Matthias Horx beschreibt die Triade der Liebe

Die Evolution destilliert aus dem Zustand der Verliebtheit jene drei großen Elemente der menschlichen Bindungskraft, die Matthias Horx „das Liebessystem“ nennt. Diese „Triade der Liebe“ setzt sich wie folgt zusammen: Erstens aus der Lust, dem Verlangen nach sexueller Befriedigung und Vereinigung, der animalischen Geilheit. Zweitens aus der romantischen Liebe, der Fixierung auf einen ganz von bestimmten Menschen, wobei alle anderen ausgeblendet werden. Drittens aus der Bindung, dem Streben nach Sicherheit in einer definierten, langfristigen Partnerschaft, das auch das Akzeptieren von Generativität und Verwandtschaften mit einschließt. In diesem Dreieck entsteht die Art und Weise wie sich Menschen paaren und vermehren. Ohne die Magnetkräfte von Sex, Affinität und Bindung würde es die Spezies Mensch nicht geben. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

Menschen haben das Bedürfnis nach einer langfristigen Bindung

Es ist ein fein abgestimmtes, sorgfältig austariertes System, in dem der eine Faktor den anderen moderiert. Matthias Horx erklärt: „Würde die Sexualität nicht von Bindungssehnsucht und der romantischen Fixierung auf eine Person eingegrenzt, würden wir alle wild durcheinandervögeln – und uns wahrscheinlich aus sexueller Konkurrenz umbringen.“ Ohne die Fixierung auf einen einzelnen Menschen würde man die Energie nicht aufbringen, langfristig zusammenzubleiben und ein Kind aufzuziehen.

Wenn es das Bedürfnis nach einer langfristigen Bindung nicht gäbe, würde man sich beim Verlieben völlig verausgaben. Die Manie des „Verknalltseins“ würde so lange dauern, bis man an Hunger oder Idiotie dahinschiede. Romeo und Julia haben ja vorgeführt, wie der Wahn des Romantischen alles in den Abgrund zieht, wenn man nicht den Pfad einer vernünftigen und akzeptierten Bindung beschreiten kann. Die Triade der Liebe ist uralt. Sie ermöglichte schon den Menschen der Steinzeit und noch früheren Generationen, die verschiedenen Stadien der Liebe, Bindung und Reproduktion zu moderieren.

Das Liebessystem ist robust und variabel

Matthias Horx weiß: „Die romantische Sehnsucht lässt uns auf einen bestimmten Menschen „abfahren“, die Lust bringt uns zur Reproduktion, und die tiefe Bindung belohnt uns mit einer ordentlichen Dosis Oxytocin, das zu einem Gefühl des Vertrauens führt.“ Das Liebessystem ist komplex und robust genug, selbst existentielle Krisen zu meistern. Und es ist variabel – wenn der Sex nicht mehr so „ansteht“, kann Bindung ausgleichen. Und wenn Bindung nicht möglich ist, kann Sex durchaus „aushelfen“.

Die Liebe in ihren drei miteinander verschränkten Facetten bietet ein Trostangebot und eine Motivation, die endlose Kette der Generationen zu ermöglichen. Wenn die Liebe im Leben eines Menschen fehlt, ist er nur noch ein Schatten seines Selbst. Matthias Horx fasst zusammen: „Das Liebessystem in seiner komplexen Art, Empathieströme zum anderen und schließlich zu unseren Nachkommen zu leiten, erzeugt damit zugleich jene nützliche Illusion, die unsere Art am Leben erhält und in die Zukunft treibt.“ Quelle: „Future Love“ von Matthias Horx

Von Hans Klumbies