Mihály Csíkszentmihályi hat über viele Jahrzehnte in Studien mit vielen Menschen erforscht, wann sie glücklich sind. Dabei hat er herausgefunden, dass die meisten Menschen mehr Erlebnisse des Glücks haben, wenn sie arbeiten, als wenn sie Freizeit haben. Das ist überraschend, da die wenigsten Menschen ihre Arbeit als Glücksbringer ansehen. Irgendetwas scheint sie an ihrer Tätigkeit zu stören. Wenn sie im Beruf dennoch häufig Glücksgefühle haben, ihren Job aber trotzdem nicht mögen, dann liegt das nicht an der Tätigkeit, sondern am Drumherum. Mihály Csíkszentmihályi glaubt auch nicht, dass die Leute ihre Arbeit heute mehr hassen als vor hundert Jahren. Aber es gibt natürlich immer noch viele Arbeitsplätze, die Menschen unglücklich machen. Mihály Csíkszentmihályi ist einer der bekanntesten Glücksforscher der Welt.
Einige Berufe versprechen besonders viele Glücksmomente
Arbeit kann nur glücklich machen, wenn dabei das Glücksgefühl „Flow“ entsteht. Dann wird die Arbeit wie durch Zauberei erledigt. Der Arbeitende vergisst alles um sich herum und ist glückselig. Das ist Flow. Dieses Gefühl kann man nicht nur bei der Arbeit erleben. Mihály Csíkszentmihályi nennt Beispiele: „Allerdings kann man das bei vielen Tätigkeiten erleben, auch in der Freizeit: beim Klavierspielen, Lesen, Kochen, Tanzen.“ Natürlich ist es erstrebenswert, möglichst oft Flow-Gefühle zu entwickeln.
Viele Menschen wissen, dass sie im Zustand des Flow extrem glücklich sind. Das bedeutet für die Arbeit, dass die Menschen versuchen sollten, einen Beruf zu finden, in dem sie wenigstens einmal am Tag für einige Zeit glücklich sind und ganz in ihrer Tätigkeit aufgehen. Leider gelingt das den meisten Menschen nicht. Es gibt Berufe, die besonders viele Glücksmomente versprechen. Mihály Csíkszentmihályi erläutert: „Die Leute, die in unseren Studien, zumindest in Amerika, auffällig süchtig nach ihrer Arbeit waren, waren Chirurgen. Für sie ist operieren fast wie Heroin nehmen.“
Menschen können bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten glücklich werden
Auch Computer-Programmierer und Autoverkäufer sind in ihren Berufen in der Regel sehr glücklich. Mihály Csíkszentmihályi fügt hinzu: „Sie erleben besonders viele Momente des Flow bei ihrer Arbeit. Das zeigt auch: Es sind sehr unterschiedliche Tätigkeiten, mit denen man glücklich werden kann.“ Diese Jobs haben zweierlei gemeinsam: Sie bieten relativ viel Abwechslung und sorgen regelmäßig für eine klare Rückmeldung, ob man etwas gut gemacht hat oder nicht. So eine Rückmeldung kann von Kunden oder Vorgesetzten kommen oder von der Arbeit selbst.
Schlussendlich ist es ziemlich individuell, welche Tätigkeit zu einem Menschen passt und ihn in das Gefühl des Flow versetzen kann. Auch als einfacher Arbeiter oder Putzfrau kann man glücklich werden. Mihály Csíkszentmihályi erklärt: „Es gibt Menschen, die haben Techniken entwickelt, die ihnen helfen, selbst die simpelsten Tätigkeiten zu genießen.“ Außerdem müssen die Menschen engagiert und interessiert sein, damit sie Glück bei der Arbeit erleben können. Dabei muss man sich zudem konzentrieren und achtsam sein. Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Von Hans Klumbies