Das Grundprinzip der menschlichen Evolution ist die Kooperation

Der Mensch ist für Kurt Langbein ein Erfolgsmodell. Er hat sich Lebensumfelder eingerichtet, die ihn in die Lage versetzen, ein weit höheres Alter zu erreichen, als es in der Natur sonst üblich ist. Die jungen Erwachsenen von heute können davon ausgehen, so an die 90 Jahre alt zu werden, wenn ihnen nichts Ungewöhnliches passiert. Schon heute werden viele Europäer bereits über 80 Jahre alt. Dass drei bis vier Generationen eines Lebewesens gleichzeitig am Leben sind, kommt in der Natur sehr selten vor. Der moderne Mensch hat das geschafft. Als Kurt Langbein sich auf einen Fernsehfilm vorbereitete, der sich mit der Frage beschäftigte, ob Altruismus oder Gier die zentrale Eigenschaft des Menschen ist, hat er den Neurologen, Mediziner und Psychiater Joachim Bauer kennengelernt. Kurt Langbein ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neuestes Werk heißt „Weissbuch Heilung“. 

Das Gehirn der Menschen ist auf Zusammenarbeit und Fairness ausgerichtet

Joachim Bauer vertritt die These, dass das Erfolgsrezept des Menschen Kooperation, Zusammenhalt und Intelligenz ist. Mit dem längeren Überleben kann auch der komplizierte Vorgang der Weitergabe von Erfahrung und damit Kultur wesentlich besser gelingen. So verbessern zum Beispiel die helfenden Großeltern die Vorraussetzungen, zu lernen und Erfahrung zu gewinnen. So konnten die Menschen eine immer komplexer organisierte Gesellschaft aufbauen, die Arbeit aufteilen und ständig kompliziertere Techniken entwickeln.

Kurt Langbein schließt sich dem Credo Joachim Bauers an und erklärt: „Das Grundprinzip der Evolution ist eben nicht Egoismus, das Grundprinzip der Evolution höherer Lebewesen ist Kooperation.“ Dementsprechend ist das Gehirn des Menschen auf Zusammenarbeit und Fairness ausgerichtet. Die meisten Menschen teilen gerne und ohne Zwang, und sie reagieren verletzt, wenn andere als Trittbrettfahrer die Regeln nicht einhalten. Und wirkliche Schmerzen bereitet es dem menschlichen Gehirn, wenn ein Mensch ausgegrenzt, entwürdigt oder gedemütigt wird.

Mangelnde Befriedigung bei der Arbeit führt zu ernsten Gesundheitsproblemen

Die Zahl der Jahre, die Menschen bei guter Gesundheit verbringen dürfen, steigt sogar noch schneller an als jene der Lebensjahre. Kurt Langbein erläutert: „Zurzeit verbringt in Europa der Durchschnitts-Mensch 63 Jahre seines Lebens bei voller Gesundheit.“ Wird ein Mensch dagegen oft von Krankheiten gepeinigt, könnte das an seinem Lebensstil liegen. Rauchen, Mangel an Bewegung und Übergewicht gelten ohne Zweifel als bedeutsame Faktoren für das Risiko, an einem der großen chronischen Gesundheitsprobleme zu erkranken.

Doch es gibt laut Kurt Langbein noch andere Faktoren, die das Krankheitsrisiko und die Lebenserwartung viel stärker bestimmen als das Körpergewicht und ein ungesunder Lebensstil. Es ist der Einfluss, den die Menschen auf die Umstände ihres Lebens haben und die Chancen sich als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu fühlen. Studienergebnisse belegen zudem, dass mangelnde Befriedigung bei der Arbeit für die Gesundheit viel riskanter ist als eine auf den ersten Blick stressigere, aber dafür eher sinnstiftende Tätigkeit.

Von Hans Klumbies