Max Weber lehnte jeden Kult um seine Person ab

Es besteht kein Zweifel, dass Max Weber nicht nur zu den herausragenden Denkern des europäischen Liberalismus zählt, sondern auch zu den bedeutendsten politischen Geistesgrößen seiner Zeit. Vor allem ging es ihm darum, ethische Maßstäbe als Richtlinien für politisches Handeln aufzustellen. Seine soziologischen Schriften sind unverändert die Basis einer jeden Sozialwissenschaft. Die Religionssoziologie hat er praktisch erfunden. In seiner ersten großen wissenschaftlichen Arbeit beschäftige sich Max Weber mit den Lebensverhältnissen der ostelbischen Landarbeiter. Mit dieser Arbeit gewann er hohes Ansehen und wurde auch politisch bekannt.

Die protestantische Ethik ist die Triebfeder des modernen Kapitalismus

Er forderte in seiner Schrift, die Großgüterwirtschaft durch eine umfassende bäuerliche Siedlung abzulösen. Dabei wurde Max Weber von nationalistischen Überlegungen geleitet, da er eine starke Überfremdung durch Saisonarbeiter aus Polen befürchtete. Nachdem Max Weber seine Universitätskarriere wegen einer schweren seelischen Krise aufgeben musste, wandte er sich ab dem Jahr 1904 immer mehr soziologischen Problemstellungen zu.

Eine Amerikareise war der Auslöser für Max Weber, eine Abhandlung über den Zusammenhang zwischen Religion und Wirtschaft zu schreiben. Dabei begriff er die protestantische Ethik – vor allem den Calvinismus – als die Triebfeder für die Entstehung des modernen Kapitalismus. Daneben beschäftigte er sich mit theoretischen Fragen der Sozialwissenschaften.

Max Weber war der größte Deutsche seines Zeitalters

Während des Ersten Weltkrieges sprach sich Max Weber für eine Änderung der Verfassung aus, die auf eine demokratische Parlamentarisierung ausgelegt werden sollte. In konservativen Kreisen kamen seine Ideen gar nicht gut an – sie rückten den Soziologen in die Nähe sonstiger vaterloser Gesellen. Nach dem Krieg bewarb sich Max Weber bei der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei um eine Kandidatur für den Reichsrat. Doch sein Ansinnen scheiterte an parteiinternen Intrigen.

Seine volle Anerkennung als Wissenschaftler erreichte Max Weber leider erst nach seinen Tod. Karl Jaspers, einer seiner Schüler, schrieb noch 1958 über ihn: „Er war der größte Deutsche unseres Zeitalters.“ Karl Löwith charakterisierte Max Weber als einen Menschen, dessen Brust die extremsten Gegensätze beherbergte und mit denen er dennoch zu leben verstand. Max Weber lehnte jeden Kult um seine Person ab und hielt es für entscheidend, sich voll und ganz einer Aufgabe zu widmen.

Kurzbiographie: Max Weber

Max Weber wurde am 21. April 1864 in Erfurt geboren. Den größten Teil seiner Jugend lebte er in Berlin. 1889 machte er seinen Doktor der Rechte und schlug eine Universitätslaufbahn ein. 1894 wurde er als Professor nach Freiburg berufen, 1897 nahm er eine Professur in Heidelberg an. Nur zwei Jahre später musste er sich aus Gesundheitsgründen beurlauben lassen. Seine Arbeit als Wissenschaftler setzte er aber fort und engagierte sich zunehmend in der Politik.

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm er eine bedeutende Rolle bei den Beratungen über die Weimarer Verfassung ein. Aus seinem vielfältigen Werk ragen folgende Bücher heraus: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, „Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen“ und „Wirtschaft und Gesellschaft“. Max Weber starb am 14. Juni 1920 in München.

Von Hans Klumbies