Max Otte fordert Griechenlands Austritt aus dem Euro

Für Max Otte stehen die Chancen 50:50, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt, obwohl es seiner Meinung nach besser wäre, wenn Hellas aus der Währungsunion austreten würde. Er glaubt aber, dass die Europäische Union jedes Feigenblatt benutzen wird, damit Griechenland den Euro behalten kann. Den Euro selbst hält Max Otte nicht für gefährdet, zumindest nicht in den nächsten zwei, drei Jahren. Max Otte erklärt warum ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro besser wäre: „Man kann nur durch Abwertung der Währung oder durch reale Lohn- und Leistungskürzungen die Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen.“ Die erzwungenen Reformen, die von der EU den Griechen auferlegt wurden, hält Max Otte für höchst ungerecht, da die steuerehrlichen Griechen jetzt höhere Steuern zahlen müssen.

Die bisherigen Hilfsgelder für Griechenland waren sinnlos

Die Entscheidung, ob Griechenland aus dem Euro aussteigt, kann das Land allerdings nur selbst treffen. Max Otte erklärt: „Juristisch könnte man ohnehin nicht aus dem Euro, sondern nur aus der EU austreten. Aber man hat schon so viele Gesetze in der EU geändert oder gebrochen.“ Die bisherige finanzielle Hilfe für Griechenland war laut Max Otte sinnlos, weil das Geld ja nur geflossen ist, um die Hochfinanz risikofrei zu stellen. Griechenland selbst wurde auf diese Art und Weise kein bisschen geholfen.

Max Otte ergänzt: „Griechenland spart sich tot und bedient brav die Schulden bei den Banken – die haben profitiert von dem Spiel.“ Max Otte hält es für reine Panikmache, dass bei einem Austritt Griechenlands aus der Währungsunion, ein Dominoeffekt eintreten würde und Länder wie Spanien, Portugal und Italien auch in den finanziellen Abgrund reißen könnte. Allerdings gibt Max Otte zu, das Portugal und Spanien zumindest Wackelkandidaten sind, die nicht zwingend aus der Euro-Zone austreten sollten, aber mit einer eigenen Währung besser wirtschaften könnten.

Die Banken müssen ihren Beitrag bei der Rettung Griechenlands leisten

Max Otte vertritt die These, dass der Euro eben nicht diese Geschlossenheit bringt, wie immer wieder behauptet wird, sondern eher Zwiespalt, zumindest in der gegenwärtigen Situation. Max Otte fügt hinzu: „Wir haben zehn EU-Länder, die nicht im Euro sind, und es geht wunderbar – wo ist das Problem? Das mit der Geschlossenheit ist ein Dogma, weil die Europa-Elite ihren Gesichtsverlust fürchtet.“

Europa braucht laut Max Otte keinen Fiskalpakt, der die Bürger in Haftung nimmt, sondern ein Insolvenzverfahren. Das heißt: Griechenland bekommt über Eurobonds die nächsten 50 Milliarden Euro, dafür werden aber auch 50 Milliarden Bankschulden abgeschrieben. Max Otte erläutert: „Wenn Geld fließt, dann müssen auch die Banken proportional ihren Beitrag leisten – die haben, anders als die Bürger in Deutschland, in Österreich, in Griechenland, bisher nicht gelitten, sondern nur profitiert.“

Kurzbiographie: Max Otte

Der Ökonom Max Otte ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FH Worms und Professor für Unternehmensanalyse in Graz. Im Jahr 2003 gründete er ein Institut für Vermögensentwicklung und ist zudem unabhängiger Fondsmanager. In seinem Buch „Der Crash kommt“ sagte Max Otte 2006 die Finanzkrise voraus, der vom amerikanischen Immobilienmarkt und des Subprime-Papieren ausgelöst werden sollte. Als Ursachen der Krise erkannte er schon damals Schulden, lockere Geldpolitik und den Verfall der Wirtschaftssitten.

Von Hans Klumbies