Der Marktpreis setzt sich aus Angebot und Nachfrage zusammen

Viele Anhänger des Marktwettbewerbs glauben, dass man die Wirkung der sogenannten unsichtbaren Hand auch auf Bereiche des Lebens ausdehnen kann, in denen Märkte ohne Inszenierung sich gar nicht entwickeln würden. So sprechen gewisse Ökonomen heute zum Beispiel von Gesundheitsmärkten, Bildungsmärkten, Forschungsmärkten und auch von internen Märkten in Unternehmen und öffentlichen Institutionen. Schaut man sich diese Märkte allerdings etwas genauer an, wird man schnell feststellen, dass der Begriff Markt meist ein Etikettenschwindel ist. Mathias Binswanger nennt den Grund: „Es treffen keine voneinander unabhängige Anbieter und Nachfrager aufeinander, aus deren Angebot und Nachfrage dann ein Marktpreis resultiert. Auf den meisten künstlich angelegten Märkten gibt es gar keine oder außerhalb dieser Märkte festgelegten Preise und damit auch keine Steuerung von Angebot und Nachfrage über das Preissystem.“ Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen.

Innerhalb von Unternehmen herrscht Planwirtschaft

Bei künstlich angelegtem Marktwettbewerb bedeut Markt in diesem Zusammenhang oftmals nur, dass irgendein Wettbewerb um beschränkte Mittel stattfindet. Mathias Binswanger nimmt die sogenannten  internen Märkte in privaten oder öffentlichen Unternehmen deshalb etwas genauer unter die Lupe. Unternehmen sind traditionell hierarchisch gegliederte Institutionen. Dort erteilen Chefs ihren Untergebenen Befehle oder geben Ziele vor und kontrollieren deren Erfüllung.

Innerhalb von Unternehmen herrscht laut Mathias Binswanger somit Planwirtschaft, auch wenn diese nach außen in einer freien Marktwirtschaft tätig sind. Seiner Meinung nach ist es kein Wunder, dass nach dem Verschwinden der großen Planwirtschaften in den ehemals kommunistischen Ländern der Kampf sich gegen die kleinen Planwirtschaften in die Unternehmen selbst verlagerte. Zum neuen Credo vieler Managementlehren wurde der Spruch: „So viel Markt in das Unternehmen wie möglich.“

Auf firmeninternen Märkten werden auch Güter und Dienstleistungen verkauft

Mathias Binswanger zitiert Thomas Malone, Professor für Sloan Management School am MIT in Boston, der in den internen Märkten Einrichtungen sieht, auf denen firmenintern Güter und Dienstleistungen gegen Geld über sogenannte Verrechnungspreise oder intern verrechenbare Punkte verkauft werden. Auf diese Weise setzten diese internen Märkte Anreize. Mathias Binswanger fügt hinzu: „Die Angestellten eines Unternehmens werden Güter und Dienstleistungen intern so kaufen und verkaufen, dass sie selbst einen möglichst großen Profit erzielen.“

Dies wiederum erhöht die Effizienz des Unternehmens als Ganzes. Thomas Malone vertritt außerdem die These, dass in diesem Fall auch unternehmensintern die unsichtbare Hand des Marktes alle einzelnen Handlungen zu einem einzigen kohärenten Plan koordiniert. Dieser unternehmensinterne Markt ist laut dem Ökonomen Ronald Coase allerdings mit hohen Transaktionskosten belastet. Das heißt, es braucht zuviel Aufwand, um solche Märkte zu etablieren, zu koordinieren und am Leben zu erhalten.

Von Hans Klumbies