhormon Peptid YY, das Sättigungsmechanismen dirigiert. Ein Mangel führt beim Menschen zu Depressionen, eine Zufuhr wirkt sich dagegen auf das Belohnungssystem im Gehirn aus. Prof. Peter Holzer erklärt die nächsten Forschungsziele der Mikrobiomforschung: „Jetzt geht es darum, herauszufinden, welche Bakterien besonders wichtig sind und in welcher Zusammensetzung sie vorhanden sein müssen, um für unsere Gesundheit optimal zu arbeiten.“ Quelle: Kronen Zeitung

Von Hans Klumbies