Migräne entsteht bei Schülern durch hohen Leistungsdruck

Es dröhnt und zieht oder es hämmert und pocht. Kopfschmerzen können sich individuell verschiedenartig bemerkbar machen. Viele Schüler in Deutschland sind regelmäßig so stark davon betroffen, dass sie Medikamenten nehmen, nicht in die Schule gehen können oder einen Arzt aufsuchen müssen. Die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Jugendlichen ist in den vergangen 50 Jahren deutlich gestiegen. Dahinter kann nach Meinung von Wissenschaftlern etwa Leistungsdruck, aber auch Bewegungsmangel stecken. Betroffene sollten vor allem häufiger eine Pause machen. In verschiedenen Studien berichten bis zu 40 Prozent der Zwölf- bis Vierzehnjährigen von Schmerzattacken, die sie mindestens einmal pro Woche heimsuchen. In einem Zeitraum von einem Vierteljahr haben sogar 70 Prozent dieser Altersgruppe mindestens einmal starke Kopfschmerzen. Für die Zunahme dieses Leidens bei Jugendlichen ziehen Schmerzforscher verschiedene Ursachen in Betracht.

Schüler können in der Freizeit nur noch schwer abschalten

Auf der einen Seite scheinen psychische Belastungen wie Leistungsdruck, Prüfungsstress, Mobbing oder Konflikte in der Familien bei der Entstehung von Kopfschmerzen eine Rolle zu spielen. Auf der anderen Seite bewegen sich Kinder und Jugendliche heute deutlich weniger als früher. Der Münchner Kinderneurologe Professor Florian Heinen, der in den letzten Jahren zwei Studien zu Kopfschmerzen geleitet hat, erklärt: „Es gibt nicht die eine Ursache, sondern immer mehrere Faktoren.“ Verglichen mit früheren Generationen hält er eine Veränderung der Lebensbedingungen von Schülern für besonders bedeutsam.

Es ist die fatale Gewöhnung an pausenloses Multitasking. Florian Heinen erläutert: „Die Jugendlichen leben heute in einer getakteten Welt ohne unverplante Zeit und ohne Langeweile. Alles wird kurz, schnell und nebenbei gemacht – SMS schreiben, Mails checken, ein Video ansehen.“ Das Gehirn passt sich an den erhöhten Rhythmus an. Daher fällt es den Schülern schwer, in der Freizeit abzuschalten. Florian Heinen fügt hinzu: „Das Gehirn sucht gerne die nächste Geschwindigkeitsstufe.“ Das führt dann zu Stress und Verspannungen.

Bei Kopfschmerzen muss man nicht immer Medikamente nehmen

In der Kopfschmerzsprechstunde an der Kinderklinik der Universität München lernen betroffene Schüler, passende Wohlfühl-Pausen für sich zu finden. Florian Heinen sagt: „Jeder braucht da etwas anderes. Manche liegen einfach nur im Bett oder hören Musik, andere gehen mit dem Hund spazieren oder fahren Fahrrad.“ Bei Migräne oder Spannungskopfschmerzen hilft es zusätzlich, die Nackenmuskulatur zu entspannen. Florian Heinen empfiehlt einfache Übungen, die man überall machen kann: Liegestützen oder Dehnübungen vor dem Spiegel.

Professor Peter Kropp vom Institut für Medizinische Psychologie an der Universität Rostock vertritt die Auffassung, dass es in den meisten Fällen von Kopfscherzen nicht nötig ist, Medikamente zu nehmen. Entspannungstrainings und kognitive Verhaltenstherapie sind seiner Meinung nach genauso effektiv wie Tabletten. Der Experte für Kopfscherzen rät außerdem zu Ausdauersport, mit dem man es aber nicht übertreiben sollte: „Sport ist nicht gleich Sport. Der klassische Migränepatient strebt häufig danach, der Erste zu sein. Das erzeugt Druck. Von Leistungssport würde ich daher abraten.“ Quelle: Passauer Neue Presse

Von Hans Klumbies