Margarethe von Trotta nennt Ingmar Bergman als ihr Vorbild

Margarethe von Trotta ist eine der bedeutendsten Filmregisseurinnen Deutschlands. Vor kurzem erhielt sie bei der Verleihung der Bayerischen Filmpreise den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten für ihr Lebenswerk. Margarethe von Trotta, die 1942 geboren wurde, studierte Romanistik, Germanistik und Kunst. Bevor sie im Alter von 35 Jahren ins Regiefach wechselte, arbeite sie als Schauspielerin. Inzwischen hat sie dreiundzwanzig Filme gedreht – ihr jüngster handelt von „Hannah Arendt“. Den großen Filmemacher Ingmar Bergman bezeichnet Margarethe von Trotta als ihren Meister, der in ihr den Wunsch geweckt hat, Filme zu drehen. Als sie achtzehn Jahre alt war, studierte sie in Paris. Dort lernte sie filmbegeisterte Menschen kennen, die sie ständig ins Kino schleppten. In Deutschland war zu der Zeit mit dem Film noch nicht sehr viel los. Der neue deutsche Film kam laut Margarethe von Trotta erst 1965 in die deutschen Kinos.

Margarethe von Trotta hat  Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff viel zu verdanken

Auf einem unbewussten Umweg ist Margarethe von Trotta von der Schauspielerei zur Regie gekommen. Wobei sie nicht verhehlt, dass sie von den Regisseuren Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff viel gelernt hat. Volker Schlöndorff, mit dem Margarethe von Trotta verheiratet war, hat sie zwar unterstützt, aber nicht hundertprozentig, wie sie im Nachhinein meint. Margarethe von Trotta erzählt: „Er war gespalten, denn er hätte mich gerne weiter gehabt als Assistentin und Schauspielerin.“

In den 80er Jahren hat Margarethe von Trotta zusammen mit Erika Pluhar gegen die damals grassierende Frauenfeindlichkeit gekämpft. Aus heutiger Sicht verneint die Filmemacherin, dass dieser Kampf schon gewonnen ist. Doch ihrer Meinung ist insofern ein Fortschritt erzielt worden, dass Frauen heute viel mehr Möglichkeiten haben, sich auszudrücken, zum Beispiel auch als Filmregisseurin. Margarethe von Trotta sagt: „Heute gibt es so viele Regisseurinnen wie nie, sogar auch am Theater. Damals gab es überhaupt keine Theaterregisseurin.“

Margarethe von Trotta lernt bei jedem Film wieder Neues hinzu

Margarethe von Trotta muss allerdings zugeben, auf einem anderen Gebiet wenig erreicht zu haben. Und zwar, dass Zeitschriften immer noch Auflage mit nackten Frauen machen. Die Filmregisseurin stellt fest: „Es gibt mehr Porno- und Sexliteratur und nackte Frauen im Internet als je zuvor. Da haben wir nichts erreicht.“ Margarethe von Trotta erzählt, dass sie die Filmstoffe nicht zu suchen braucht, da diese zu ihr kommen. Sie muss diese dann akzeptieren und sich einverleiben.

Auf die Frage, was sie an Hannah Arendt so gereizt habe, antworte Margarethe von Trotta, dass ursprünglich ein befreundeter Redakteur die Idee zu dem Film hatte. Sie selbst habe erst abgewehrt und gedacht, dass sie es niemals schaffe, einen Film über eine Denkerin und Intellektuelle zu drehen. Margarethe von Trotta fügt hinzu: „Dann habe ich sozusagen doch Blut gerochen und mich daran begeistert. Es hat aber zehn Jahre gedauert, bis ich den Film machen konnte.“ Das Schönste an ihrem Beruf ist für die 70-jährige Filmregisseurin, dass sie bei jedem Film ständig etwas Neues lernt. Quelle: Passauer Neue Presse

Von Hans Klumbies