Versprechen müssen gehalten werden und Lügen ist nicht gestattet

Nach Immanuel Kant gibt es zahllose hypothetische Imperative der Form „Wenn du A willst, musst du B tun“, die eine Handlung eines Menschen auf bestimmte Absichten steuert. Kategorisch – also unabhängig von Absichten und Bedingungen und für alle ohne Wenn und Aber geltend – ist jedoch nur einer, der von allem Inhaltlichen absieht und die reine Form des Moralurteils darstellt. Ludger Pfeil erklärt: „Der gute Wille ist es, der dabei bereits fürs Werk zählt.“ Während andere eine Vielzahl konkreter Regeln als Anleitung zum Handeln aufstellen, kommt Immanuel Kant elegant mit dieser einzigen aus: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

Der Mensch kann nicht widerspruchsfrei nach Prinzipien handeln

Gibt es demnach nur eine moralische Regel, so bietet Immanuel Kant doch auch andere – für ihn in der Aussage identische – Formulierungen dieses kategorischen Imperativs an. Eine anschaulichere lautet: „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte.“ Dadurch würde der Mensch in seiner Vorstellung als Handelnder zu einem Gott, der die Welt nach seinem Willen schafft. Ludger Pfeil erläutert: „Kein Wunder, dass man da gleich den Druck der Verantwortung spürt.“

Im täglichen moralischen Leben kommt man nicht alleine mit der geschmeidigen Leerformel aus; man muss die angesprochenen Maximen auch als konkrete Pflichten ausformulieren. Das tut Immanuel Kant in einigen Beispielen: Versprechen müssen gehalten werden, Lügen ist nicht gestattet, und Notleidenden muss man helfen. Das erste Prinzip ergibt sich daraus, dass Versprechen ohne Einhaltung nichts wert sind. Immanuel Kant zeigt auch, dass man nicht widerspruchsfrei nach Prinzipien handeln kann.

Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz

Ludger Pfeil stellt klar. „Moralisches Handeln besteht für Immanuel Kant nicht, wie man es vielleicht als Jugendlicher empfunden haben mag, als Erledigung lästiger, von außen auferlegter Pflichten, sondern in freier Unterwerfung unter das Gesetz der praktischen Vernunft, das damit einen Beweis der eigenen Freiheit liefert.“ Pflicht ist nach Immanuel Kant „die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz“. Immanuel Kant meint allerdings durchaus nicht, dass mit dem Handeln aus Pflicht keine positiven Gefühle verknüpft sein können.

Immanuel Kant will die Menschen vor allem zu einer autonomen, vernunftgestützten Prüfung ihrer eigenen Handlungsprinzipien verpflichten, die jeden Einzelnen zum moralischen Gesetzgeber aufwertet. Diese prinzipiell in allen Menschen angelegte – wenn schon nicht von allen ausgelebte – Kompetenz begründet den Status der eigenen Person, auf dem letztlich auch die Würde als Mensch beruht. Eine weitere Ausgestaltung des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant lautet: „Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ Quelle: „Du lebst, was du denkst“ von Ludger Pfeil

Von Hans Klumbies