Jesse Prinz forscht nach dem Ort des Geistes im Körper

Zu den geistigen Dingen zählt Jesse Prinz Vorstellungen, Gedanken und Gefühle. Er setzt als bekannt voraus, dass der Geist eine enge Verbindung zum Gehirn hat. Wenn Philosophen der komplizierten Frage nachgehen wie menschliche Gehirnzellen mit den Emotionen zusammenhängen, spricht man vom „Geist-Körper-“ oder „Leib-Seele-Problem“.  Jesse Prinz erklärt: „Dieses Leib-Seele-Problem“ ist deshalb so herausfordernd, weil der Geist über Eigenschaften verfügt, die offenbar sonst nirgendwo in der natürlichen Welt vorkommen.“ Viele geistige Vorgänge sind den Menschen nicht nur bewusst, sondern haben dazu noch die Eigenschaft, sich Dinge vorstellbar zu machen. Jesse Prinz ist Professor für Philosophie an der City University of New York.

René Descartes trennt den Geist vom Körper

Man nennt Philosophen Dualisten, wenn sie Anhänger der Theorie sind, dass der Körper grundsätzlich vom Geist getrennt ist. Einer der berühmtesten Verfechter dieser Philosophierichtung ist René Descartes. Er vertrat die These, dass man zwar die Existenz des menschlichen Körpers bezweifeln kann, aber nicht die Existenz des menschlichen Verstandes, weil der Zweifel selbst schon ein Geisteszustand ist und somit die Existenz des Verstandes bestätigt. Aus dieser Kernidee entwickelte er seinen berühmten Spruch: „Cogito, ergo sum.“

Dieser Ansatz ist allerdings nicht sehr überzeugend. Jesse Prinz erklärt: „Die Tatsache, dass man die Existenz des Körpers bezweifeln kann, aber nicht die des Verstandes, beweist nicht, dass der Geist ohne den Körper existieren könnte.“ Das heißt also, auch wenn man sich zwei Dinge als getrennt vorstellen kann, beweist das noch nicht, dass sie auch tatsächlich getrennt sind. Deshalb gibt es Philosophen, die den Dualismus zurückwiesen und eine monistische Sichtweise bevorzugten, die von der Existenz nur einer Art der Substanz ausgeht.

Die Theorien der Identitäts-Theoretiker und Funktionalisten

George Berkeley sprach sich für den Idealismus aus, nachdem die einzige Substanz die existiert geistig sein müsse. Für ihn waren körperliche Wesen nichts anderes als Vorstellungen des Verstandes, weshalb es für ihn nicht erstaunlich war, dass der Mensch sie durch seine Gedanken und Absichten beeinflussen kann. In der Gegenwart gibt es eine weitere Variante des Monismus, der Materialismus, nach dem nur Materie oder körperliche Stofflichkeit existiert. Allerdings ist hier die Frage ungelöst, wie der Geist aus der Materie entsteht.

Gehirnforscher haben herausgefunden, dass scheinbar jede geistige Episode mit ihrer Aktivität zu irgendeiner Stelle des Gehirns in Beziehung gesetzt werden kann. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass Geisteszustände identisch mit solchen des Gehirns sein können. Materialisten, die so denken, werden laut Jesse Prinz „Identitäts-Theoretiker“ genannt. Es gibt noch eine andere Theorie des Leib-Seele-Verhältnisses, die des Funktionalismus. Jesse Prinz erläutert: „Danach ist das Ausschlaggebende für eine einzelne innere Erfahrung nicht ihre biochemische Zusammensetzung, sondern die Rolle, die sie in unserem Geistesleben und dem daraus folgenden Verhalten spielt.“

Von Hans Klumbies