Markus Hengstschläger stellt verschiedene Talentkategorien vor

Eine vor allem in Amerika weit verbreitete Kategorisierung von Talent und Begabung ist laut Markus Hengstschläger die sogenannte „Marland-Definition“. Sie wurde von einer Regierungskommission im Jahr 1971 unter der Leitung von P. Marland entwickelt. Das amerikanische Erziehungsministerium hatte damals das Ziel, bundesstaatliche Erziehungsprogramme für Hochbegabte zu Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Talentiert, so die Marland-Definition kann jemand sein in seinen allgemeinen intellektuellen Fähigkeiten, in seiner spezifischen akademischen, schulischen Eignung, in seiner Kreativität und produktivem Denken, in den bildnerischen und darstellenden Künsten sowie in seinen psychomotorischen Befähigungen. Wobei es für Markus Hengstschläger wichtig ist, zu sagen, dass die Wissenschaft zusätzlich noch zwei grundlegend verschiedene Ansätze bei der personalen Zuordnung von Talenten kennt. Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

Ein Mensch kann auch in nur einer Kategorie ein außergewöhnliches Talent haben

Einerseits vertreten Wissenschaftler das Konzept der allgemeinen Intelligenz. Dieser Ansatz wird immer wieder einmal von den Neurowissenschaften gestützt. Sehr vereinfacht würde dies bedeuten, dass eine Person in allen genannten Kategorien der „Marland-Definition“ eher talentiert oder eben in allen weniger talentiert ist. Viele Wissenschaftler halten diese Theorie aber für zu oberflächlich, da es auch möglich sein kann, dass ein Mensch nicht in allen Kategorien talentiert ist, aber in einer Kategorie eine besondere Begabung zeigt.

Es ist dabei egal wie hoch man dabei den Einfluss der Gene ansetzt. Jedoch erscheint aus dieser Sichtweise die Möglichkeit von Hochbegabung in nur einer Kategorie als wahrscheinlich. Markus Hengstschläger erklärt: „Da es sich bei den verschiedenen Talentkategorien stets um sehr unterschiedliche und komplexe Bereiche handelt, fällt es schwerer, Erklärungsmodelle zu finden, wie man gleichzeitig in seinen 22.500 Genen gute oder eben weniger gute biologische Voraussetzungen für alle Kategorien haben könnte.“

Howard Gardner entwickelt die Theorie der multiplen Intelligenzen

Markus Hengstschläger weist auf den amerikanischen Psychologen Howard Gardner hin, der eine etwas andere Kategorisierung erarbeitet hat. Seine sehr populäre Theorie der multiplen Intelligenzen erkennt eben auch an, dass man eine Intelligenz, im Sinne von Begabung, haben kann und eine andere eben nicht. Markus Hengstschläger ergänzt: „Es ist möglich, nur eine Intelligenz sehr stark zu besitzen, oder auch eben mehrere. Dieser Ansatz schließt aber zumindest theoretisch auch nicht aus, dass man alle oder gar keine sehr stark ausgeprägt haben kann.“

Howard Gardners Theorie unterschied ursprünglich sieben Kategorien: die sprachliche Intelligenz, die musikalische Intelligenz, die logisch-mathematische Intelligenz, die visuell-räumliche Intelligenz, die körperlich-kinästhetische Intelligenz, die intrapersonale Intelligenz sowie die sozial-interpersonale Intelligenz. Howard Gardner hat in späteren Jahren noch zwei weitere Intelligenzen zu seinem Konzept hinzugefügt: die naturalistische und die existenziell-spirituelle Intelligenz. In der Wissenschaft ist die gesamte Theorie der multiplen Intelligenzen auch heute noch umstritten.  

Von Hans Klumbies