John Stuart Mill philosophiert über die Gesellschaft

John Stuart Mill vertrat die These, dass es die Interessen der Menschen sind, die eine Gesellschaft begründen und nicht ein Vertrag, aus dem soziale Verpflichtungen abzuleiten wären. Durch den Schutz der Gemeinschaft ist jeder einzelne verpflichtet, gewisse Leitlinien den anderen gegenüber zu beachten und seine Interessen nicht zu verletzen. Außerdem muss jeder Mensch seinen Anteil an notwenigen Mühen und Opfern tragen, um die Gesellschaft und ihre Mitglieder vor Unrecht und Unannehmlichkeiten zu bewahren. Indem das Individuum seine Persönlichkeit entfaltet, fördert es laut John Stuart Mill den Fortschritt und das Glück der gesamten menschlichen Gesellschaft.

Das Parlament muss die Interessen der englischen Arbeiterklasse aufgreifen

Wenn ein Mensch an den Fortschritt glaubt, ist es sein einziges Interesse die Zukunft offen zu halten. Für John Stuart Mill ist der Grundsatz einleuchtend, dass der Staat von jedem Bürger bis zu einem gewissen Grad Bildung fordern und erzwingen kann. Jeder Mensch muss befähigt werden, seine Lebensrolle selbst zu spielen und zum allgemeinen Fortschritt der Gesellschaft beizutragen. Auch der Mensch, der in der Massengesellschaft des Industriezeitalters lebt, hat für Mill ein Anrecht auf eine menschenwürdige Existenz und auf menschliches Glück.

Da sich die englische Arbeiterklasse zu Lebzeiten John Stuart Mills in einer schlechten geistigen und moralischen Verfassung befand, plädierte er dafür, die Interessen der Arbeiterklasse im Parlament zu präsentieren, um deren Lage zu verbessern. Nur wenn die Parlamentarier die Wünsche, die Beschwerden und Gefühle dieser Klasse kennen, können sie die Gesetzgebung nach allgemeinen Interessen gestalten und so den allgemeinen Nutzen und das Glück aller fördern.

John Stuart Mill tritt für die Gleichberechtigung der Frauen ein

Außerdem war John Stuart Mill der Ansicht, dass eine allgemeine Erziehung und Ausbildung für die Arbeiter nötig ist. Die Arbeiterklasse sollte die Möglichkeit haben, höchste persönliche Freiheit mit gerechter Verteilung der Arbeitserträge zu erlangen. Das Glück und die höchste Vollendung der menschlichen Natur sind nur möglich, wenn individuelles Eigentum, gemeinsames Eigentum an den Produktionsmitteln sowie eine gerechte Verteilung der Produkte gegeben ist. Zwischen Unternehmern und Arbeitern sollte eine Partnerschaft, anstelle organisierter Feindschaft treten.

Auch über die Emanzipation der Frau hat sich John Stuart Mill seine Gedanken gemacht. Für ihn war die Befreiung der Frauen aus dem Zustand der Unterwerfung die größte Herausforderung für die Schaffung des allgemeinen Glücks. Dass die Frauen an der Entfaltung der Persönlichkeit gehindert wurden, war für ihn ein hinderliches Relikt aus der Vergangenheit, das unbedingt beseitigt werden müsse.

Im ehelichen Zusammenleben dürfen nicht mehr Befehl und Gehorsam dominieren, sondern Sympathie und Übereinkunft. Den Frauen müsse ermöglicht werden, ihre Berufe frei zu wählen und den gewünschten Tätigkeiten nachzugehen. Das Parlament ist verpflichtet, die Gleichberechtigung der Geschlechter zu sichern.

Von Hans Klumbies