Künstliche Intelligenz hat nichts mit Science Fiction zu tun

Die Künstliche Intelligenz, abgekürzt KI, wird die vierte industrielle Revolution erheblich beschleunigen. Maschinen werden sich in nicht ferner Zukunft erinnern können, sie werden Muster erkennen und „vernünftig“ reagieren. Als vierte industrielle Revolution, auch Industrie 4.0 genannt, bezeichnet man die digitale Vernetzung der Produktion und ganzer Wertschöpfungsketten vom Rohstofflieferanten über Zwischenverarbeiter bis zum Verbraucher. Der gesamte Prozess wird digital begleitet und optimiert. Davon gibt es einiges schon heute: Die Rückverfolgbarkeit von Produkten bis zum Lieferanten gibt eine Ahnung davon. Künftig soll aber jedes Produkt seine eigene Identität in einem Chip mit sich tragen. Dieser Chip enthält alle produktrelevanten Daten des Werkstücks, von seiner Herkunft über seine Bearbeitung bis zu seinem Endeinsatz und eventuell seiner Wiederverwertung. Als Gegenstück werden auch alle Anlagen der industriellen Produktion ihre Produktionsdaten über auslesbare Chips preisgeben.

Künstliche Intelligenz ist angewandte Mathematik

Früher hatten Maschinen keinen Spielraum für Entscheidungen. In der neuen Industrie 4.0 entscheiden Roboter, welcher Arbeitsschritt notwendig ist, allerdings bisher noch im Rahmen vorgegebener Modelle und Muster. Ein Produkt erkennt, zu welcher Maschine es muss, der Roboter erkennt, was er damit tun muss. Indem die gesamte Produktion in bestimmten Branchen digital erfasst ist und abgebildet werden kann, erlauben Simulationsprogramme, dass man die Entwicklung von Produkten, Versuchsanordnungen, Test und Umrüstungen von Maschinen zunächst digital vornimmt.

Dadurch muss man kein Stück Material bewegen, verursacht keinen Ausschuss und sorgt somit für geringe Entwicklungskosten. Viele teure Prototypen, die oft beim ersten Test kaputtgehen, müssen nicht mehr gebaut werden, weil der Simulator errechnet, dass der entsprechende Typ nicht funktioniert. Auch das ist eine sogenannte Form Künstlicher Intelligenz, aber immer noch eine bescheidene. Künstliche Intelligenz macht vielen Menschen Angst, ist aber im Grunde nicht mehr als angewandte Mathematik – und hat nichts mit Science-Fiction zu tun.

Maschinen denken nicht

Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, beschreibt das Phänomen Künstliche Intelligenz wie folgt: „Maschinen denken ja nicht. Sie sind einfach in der Lage, aus großen Datenmengen Muster zu erkennen, Rückschlüsse zu ziehen und so zu lernen.“ Deren größter Vorteil liegt in der Arbeitsgeschwindigkeit moderner Speicherchips – ermöglicht durch die In-Memory-Technik, die auf die Trennung von Arbeitsspeicher (Chip) und Datenspeicher (Festplatte) verzichtet und alles auf Grafikprozessoren verarbeitet.

Sie wurde zunächst für Computerspiele entwickelt. Dieser Durchbruch in der Hardware wurde ergänzt durch neue Programmiersprachen. Damit ist man in der Lage, große Datenmengen in kurzer Zeit nach bestimmten Mustern oder nach Abweichungen von diesen Mustern zu durchsuchen. Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz können mehr Daten verknüpft und die Welt realistischer abgebildet werden als es ein Mensch je zustande bringen könnte. Der Computer optimiert zudem riesige Mengen von Daten, die jede Hirnkapazität überfordern würde. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Von Hans Klumbies