Julie Christie spielte die Lara im Film "Doktor Schiwago"

Die Filmschauspielerin Julie Christie wurde am 14. April 1941 auf einer Teeplantage in Assam geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in England, wo sie ein Nonneninternat besuchte. Als sie dort rausflog, tauchte sie in die faszinierende Welt des Swinging London ein. 1965 erhielt sie die Hauptrolle in dem Film „Darling“, bei dem John Schlesinger Regie führte. Sie spielte darin eine junge Frau, die als Modell auftritt und schauspielert, ohne Gewissensbisse mit unterschiedlichen Männern Sex hat und aus purer Langeweile Diebstähle begeht. Für die Darstellung des karrierehungrigen und freizügigen Fotomodells Diana erhielt Julie Christie 1966 den Oscar verliehen, wodurch sie über Nacht zum Superstar wurde.

Das amerikanische Magazin Life kürt Julie Christie zur „Anti-Göttin“

Das Magazin Life widmete Julie Christie die Titelseite und nannte sie „Die Anti-Göttin“, nachdem sie die weibliche Hauptrolle der Lara in „Doktor Schiwago“, unter der Regie von David Lean, gespielt hatte. Anschließend spielte sie eine Doppelrolle in dem Film „Fahrenheit 451“ unter dem französischen Regisseur François Truffaut. Sie trat sowohl als brave Ehefrau als auch als eine Lehrerin, die von Zweifeln geplagt ist, auf. Danach spielte sie wieder für John Schlesinger in dessen Verfilmung „Die Herrin von Thornhill.“

So unterschiedlich die Filmrollen der Julie Christie auch waren, eines war immer gleich: ihr fragender, leise zweifelnder Blick. In den 70iger Jahren des vergangen Jahrhunderts drehe Julie Christie nur wenige Filme: „Der Himmel kann warten“ (Regie: Warren Beatty und Buck Henry), „MacCabe & Mrs. Miller“ (Regie: Robert Altman), „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (Regie: Nicolas Roeg), und „Shampoo“ (Regie: Jackie Shawn).

Bei der Auswahl ihrer Filmrollen achtete Judie Christie auf Qualität und Niveau

Julie Christie war eine streitbare Frau. Das bewies sie als Juryvorsitzende der Berlinale von 1979. Die Ostblockländer boykottierten damals das Filmfestival, weil Michael Caminos Film „Deer Hunter“ dort gezeigt wurde. Julie Christie unterstützte den Boykott und sagte: „Ich bin der Ansicht, dass ein Film, der die Bevölkerung eines kleinen Landes, das einen erfolgreichen Guerillakrieg gegen eine riesige Invasionsmacht geführt hat, als fremdartigen, untermenschlichen Mob porträtiert, genau die Sorte von Rassismus ermutigt, die den Krieg überhaupt erst ermöglicht hat.“

Julie Christie achtete auch bei der Wahl ihrer Filmrollen auf Niveau und Qualität. Obwohl ihr der Drehbuchautor Paul Schrader die Rolle der Kundin und Geliebten von Richard Gere in dem Film „American Gigolo“ auf den Leib geschrieben hatte, lehnte sie das Angebot ab, da er das Drehbuch zu frauenfeindlich erschien. Nach ihrer feministischen Hochphase fand sie allerdings heraus, dass Männer ein Teil der Wirklichkeit sind, mit denen man sich arrangieren muss. Julie Christie sagte: „Früher dachte ich, die Problematik des männlichen Egos würde eines Tages verschwinden. Tatsächlich taucht sie aber immer wieder auf.“

Von Hans Klumbies