Durch Meditation kommt man seinen Gedanken und Gefühlen näher

Glückliche Menschen sind ziemlich allein. Mit sich selbst im Reinen zu sein, genügt ihnen auch, weil sie dann mit allem verbunden sind. Gefühle sind immer Zustände des Sich-Selbst-Erlebens in Bezug auf die Umwelt. Klaus Biedermann erläutert: „Emotionale Qualität erreichen Sie durch bewusste Selbstwahrnehmung: durch Erkennen der jeweils vorhandenen Gedanken, der daraus resultierenden Emotionen und der sich daraus ergebenden notwendigen Veränderungen. Machen Sie sich bewusst, ob Gefühle wie Freude, Angst, Überraschung, Wut, Ekel oder Trauer etwas mit Ihnen machen oder ob Sie diese Gefühle beherrschen.“ Emotionale Intelligenz erfordert Verantwortungsbereitschaft sowie die Bereitwilligkeit, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, in der man es sich so herrlich eingerichtet hat. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

Eine objektive Wahrheit gibt es nicht

Meditation ist für Klaus Biedermann ein ausgezeichnetes Mittel, seinen Gedanken und Gefühlen näherzukommen, ohne diese sofort bewerten zu müssen. Außerdem kann ein ausgeglichener, in sich ruhender Mensch viel besser auf seine Umgebung eingehen. Er wird nicht mehr zum Spielball der Emotionen seiner Mitmenschen und andere werden gerne mit ihm zusammen sein, weil sie spüren, dass auch sie nicht bewertet werden. Sie dürfen sein, wie sie sind.

Die menschliche Wahrnehmung bildet niemals ein Abbild der Realität. Das Gehirn konstruiert zunächst etwas, das es anschließend für wahr hält. Eine objektive Wahrheit gibt es also nicht. Klaus Biedermann erklärt: „Der Konstruktivismus ist eine Erkenntnistheorie, die davon ausgeht, dass Wirklichkeit nicht von sich aus vorhanden und somit zugänglich ist, sondern vom Individuum konstruiert wird.“ Das heißt: Jeder Mensch nimmt die Welt anders wahr, weil das menschliche Unterbewusstsein Dinge hervorhebt oder sogar neu in das Sichtfeld einfügt, die ihm als wichtig erscheinen.

Alles im Leben ist miteinander verbunden

So kann der Mensch seiner eigenen Wahrnehmung theoretisch gesehen nicht trauen, da diese immer verzerrt ist. Auch jede Person wird von verschiedenen Menschen jeweils anders wahrgenommen und bewertet. Demnach ist ein Erkennen der „Realität“ unmöglich. Jeder kann sein praktisches Wissen aus der eigenen Erfahrung ausbauen, ohne auf die Realität außerhalb der Erfahrung Bezug zu nehmen. Der Mensch befindet sich also in einem Raum, vergleichbar mit einem Kinosaal, den er sein Leben lang nicht verlassen kann.

Dieser Raum ist sein Gehirn. In seinem Kino sieht er seinen eigenen Film über die Realität; folglich kann es nie eine einheitliche Realität geben. Als systemischer Coach betrachtet Klaus Biedermann das Individuum nie allein als solches, sondern nimmt es immer auch in seinen Beziehungen wahr. Das heißt nicht, dass jedes Problem eine systemische Ursache hat, die meisten Probleme jedoch sind sehr stark systemisch geprägt. Signifikant fallen bei Burn-out-Betroffenen belastende Erlebnisse in der Kindheit oder im System der Ursprungsfamilie auf; auch hier zeigt sich, dass alles im Leben miteinander verbunden ist. Quelle: „Burn-In statt Burn-Out“ von Klaus Biedermann

Von Hans Klumbies