In Gefahrensituationen ist gesunder Stress überlebensnotwendig

Seine Entwicklungsgeschichte hat dem Menschen die Fähigkeit verliehen, mit Gefahren und Herausforderungen durch neue Situationen ganz gut fertigzuwerden. Dabei spielt die Stressreaktion eine bedeutende Rolle. Kurt Langbein fügt hinzu: „Würde Stress keine körperlichen Auswirkungen haben, hätten es unsere Vorfahren nicht weit geschafft.“ Alle Reaktionen, die unter dem Begriff Stress zusammengefasst werden, bewirken zunächst einmal nichts, was die Gesundheit beeinträchtigen könnte. Eher ist das Gegenteil der Fall: In akut bedrohlichen Situationen wird der Kreislauf und die Atmung aktiviert, das Schmerzempfinden heruntergefahren, jede Zelle im Körper auf den Modus für Höchstleistungen geschaltet und das Immunsystem vorsorglich angekurbelt. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein aktuelles Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

Stress löst eine Kaskade von Nervenreaktionen im ganzen Körper aus

Stress wird zunächst durch Angst erzeugt. Jeder Mensch kennt das Gefühl, das sich einstellt, wenn man plötzlich nicht mehr weiterweiß, weil ein schwerwiegendes Ereignis unerwartete Herausforderungen bereithält. Kurt Langbein ergänzt: „Der Bauch grummelt, das Herz pocht, manchem wird schwindlig, die Hände werden feucht. Die im Hirn einlangende Information – etwa über den drohenden Verlust einer geliebten Person oder des Jobs – löst eine Kaskade von Nervenreaktionen im ganzen Körper aus.“

In Bruchteilen von Sekunden werden alle vorhandenen Informationen nach Lösungen durchsucht, gleichzeitig schlagen die verzweigten Nervenfortsätze überall im Körper Alarm. Jedes Organ reagiert sofort. Die Stressaktion setzt den Menschen nicht nur in die Lage, Gefahren zu meistern, erklärt der Neurobiologe Gerald Hüther, sondern sie sorgt auch kurzfristig und im Laufe des Lebens immer wieder dafür, dass Verschaltungen im Gehirn, die sich zunächst als günstig erwiesen, sich aber dann als untauglich präsentiert haben, wieder verändert werden.

Angst und Stress können sich zu einem Dauerzustand entwickeln

Kurt Langbein fasst zusammen: „Angst und der von ihr ausgelöste Stress sind deshalb auch der Motor zum Umgang mit Gefahren und für alle grundsätzlichen Veränderungen.“ Doch wenn die Reaktion im Notfall zu keiner brauchbaren Lösung führt, wird die Stressreaktion chronisch. Dann fühlen sich die Betroffenen schlecht, schlafen unruhig, fühlen sich ohnmächtig und reagieren gereizt bis aggressiv. Der Alarmzustand im gesamten Körper bleibt bestehen, doch das System ist darauf nicht eingerichtet. Daher ist es kein Wunder, das irgendwann irgendwo im Körper die Sicherungen durchbrennen.

Daher ist es nur zu verständlich, dass der Turbo-Betrieb einer Stressreaktion bald wieder einen Ausgleich benötigt. Kurt Langbein erläutert: „Deshalb sorgt ein fein ausgeklügeltes Rückkopplungssystem dafür, dass die Produktion der körpereigenen Drogen und Abwehrstoffe nicht überschießt.“ Wo das geschieht, woran ein Mensch also erkrankt, hat laut Kurt Langbein wiederum viel mit den Umweltbedingungen zu tun, die einzelne Organe schon länger belastet haben – und mit den Schwachpunkten des menschlichen Körpers, die man durch Vererbung mitbekommen hat.

Von Hans Klumbies