Michel Houellebecq betont gerne das Unangenehme

In der Poesie geht es für Michel Houellebecq um Gefühle. Es gibt für ihn angenehme und unangenehme Stimmungen. Da die gesamte Gesellschaft größten Wert auf eine angenehme Gemütsverfassung legt, ist es ihm wichtig, das Unangenehme zu betonen. Eines der Kennzeichen der Literatur ist laut Michel Houellebecq das Recht auf Unklarheit, und die Möglichkeit, eben keinen Spaß zu machen. Er bezeichnet die Literatur gerne als Gegenkraft zur Wirklichkeit. Das Leben definiert Michel Houellebecq als einen Prozess des Scheiterns, des langsamen Untergangs, das mit dem Tod zu Ende geht.

Ohne Sucht ist keine Existenz möglich

In einigen seiner Gedichte schreibt Michel Houellebecq über den Ekel des Pornobetrachters. Die Begierde ist für ihn schon an sich mit Ekel verbunden. Sie ist nur ein kurzer Augenblick der Erregung, die dem Vergnügen vorauseilt. Die Pornographie und die Werbung vermitteln den Menschen das Gefühl, nie wirklich befriedigt zu sein. Die Pornoindustrie hat für Michel Houellebecq ein System der ständigen Enttäuschungen aufgebaut. Die Pornofilme sollen eine Illusion erzeugen, die begehrenswerter als die Wirklichkeit erscheint.

Die Hölle beschreibt Michel Houellebecq als einen Ort, an dem die Begierde zu einem Durst wird, der niemals gestillt werden kann. Dagegen ist die Sucht für ihn ein eher angenehmer Zustand. Die Menschen haben durch sie immer ihre kleinen Befriedigungen. Michel Houellebecq vertritt die Ansicht, dass man ohne eine Sucht gar nicht existieren kann.

Für ihn ist schon jedes gemeinsame Leben mit einem geliebten Wesen eine Variante der Sucht. Dadurch entsteht Befriedigung. Eine sexuelle Befriedigung ist laut Michel Houellebecq nur dann möglich, wenn man für seinen Sexpartner zumindest etwas Sympathie empfindet. Das gilt auch für Menschen, die nur dann vergnügt sein können, wenn sie das Objekt ihrer Begierde total verachten.

Kurzbiographie: Michel Houellebecq

Michel Houellebecq wurde am 26. Februar1958 in La Réunion geboren. Als er sechs Jahre alt war, kam er zu seiner Großmutter, bei der er aufwuchs. 1980 erhielt er sein Diplom als Landwirtschaftsingenieur. Nach einer kurzen Ehe, aus der ein Sohn hervorging, bekam Michel Houellebecq schwere Depressionen, die ihn zu mehreren Aufenthalten in der Psychiatrie zwangen.

Seine literarische Laufbahn begann im Alter von zwanzig Jahren, als er in verschieden Kreisen von Dichtern verkehrte. Seine ersten Gedichte veröffentlichte Michel Houellebecq in der „Nouvelle Revue de Paris“. Sein erster international erfolgreicher Roman mit dem Titel „Ausweitung der Kampfzone“ erschien 1994. Sein zweiter Roman „Elementarteilchen“ wurde in 25 Sprachen übersetzt.

1998 erhielt der Schriftsteller Michel Houellebecq den „Grand Prix National des Lettres Jeunes Talents“ für sein Gesamtwerk. Der Autor hat einen Wohnsitz in Irland, lebt aber auch in anderen Ländern und bezeichnet sich selbst als Nomade. Zu seinen bekannten Büchern zählt auch der Roman „Plattform“, den er im Jahr 2001 veröffentlichte. Michel Houellebecq ist der wohl bekannteste französische Autor der Gegenwart.

Von Hans Klumbies