Kurt Langbein erklärt den Menschen zu einem Gesamtkunstwerk

Kurt Langbein findet es bemerkenswert, wie lange ein so komplexes Lebewesen wie der Mensch gesund bleibt und welche Belastungen es unversehrt übersteht. Der Mensch ist für ihn ein Gesamtkunstwerk, das jeden Tag milliardenfach weiterentwickelt wird. Das Prinzip Kooperation, auf dem die Menschen auf dem Pfad der Evolution so weit gekommen sind, ist auch im Inneren des Organismus am Werk. Kurt Langbein erklärt: „Es ist eine fast unvorstellbare Vernetzung von miteinander kommunizierenden Zellen und Vorgängen, die unser Leben ausmacht. Und alle diese Vorgänge reagieren auf das, was gerade war: Alles in uns lernt permanent und ist damit auch fähig, sich weiterzuentwickeln.“ Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“.

Die Zellen erneuern sich ständig und erhalten den Menschen damit gesund

Obwohl das menschliche Genom inzwischen längst entschlüsselt ist, sind tausendfache Versuche, mit genetischen Therapien die großen Volkskrankheiten zu bekämpfen, gescheitert. Je genauer die Wissenschaftler das Genom beschreiben können, desto genauer wissen sie, wie wenig sie eigentlich wissen. Eines ist ihnen allerdings klar: Gene steuern nicht nur, sie werden auch von anderen Bestandteilen der Zellen gesteuert. Und seit gut zehn Jahren wissen sie auch, dass Gene die Möglichkeit haben, Erfahrungen des Organismus zu speichern und damit ihre Arbeitsweise zu ändern.

Die Bausteine des menschlichen Lebens sind die Zellen. Und diese arbeiten auf unglaublich komplexe Art zusammen, um das Gesamtkunstwerk Mensch am Leben zu erhalten. Kurt Langbein fügt hinzu: „Sie erneuern sich ständig und erhalten uns damit gesund. Sie haben beeindruckende Fähigkeiten, Defekte zu reparieren und aus dem Ruder gelaufene Funktionen wieder stimmig zu machen.“ Dabei spielen die Stammzellen, jene Bausteine des Lebens, die noch nicht für Spezialaufgaben ausgeformt sind, eine Hauptrolle.

Stammzellen gibt es in fast allen 220 unterschiedlichen Gewebearten des Menschen

Zur Erneuerung im laufenden Betrieb sind alle menschlichen Organe fähig. Selbst im Gehirn werden, wenn auch in eingeschränktem Umfang, ein Leben lang neue Nervenzellen gebildet. Um ihre ungewöhnliche Arbeit zu verrichten, brauchen die Zellen ein besonderes Umfeld, die sogenannten Stammzellennischen. Kurt Langbein erläutert: „Die Nachbarzellen in diesen Nischen setzen Wachstumsfaktoren und andere Substanzen frei, mit denen die Fähigkeiten der Stammzellen aufrechterhalten werden.“

Stammzellen sind inzwischen in fast allen der 220 unterschiedlichen Gewebearten des menschlichen Körpers entdeckt worden. Im Laufe der Evolution war vor allem die Sicherung der körperlichen Außengrenzen überlebenswichtig. Kurt Langbein betont: „Die Selbstheilung funktioniert bei den Organen besonders gut, die der Umwelt ausgesetzt sind. Haut, Schleimhäute, Bronchienoberfläche und Darm bleiben durch ständige Regeneration intakt.“ Neben der Fähigkeit der Erneuerung verfügt der Körper zudem über ein ausgeklügeltes System der Abwehr von Erkrankungen.

Von Hans Klumbies