Kreuzallergien zwischen Blütenstaub und Obst

Immer mehr Pollenallergiker reagieren auch auf bestimmte Nahrungsmittel allergisch. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Diesen Trend bestätigt Professor Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden: „Fast jeder fünfte Europäer leidet unter einer Pollenallergie, und die meisten Allergiker gegen Birkenpollen entwickeln mit der Zeit auch eine Allergie gegen Nahrungsmittel.“ Am besten erforscht sind Kreuzallergien zwischen Birkenpollen und Allergien auf Steinobst wie Pfirsich, Kirsche, Haselnuss oder Apfel.

Selbst ein Kuss kann eine Nahrungsmittelallergie auslösen

Wer von einer solchen Allergie betroffen ist, bei dem können nach einem herzhaften Biss in einen Apfel im Mund juckende Quaddeln entstehen. Prof. Ludger Klimek beschreibt die Folgen: „Die allergisch-anaphylaktische Reaktion reicht von Zungen- und Lippenbrennen über Schleimhautschwellungen, Halskratzen, Gaumenjucken bis hin zur akuten Atemnot.“ Weitere Symptome sind: Blockade der Nase, Augenjucken, Fließschnupfen oder Schwellungen an den Ohren.

Besonders viele Menschen sind auf Sellerie allergisch. Mehr als 50 Prozent dieser Personen vertragen auch keine Karotten, Paprika, Curry, Anis, Fenchel, Koriander, Kümmel, Kamille und Dill. Die Betroffen können schon darunter leiden, wenn ein anderer Mensch eines dieser Nahrungsmittel isst. Der Schweizer Allergologe Brunello Wüthrich hat festgestellt, dass eine Nahrungsmittelallergie sogar durch das Küssen ausgelöst werden kann. Bei einer Frau schwollen die Zunge und die Lippen stark an, nachdem sie ihren Freund geküsst hatte, der kurz davor einen Apfel gegessen hatte.

Eine Erdnussallergie kann tödlich sein

Noch rätseln die Allergologen darüber, warum nicht nur die Zahl der Allergiker, sondern auch die Kreuzallergien deutlich im Vormarsch sind. Brunello Wüthrich glaubt, dass dafür der steigende Verzehr von exotischen Früchten und die ungesunde Ernährung durch Fastfood verantwortlich sind: „Wir verzeichnen eine Zunahme der Fälle von Kiwi-, Mango-, Litschi-, Sesam-, Buchweizen-, Soja-, Kichererbsen- und vor allem von lebensbedrohenden, ja tödlich verlaufenden Erdnussallergien.“

Während beispielsweise Heuschnupfen sehr gut mit einer Immuntherapie behandelt werden kann, gibt es bei Nahrungsmittelallergien noch keine ausgereifte Behandlungsmethode. Prof. Ludger Klimek erklärt: „Die wichtigste und erfolgreichste Therapie ist im Vermeiden der entsprechenden Lebensmittel zu sehen. Mitunter ist das schwer einzuhalten, da die Allergene oftmals versteckt und nicht deklarationspflichtig in Nahrungsmitteln vorhanden sind und es so manchmal überraschend zu einer schweren allergischen Reaktion kommt.“

Rotationskost oder Diäten sind nicht empfehlenswert

Prof. Ludger Klimek rät, dass sich Allergiker ausführlich über die wichtigsten Verhaltensmaßregeln im Ernstfall aufklären lassen sollten. Ein spezielles Notfall-Set kann dem Patienten bei einem Allergieschub möglicherweise das Leben retten. Die Patienten können ihren Arzt auffordern, sie nicht nur in den Umgang mit der Notfallapotheke einzuweisen, sondern auch gründlich zu schulen.

Allergologen weisen immer wieder darauf hin, dass es keine einheitliche Kostform gibt, die Nahrungsmittelallergikern generell empfohlen werden kann. Für die positive Wirkung der so genannten Rotationskost oder Diäten, die durch Bestimmungen von Antikörpern ermittelt werden, gibt es keine wissenschaftliche Grundlage.

Von Hans Klumbies